Homepage: Warum für den Bachelor geworben wird
Prorektorin Prof. Gerda Haßler zur Auseinandersetzung um die Einführung der Abschlüsse Bachelor / Master an der Universität
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Prorektorin Prof. Gerda Haßler zur Auseinandersetzung um die Einführung der Abschlüsse Bachelor / Master an der Universität Etwas irritiert waren sie schon, die Erstsemester in den Lehramtsstudiengängen, als ihnen der Vertreter des AStA erklärte, sie würden nicht in den Lehramtsmaster kommen, wenn sie sich für den Bachelor entscheiden. Hatte ihnen nicht vorher die Prorektorin für Lehre und Studium erklärt, dass für alle, die sich nach der im Bachelor stattfindenden Selbstevaluation für geeignet für den Lehrerberuf halten, der Weg in den Master offen steht? Für dieses Offenhalten der Möglichkeit, den Master zu absolvieren und damit Lehrer werden zu können, hat sich die Universitätsleitung in Diskussionen mit den Ministerien eingesetzt, – und letztlich auch überzeugt. Der Bachelor für das Lehramt wird die Chance geben, Studienabläufe flexibel zu gestalten. Er ist fachwissenschaftlich orientiert, gibt aber auch die Möglichkeit, in erziehungswissenschaftlichen und schulpraktischen Veranstaltungen Einblick in die Anforderungen der Schule zu erhalten. Bisher hat die Universität viele Studierende in Lehramtsstudiengänge immatrikuliert, die alles andere als Lehrer werden wollen. Jetzt können sich die Studierenden nach dem Bachelor für den Lehrerberuf entscheiden und den stark erziehungswissenschaftlich geprägten Master absolvieren oder eine andere Berufsperspektive wählen. Ins Lehramt führt der Bachelor natürlich nicht. Es wäre eine Unterschätzung des Lehrerberufs, Studierende dafür in drei Jahren ausbilden zu wollen. Seit drei Jahren wird an der Universität Potsdam an modularisierten Studiengängen gearbeitet. Hierfür waren auch die „alten Studiengänge“ (Magister- und Diplomstudiengänge) vorgesehen. Die Einführung der Erprobungsklausel in der Lehrerbildung hat diese Entwicklung am Anfang dieses Jahres überholt, und alle Fächer mussten sich zunächst auf die Einführung der Bachelor- und Masterstudiengänge für die Lehrämter konzentrieren. Die Arbeit an der Modularisierung und der Umstellung auf Zweistufigkeit ist damit aber nicht außer Kraft gesetzt, sondern in vielen Fächern wurden bereits modularisierte Ordnungen erarbeitet. In drei Jahren intensiver Arbeit an der Modularisierung war genug Zeit, die Studiengänge umzugestalten, über die Zuordnung von Inhalten zu Modulen nachzudenken und auch praxisbezogene Anteile zu entwickeln. Es entstand dabei produktive Unruhe in den Instituten, die durchaus gewollt war und – natürlich mit qualitativen Unterschieden – zu einem akzeptablen Ergebnis führte. Jetzt wurde für das Wintersemester erstmals studienbegleitendes Prüfen eingeführt. Auch das fordert einige Lehrende extrem, denn bisher saßen die Studierenden nur in ihren Seminaren und mussten sich um Benotung keine Gedanken machen. Die Prüfung in Lehramts- und Magisterstudiengängen nahmen zum Schluss zwei Prüfer ab, die man sich selbst wählen konnte und mit denen man die Schwerpunkte besprach. Wen wundert vor diesem Hintergrund, dass die an der Universität erhaltenen Noten auf dem Arbeitsmarkt so wenig zählen? Jetzt wird nach dem Prinzip „wer lehrt prüft“ verfahren, eine für viele ungewohnte Forderung, die aber auch Aktivitäten mobilisiert. Wenn der AStA vor dem Bachelor warnt, entspricht das einer in sich widersprüchlichen Perspektive. Bewegung als Chaos zu bezeichnen, ist dann erlaubt, wenn sie tatsächlich ungesteuert verläuft. Richtung und Inhalte der Veränderungen sind aber klar. In langer Arbeit wurden die Studiengänge nicht eilig umgewandelt, sondern in schwierigen Diskussionen in den Fächern tatsächlich neu konstruiert und – dies ist ein Qualitätsmerkmal der Potsdamer Studienreform – inhaltlich modernisiert. Europäische Vergleichbarkeit ist an der Universität Potsdam seit langem Realität, nämlich in der Anrechnung im Ausland erbrachter Studienleistungen. Nach dem neuen System werden sie auch als Prüfungsleistungen anrechenbar sein. Dass die Umstellung auf Bachelor und Master behutsam erfolgen muss, ist der Universitätsleitung sehr wohl bewusst. Deshalb orientierten wir zunächst auf notwendige Schritte wie die Zuordnung von Studieninhalten zu bestimmten Studieneinheiten und auf die Sicherung des studienbegleitenden Prüfens. Danach sollte die Umstellung auf die Zweistufigkeit aller Studiengänge bis 2010 vorgenommen werden. Wenn jetzt zunächst die Lehramtsstudiengänge auf Zweistufigkeit umgestellt werden, ist das aber für viele Fächer ein Anlass, auch ihre Diplom- und Magisterstudiengänge kurzfristig umzustellen. Dieser Prozess soll natürlich nicht gebremst, sondern im Gegenteil befördert werden. Zweifellos steht für die Universität ein schwerwiegender Systemwechsel an, genauer: er hat in diesem Semester tatsächlich begonnen. Die Studierenden merken, dass es für die Erfolgsaussichten ihres Studiums keinesfalls schlecht ist, wenn zu Beginn jeder Lehrveranstaltung die Anforderungen klar dargestellt werden. Viele Erstsemester fragen sich, ob nicht ein geregeltes Studium, das planbar ist, für sie besser ist als das Zögern vor den Anforderungen der Zwischenprüfung, die für die Studierenden oft nicht in einem realen Verhältnis zum Studium steht. Auch für die Lehrenden ist das Führen von Einschreiblisten eine erfüllbare Anforderung. Mit der flächendeckenden Einführung des Potsdamer Universitäts- Lehr- und Studienorganisationsportal (PULS ) wird sich dieser technische Aufwand ohnehin bald erledigen. Zur Zeit haben die Studienfachberater und die Prüfungsausschussvorsitzenden viel zu tun. Es handelt sich dabei aber eher um Anfragen höherer Semester, ob sie nicht in den Bachelorstudiengang wechseln können. Nicht dass die „Warnungen“ des AStA ihre Wirkung verfehlen würden, sie sind der zur Zeit am verlässlichsten Chaos erzeugende Faktor. Daneben gibt es jedoch zahlreiche Bemühungen der Fachschaften, gemeinsam mit den Lehrenden den Übergang geordnet zu gestalten. Prof. Dr. Gerda Haßler ist Prorektorin für Lehre und Studium der Universität Potsdam.
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