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Ausgesprochen - KAPUSTEs Kolumne: War es Bethlehem?

Unserem Kolumnisten ist nichts eingefallen. Außer einem Brief von Kindern. Und die haben Fragen an den alten Knacker. Und was für welche!

Stand:

Mir ist nichts für eine Kolumne eingefallen. Stattdessen bringe ich die Mail einer Potsdamer Schülerin, die mich gestern erreicht hat.

„Sehr geehrter Herr Kapuste, wir sind Schülerinnen und Schüler einer Projektgruppe ,Weihnachtliches Brauchtum’. Können Sie uns helfen? Wir sind sehr an Ihrer Meinung interessiert, nur Sophie meint, wir sollten keinen alten Knacker fragen. Sie sehen, ich bin ganz offen zu Ihnen. Hier sind unsere Fragen:

Weihnachten ist am 24. Dezember, doch die Schokoladen-Weihnachtsmänner stehen bereits im Oktober in den Geschäften. Was halten Sie von Vanessas Vorschlag, in Zukunft der Ordnung halber jeweils das gesamte erste Halbjahr den Schokoladen-Hasen und das ganze zweite Halbjahr den Weihnachtsmännern zu reservieren?

Den Kindern wird weisgemacht, Santa Claus kutschiere mit seinen Rentieren durch die Luft. Ist das nicht schon deshalb Quatsch, weil die Flugrouten über Potsdam weiterhin ungeklärt sind? Ich weiß das, weil ich mit meiner Mutter bei einer Demo gegen Fluglärm war und ein Transparent tragen musste.

Warum glauben die Erwachsenen, Kinder seien so doof, dass sie die vor den Geschäften lungernden Gestalten mit den schief angeklebten Bärten und den verrutschten Mützen für echte Weihnachtsmänner halten?

Leonhard fragt, ob Glühwein-Trinken ein alter Weihnachtsbrauch sei, bei dem man unbedingt mitmachen müsse. Sein Vater und sein Onkel lassen sich jeden Abend nach der Arbeit volllaufen, jammern danach aber immer über höllische Kopfschmerzen.

Und dann noch dies: Warum feiern wir eigentlich Weihnachten? Sophie meint, das sei egal, Hauptsache wir kriegen Geschenke. Meine Mutter, die unheimlich biologisch lebt, sagt, das hänge mit der Geburt eines Kindes vor über 2000 Jahren in Jerusalem zusammen. Oder war es Bethlehem? In einem Stall, ähnlich wie der Bio-Bauernhof, wo wir unser Gemüse und Obst einkaufen. Später habe sich dieser Mensch vorbildlich ökologisch verhalten, lobt meine Mutter, und nur Fische und Weintrauben aus der Region gegessen, mit alternativer Medizin Menschen geheilt und bei jedem Wetter Sandalen getragen. Sie meint, wir könnten das mal in der Bibel nachlesen. Aber die soll mehr Seiten als drei „Harry Potter“-Bücher zusammen haben!

Ich hoffe auf Ihre Antwort. Das mit dem „alten Knacker“ dürfen Sie nicht persönlich nehmen. So ist Sophie nun mal. Dafür schafft sie am Reck einen irren Bauchaufschwung.

Freundliche Grüße

Larissa Tiefenstapel, Klasse 7c, Helmboldstein-Gymnasium“

Unser Autor ist ehemaliger Stadtverordneter der CDU und war Vorsitzender des Ausschusses für Kultur. Er lebt in Eiche.

Eberhard Kapuste

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