Landeshauptstadt: „Was die alles mitgeschleppt haben“
Reibungsloser Umzug vom Klinikum ins Turnhallen-Lazarett / Kaffeeklatsch im Kirchenkeller
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Reibungsloser Umzug vom Klinikum ins Turnhallen-Lazarett / Kaffeeklatsch im Kirchenkeller „Meine Güte“, sagt Christa Queck, „was die alles mitgeschleppt haben.“ Sie ist eine der ausgelagerten Patientinnen des Klinikums „Ernst von Bergmann“. Scheinbar unbeeindruckt sitzt sie auf der Feldbett-Kante in der Turnhalle im Luftschiffhafen und löffelt ihren Joghurt. Zwei Männer machen ein ausgiebiges Schwätzchen und Ursula Munchow unterhält sich gerade mit Oberbürgermeister Jann Jakobs, der sich nach dem Befinden der Umquartierten erkundigt. Alle seien äußerst freundlich und behilflich gewesen, lobt die Patientin den Umzug vom Klinikum in die zum Lazarett umfunktionierte Turnhalle. Das harte Klappbett macht ihr wegen eines Rückenschadens allerdings zu schaffen. Doch da kommt bereits ein normales Krankenhausbett angerollt. Eine Patienten mit Herzbeschwerden ist zuvor in die Aue verlegt worden. 10.10 Uhr ist am Sonnabend das gesamte Klinikum wegen der Bombenentschärfung geräumt. Wie geplant sind alle 85 Patienten im Luftschiffhafen eingetroffen, bekanntes Pflegepersonal und Ärzte begleiten sie, rund 150 Mitarbeiter insgesamt sorgen für das Wohlbefinden der Kranken von medizinischer Betreuung bis Essenausgabe. „Wir sind ja auch schon geübt“, meint Bundeswehr-Hauptmann Wolfgang Sengelaub, der mit seinen Sanitätern bereits die Evakuierung im Januar begleitet hat, als die erste Bombe im Klinikum-Bereich entdeckt wurde. 60 Bundeswehrsoldaten und 12 Fahrzeuge exerzieren also zum zweiten Mal den Ernstfall, den sie sonst nur üben. Auch die Feuerwehr lobt der verantwortlicher Lazarettarzt Dr. Rudolf Schulz. Sie ist mit 16 Wagen im Einsatz und bewältigt am Sonntag sogar allein die Rückführung der Patienten ins Klinikum. Ob nun endgültig das Gelände beräumt ist? Weder Schulz noch Klinikumschef Wilhelm Kahle können diese Frage beantworten ehe die Tiefbauarbeiten nicht abgeschlossen sind. Ins Lazarett aber ist nur ein Teil der Klinikumspatienten verlegt worden. Viele der rund 650 Krankenhausinsassen durften zu Verwandten nach Hause. 75 schwerer Erkrankte kamen in die Aue- Klinik, 22 nahm das Krankenhaus für Geriatrie in der Weinbergstraße auf, 20 das St. Josefs-Krankenhaus und jeweils drei Transplantationspatienten wurden in die Charité nach Berlin bzw. ins Krankenhaus nach Bad Saarow verlegt. Inzwischen, so bestätigte Klinikumssprecherin Theresa Decker am Sonntag Nachmittag, sind alle Patienten wieder wohlbehalten zurückgekehrt. Die Letzten aus der Turnhalle am Samstag bis 20.30 Uhr. Alles sei diesmal ruhiger und reibungsloser verlaufen als bei der ersten Evakuierung, bestätigten alle Beteiligten. Auch im Unterschlupf vor allem für betreute ältere Leute und Behinderte im Oberstufenzentrum Jägerallee herrscht wenig Andrang. An die 20 Potsdamer finden sich dort ein, können sich – ebenfalls auf Feldbetten – ausruhen, unterhalten, Spiele machen und auch die extra für sie geöffnete Kantine benutzen. Drei DRK-Helferinnen und eine Ärztin sind zu ihrer Betreuung abgestellt. Dass auch hier der Oberbürgermeister zu Besuch kommt, empfinden viele als freundliche Aufmerksamkeit. Gern genutzt wird auch das Angebot der Nikolaikirche. In der Unterkirche treffen erst wenige, nach 11 Uhr aber immer mehr Menschen ein. Es gibt leckeren Kuchen, belegte Brötchen und zur Mittagszeit ein Eintopfgericht. Eine Frauengruppe aus Thüringen gerät zufällig ins Untergeschoss und nutzt die Gelegenheit zu einem ausgiebigen Kaffeeklatsch. Sie werden später von Potsdamer Gastfreundschaft schwärmen. fran
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