Sport: Was der Vater nicht schaffte
USV-Rugbyspieler besiegten erstmals in der Vereinsgeschichte Stahl Hennigsdorf
Stand:
„Typisch Robby“, sagten seine Spieler nach getaner Arbeit, waren aber nicht sauer auf ihren Coach. Der hatte ihnen vor dem Zweitliga-Rugbyspiel am Sonnabend bei Stahl Hennigsdorf nämlich einen wichtigen Fakt verschwiegen. „Ich wusste, dass die Hennigsdorfer den Rückzug aus der zweiten Bundesliga erklären musste, weil sie die personellen Kapazitäten einfach nicht mehr haben“, so Robby Lehmann. „Ich wollte aber, dass sich meine Jungs mit dem Gegner auseinander setzen, dass sie kämpfen und siegen.“
Und das taten sie. Mit 43:31 zwangen sie die Mannen aus der Stahlarbeiterstadt in die Knie. Ein historischer Sieg, denn noch nie in der Vereinsgeschichte – in Potsdam wird seit den 50er Jahren Rugby gespielt – gelang den Havelstädtern zuvor ein Sieg gegen Hennigsdorf. Und so fragte der Coach seine Spieler vor dem Match in der Kabine noch einmal nach ihrer Motivation. Karsten Horn brachte es auf den Punkt: „Ich will das schaffen, was meinem Vater nie gelang“, so der USV-Mann, der in der zweiten Generation in Potsdam dem ledernen Ei hinterher jagt.
Nach dem 29:19-Sieg, den die Potsdamer am Wochenende zuvor bereits gegen die Rugby-Union Hohen Neuendorf einfahren konnte, stellten sie nun im Stadion an der Berliner Straße in Hennigsdorf ihre Leistungssteigerung erneut unter Beweis. Zwar begannen die Gastgeber sehr kraftvoll und sorgten für eine schnelle 14:0- Führung. Doch die Potsdamer holten auf und gingen beim Stand von 10:17 aus ihrer Sicht in die Kabine. Mit Beginn der zweiten Hälfte schienen die Hennigsdorfer konditionell zusammenzubrechen, und das nutzte der USV aus. „Beachtlich war vor allem, wie sich auch unsere älteren Spieler ins Zeug legten“, so Robby Lehmann, der sich auch über die Leistung der beiden Ü 35-Spieler Michael Domaschk und Thomas Burgemeister freute.
Der USV hat nun noch ein letztes Saisonspiel gegen Odin Hannover zu bestreiten. Keine leichte Aufgabe – die Gastgeber gehen als haushoher Favorit ins Rennen. „Ein bisschen wollen wir sie ärgern, aber vielleicht ist ja sogar ein Überraschungssieg möglich“, hofft Lehmann. In diesem Falle würde sich sein Team aus eigener Kraft auf den sechsten Platz, der zur Teilnahme an der Relegation berechtigt, vorkämpfen. Sollte Hennigsdorf als derzeit Sechster jedoch aus personellen Gründen zwangsabsteigen, würde Potsdam als Siebenter ebenfalls vorrücken. „Noch ist zwar nichts hundertprozentig entschieden, aber wir gehen fest davon aus“, gibt sich der USV-Trainer optimistisch.
Wahrscheinlich noch in dieser Woche soll die Nachricht über den aktuellen Modus vom Rugbyverband bekannt gegeben werden. Ein Großteil des jetzigen Potsdamer Personals hat bereits zugesagt, dem Verein die Treue zu halten, um in der kommenden Jahr wieder angreifen zu können.
Henner Mallwitz
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: