Von Guido Berg: Wärme aus der Potsdamer Tiefe
Stadtwerke wollen Fördermittel für so genannten „Aquifer“ im Bornstedter Feld und in Zentrum-Ost
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Bornstedter Feld/Zentrum-Ost - Die Stadtwerke Potsdam haben konkrete Pläne zur Errichtung von zwei Tiefenwärmespeichern in Potsdam. Wie Wilfried Böhme, Technikchef der zu den Stadtwerken gehörenen Energie und Wasser Potsdam GmbH (EWP), am Donnerstagabend im Umweltausschuss ausführte, wolle die EWP versuchen, bei der Zukunftsagentur Brandenburg (ZAB) das Vorhaben als „Leuchtturm- oder Pilotprojekt“ vorzustellen und zu erkunden, ob das Vorhaben öffentlich gefördert werden kann. Bislang würden nur Erdwärmeprojekte mit Bohrtiefen über 500 Meter Tiefe gefördert. Die von der EWP geplanten Bohrtiefen liegen dagegen bei nur etwa 320 Meter.
Vier Millionen Euro kostet der Bau eines Tiefenwärmespeichers, bei dem Wasser aus dem Untergrund emporgepumpt, über Wärmeaustauscher durch überschüssige Fernwärme erhitzt und wieder in die Tiefe geleitet wird. Wie Böhme gestern mitteilte, werde zuerst der Speicher im Bornstedter Feld errichtet, im Zuge des Baus des neuen Sport- und Familienbades neben der Biosphäre. Allerdings sei der im Ausschuss vorgestellte Stand zum Tiefenspeicher vorbehaltlich der Zustimmung der Gremien der EWP, deshalb könne auch noch kein genauer Realisierungszeitraum genannt werden. Das neue Bad mit Baustart in diesem Jahr soll Mitte 2012 fertiggestellt sein und mit der gespeicherten Energie aus der Tiefe beheizt werden. Der Gesamtwärmebedarf des Bades wird mit 5375 Megawattstunden pro Jahr angegeben.
Grundidee der auch als „Aquifer“ bezeichneten Tiefenspeicher ist die Nutzung überschüssiger Wärme bei der Stromproduktion des Drewitzer Gaskraftwerkes im Sommer. Bislang hat die EWP sogar teilweise Strom zugekauft, wenn die eigene Stromproduktion aufgrund des fehlenden Wärmebedarfs heruntergefahren wurde. Wirtschaftliche Effekte biete die Wärmespeicherung, in dem die hocheffiziente Kraft-Wärme-Kopplung im Potsdamer Heizkraftwerk auch im Sommer genutzt und der Zukauf von Strom unterbleiben könne. Im Winter müsse weniger Wärme produziert werden, da die Wärme aus der Tiefe genutzt werden könnte, so Böhme.
Gespeichert werde die Wärme in Erdschichten zwischen 320 und 385 Metern. Das von 22 Grad Celsius auf 80 Grad Celsius erhitzte Wasser gebe die eigene Wärme in der Tiefe an spezielle Gesteinsschichten ab. Böhme zufolge erstrecke sich die Speicherung in der Tiefe auf einer Fläche von fünf bis sechs Quadratkilometern. 65 Prozent der gespeicherten Wärme könnte im Winter wieder zurückgewonnen werden. Böhme zufolge betrage die Amortisationszeit eines Speichers 18 Jahre. Dies sei relativ hoch, daher seien Fördermittel notwendig. Durch die Einsparung von Brennstoff im Winter könnte ein Tiefenwärmespeicher etwa 1000 Tonnen des klimarelevanten Gases Kohlendioxid im Jahr einsparen.
Böhme zufolge gibt es in Neubrandenburg (Mecklenburg-Vorpommern) bereits seit zehn Jahren zwei Tiefenwärmespeicher, die 50 bis 60 Prozent der Wärmeversorgung der Stadt regulierten.
Die Prüfung des Baus von Tiefenwärmespeichern in der Stadt Potsdam war im Mai 2010 von der Stadtverordnetenversammlung in Auftrag gegeben worden. Sechs Standorte hat die EWP dabei in Potsdam als geeignet erkundet. Dabei handelt es sich neben dem Bornstedter Feld und Zentrum-Ost um das Gebiet Potsdam-West, die Waldstadt sowie das Gebiet Steinstraße/August-Bebel-Straße, erklärte EWP-Technikchef Böhme.
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