
© Lutz Hannemann
Sport: Warten auf den Return
Seit Jahresanfang will der Tennisverein Grün-Blau Potsdam eine Sportfläche in Golm pachten. Dort sieht man das Vorhaben skeptisch und setzt mehr auf Breitensport. Heute könnte eine Vorentscheidung fallen
Stand:
Ob in Golm eine neue große Tennisanlage entstehen soll, darüber könnten am heutigen Mittwoch die Stadtverordneten entscheiden. In nicht öffentlicher Sitzung wird beraten, ob eine rund 3,5 Hektar große, für Sport ausgewiesene Freifläche am Kuhforter Damm, die sich um den vorhandenen Sportplatz zieht, an den Verein Grün-Blau Potsdam verpachtet werden könnte. Da es sich nur um einen Prüfauftrag an die Verwaltung handelt, kommt der Beschluss einer politischen Willensbekundung gleich, ist aber keine endgültige Entscheidung.
Dann dürfte auch Werner Stahr, der Vorsitzende von Grün-Blau, mehr Klarheit haben. Aufgeschlagen hatte Stahr, um im Bild der Sportart zu bleiben, schon im Januar. Der Verein hatte wie berichtet bei der Stadt nach möglichen Sportflächen angefragt und anschließend beantragt, eine früher von der Telekom genutzte Fläche in Golm zum Bau einer vereinseigenen Tennisanlage verpachtet zu bekommen. Auf den Return, den zurückkommenden Spielball, wartet er indes. Positive Nachrichten gab es nicht, negative auch nicht. Der Verein wollte wie berichtet eine Anlage mit bis zu 14 Plätzen und einer Halle selbst errichten. „Die wirtschaftlichen Bedingungen und die Zinsen sind derzeit gut“, sagt Stahr. Im Norden sieht er auch die Notwendigkeit für einen neuen Tennisverein, nachdem der TC Rot-Weiß aus dem Zentrum in Richtung Süden ziehen dürfte (siehe Kasten).
Er fühlt sich von der Stadt auf die lange Bank geschoben. „Für einen Verein, der keine Spielmöglichkeiten hat, ist das tödlich“, sagt Stahr. Das Abwarten der Stadt sei für jene, die etwas aufbauen und Tennis spielen wollten, verlorene Zeit; Stahr nennt das arrogant. Es werde außer Acht gelassen, dass Sportstätten im Norden der Stadt geschaffen werden müssen.
Seit Mitte des Jahres nahm der Prüfauftrag den Weg durch den Golmer Ortsbeirat, zwei SVV-Ausschüsse und liegt nun zum zweiten Mal in der Stadtverordnetenversammlung. Abgelehnt worden ist er bisher nicht – Einwände von verschiedenen Seiten gibt es aber. So ist die Fläche als Ausgleich dafür ins Auge gefasst, wenn der USV Potsdam seine Sportflächen am Neuen Palais für Neubauten der Universität aufgeben muss. Dies dürfte noch mehrere Jahre dauern.
Besonders in Golm kann man sich vorstellen, dass es auf der großen Sportfläche mehrere Nutzer gibt. „Es geht darum, das Gelände insgesamt zu entwickeln für den Sport“, sagte Saskia Ludwig. Die CDU-Landtagsabgeordnete sitzt im Golmer Ortsbeirat. In einem Leserbrief für die Golmer Stadtteilzeitschrift hatte sie ungenannte Einwohner zitiert, die sich gegen einen „elitären Tennisclub“ und eine „geschlossene Champagner trinkende Gesellschaft“ ausgesprochen haben. „Ich bin ein Fan von Tennis“, stellt Ludwig klar, setzt aber für das Gelände auf ein breites Angebot für den Breitensport.
Golms Ortsvorsteher Marcus Krause (SPD) sieht es ähnlich. Es gehe darum, zu sehen, wie verschiedene Interessen dort untergebracht werden können. Er hält ein Gesamtkonzept inklusive Flächenbereinigung für nötig. Auch andere Sportvereine hätten zwischenzeitlich Interesse angemeldet, sagte Krause. Konkrete Anfragen, teilte die Stadt auf Nachfrage mit, gebe es allerdings nicht. Der Wunsch der Golmer wurde zunächst erhört. Eine darauf gerichtete Ergänzung des Prüfauftrags wurde in den SVV-Ausschüssen wieder kassiert.
Grün-Blau-Chef Stahr, der vor den Kommunalwahlen im Mai 2014 einen größeren Rückhalt im Ort verspürte, will unabhängig von der Entscheidung der Stadtverordneten nicht verzagen. Es sei auch ein anderer Ort denkbar, wo Menschen sind und Sportmöglichkeiten fehlen.
Ingmar Höfgen
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