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Magdowski und das Land des Lächelns: Warum Potsdams Sportdezernentin nur China-Erfolge feiert
Die Sportbeigeordnete Iris Madgowski hat ein Faible für China und jubelt über die Leistung Potsdamer Schwimmer beim traditionellen Yangtse-Crossing. Für andere sportliche Erfolge aus der Landeshauptstadt fehlt allerdings der öffentliche Applaus.
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Potsdam - Iris Jana Magdowski war begeistert. „Hervorragend“, jubelte die Potsdamer Sportbeigeordnete, als zwei Schwimmer aus der Landeshauptstadt vor wenigen Tagen im fernen China erfolgreich durch den Yangtse-Fluss schwammen. Die 19-jährige Eileen Diener gewann das Rennen in Wuhan bei den Frauen, der gleichaltrige Maximilian Bock wurde Vierter in der Männerkonkurrenz. Für das Elite-Rennen qualifizieren sich je 35 Schwimmer, während sich im Volkswettbewerb 3600 Chinesen in den Yangste stürzen.
Die Leistungen der beiden Potsdamer Sportschüler bei dem in China bedeutsamen Rennen stehen außer Frage: 1,9 Kilometer durch einen Fluss zu schwimmen, der durch eine starke Strömung geprägt ist, verlangt Respekt und Anerkennung. Das sieht der chinesische Sponsor der Veranstaltung offenbar genauso und stellt für die Sieger des Rennens jeweils einen Scheck über 10.000 US-Dollar aus – in gleicher Höhe ist der dritte Platz bei der diesjährigen Schwimm-Weltmeisterschaft in Kasan dotiert, wo die Weltelite wetteifert.
Sieg in Wuhan - Euphorie in Potsdam
Dazu gehören Eileen Diener und Maximilian Bock nicht. Letzterer beendet vielmehr seine Schwimmkarriere. „Bislang war es einfach, den Leistungssport in meinen Alltag zu integrieren“, sagt er. Vor wenigen Wochen hat der 19-Jährige sein Abitur gemacht, jetzt will er studieren. „Leistungssport wird nicht mehr die zentrale Rolle spielen“, sagt er, während Eileen Diener versuchen will, „Sport und Studium unter einen Hut zu bringen“.
Diese Einordnung des Stellenwerts des Abschneidens in Wuhan muss erlaubt sein. Umso bemerkenswerter sind Euphorie und Engagement von Potsdams oberster Sportverwalterin. Ein Pressetermin vor der Reise inklusive Pressemitteilung, unmittelbar nach dem Wettkampf eine eilige Erfolgsmeldung aus dem städtischen Presseamt und ein paar Tage später erneut eine Pressekonferenz, auf der Magdowski erzählte, „dass es wieder eine interessante Reise war, in der die Eindrücke aus dem Vorjahr vertieft wurden“.
Magdowski: Beziehungen mit China lohnen sich
Bereits zweimal zuvor war die Beigeordnete mit zwei Potsdamer Schwimmern nach Wuhan gereist. Die Millionen-Metropole hat Magdowski in ihrer Zeit als Stuttgarter Bürgermeisterin kennengelernt – mit so viel Begeisterung, dass sie die Route nach Fernost auch von Potsdam aus pflegen möchte. Das war offenbar nicht einfach, wie sie selbst zugibt: „Ich musste innerhalb der Stadtverwaltung erst um das Bewusstsein kämpfen, dass sich Beziehungen mit China lohnen, auch wenn das etwas exotisch ist.“
Bis heute sind die Beziehungen allerdings recht eindimensional. Der von Magdowski erhoffte Austausch von Sportlern findet bislang nur in einer Richtung statt – auch in naher Zukunft: „Wir sind bereits wieder eingeladen“, freut sich Magdowski und fügt hinzu: „Die Chinesen haben alles bezahlt.“ Hierzulande gibt es der Beigeordneten zufolge bisher lediglich Überlegungen, „welche Experten wir Wuhan für Fragen der Sportentwicklung zur Verfügung stellen können“.
Kein Glückwünschschreiben für andere Nachwuchsathleten
Magdowskis Freude über andere Erfolge Potsdamer Nachwuchsathleten, so dann sie nicht in China erzielt wurden, finden zumindest öffentlich keinen adäquaten Ausdruck. Bei Nachwuchs-Welt- und -Europameisterschaften im Bobsport, Kanu, Judo oder in der Leichtathletik gab es in den zurückliegenden Wochen und Monaten zahlreiche Potsdamer Athleten, die Medaillen gewonnen haben. Einmalig in der Geschichte des Potsdamer Triathlons waren die beiden Junioren-Europameistertitel durch Laura Lindemann und Lasse Lührs vor drei Wochen. „Ich kann mich nicht erinnern, dass es von der Stadt ein Glückwunschschreiben gab“, sagt Daniel Grohmann, der am Bundesstützpunkt verantwortlich ist für den Triathlon-Nachwuchs. Er betont jedoch, dass die Stadt generell viel für den Leistungssport in Potsdam tut.
„Mit der Anerkennung sportlicher Erfolge tut sich die Stadt schwer“, hatte erst zu Beginn dieser Woche Kanu-Olympiasieger Sebastian Brendel moniert, als die Idee vorgestellt wurde, mit einem Walk of Fame an die Erfolge Potsdamer Athleten bei den Olympischen Spielen zu erinnern – immerhin, und zwar im Themenjahr „Potsdam bewegt“.
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