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Landeshauptstadt: „Was die wollen, sind alles vernünftige Sachen“

Hotelbetreiberin und Musikerin Cora von dem Bottlenberg über ihre Kandidatur für die Potsdamer Demokraten, bewussteres Zuhören und ein ihr noch rätselhaftes Wahlprogramm

Stand:

Frau von dem Bottlenberg, Sie treten als Kandidatin für die Potsdamer Demokraten bei der Kommunalwahl am 25. Mai an. Wofür steht die Wählervereinigung?

Zunächst haben die Potsdamer Demokraten das Motto „Mit Herz und Verstand“ für unsere Stadt gewählt. Das sagt ja schon viel aus. Das Spannende aber ist, dass sich bei den Potsdamer Demokraten engagierte Menschen zusammengetan haben, die voll im Beruf stehen oder ein erfülltes Berufsleben hinter sich haben, also aus der Praxis schöpfen. Da sind Unternehmer dabei, Künstler, Lehrer, Leute eben, die ihren Verstand und ihre persönliche Lebenserfahrungen einbringen. Was die wollen, sind alles vernünftige Sachen. Das finde ich spannend. Man kann sich einbringen, ohne auf irgendwelche Vorgaben achten zu müssen. Als Künstler bin ich ja selbst ein Bauch- und Gefühlsmensch und rede, wie mir der Schnabel gewachsen ist, ehrlich und geradeheraus. Bei einer Partei muss man dagegen ja immer hundertprozentig hinter dem Programm stehen. Darauf hätte ich mich nie eingelassen.

Seit wann sind Sie bei den Potsdamer Demokraten und wie kam es dazu?

Ich bin erst in diesem Jahr dazugestoßen, war aber immer schon ein politisch interessierter Bürger. Die Demokraten haben bei uns im Gut Schloss Golm mal eine Tagung abgehalten. Dabei bin ich mit Peter Schultheiß ins Gespräch gekommen. Er hat mir angeboten, doch mal zu einer Sitzung zu kommen. Ich habe dort viele engagierte Potsdamer unterschiedlichster Herkunft erlebt, die ihre Stadt liebevoll wahrnehmen, und deshalb beschlossen, mich selbst dort einzubringen.

Peter Schultheiß, Spitzenkandidat Ihrer Wählervereinigung in ihrem Wahlkreis III, hat als Wahlziel wenigstens die Verdopplung der Sitze im Stadtparlament ausgegeben, also von derzeit zwei auf vier. Wie schätzen Sie Ihre Chancen ein?

Wenn ich mit meiner Partnerin als Cora auf der Bühne stehe und „Komm, wir fahren nach Amsterdam“ singe, denke ich, die würden mich doch bestimmt alle wählen. Aber Spaß beiseite, durch meine Bühnenerfahrung weiß ich, dass ich durchaus Menschen und Herzen gewinnen kann. Auch Herr Schultheiß sagt, die Chancen sind gut. Allerdings fehlen uns noch einige wenige Unterstützerunterschriften, um für die Wahl zugelassen zu werden. Ich hoffe, dass noch viele ins Rathaus kommen und für uns unterschreiben. Allerdings weiß ich auch, dass wir hier in Golm am See in einer Art Enklave leben. Und möglicherweise gibt es auch ein paar Leute, die meinen, die hat ja ohnehin schon genug, und sich fragen, wie will die sich für uns einsetzen? Aber meine Partnerin und ich haben alles bisher Erreichte hier gemeinsam erarbeitet und alle Widerstände erfolgreich gemeistert. Da ich auch ein sehr mitfühlender Mensch bin, werde ich versuchen, die skeptischen Wähler hier zu überzeugen.

Einer Umfrage aus dem vergangenen Jahr zufolge empfinden 81,2 Prozent der Potsdamer die Lebensqualität in der Stadt als „sehr gut“ oder „gut“. Vor allem die Bürger in Ihrem Wahlkreis, dazu gehören unter anderem Eiche, Golm, die Brandenburger Vorstadt und Potsdam-West, sind zufrieden. Eigentlich gibt es doch fast nichts zu verbessern, oder?

Es werden ja immer neue Projekte angegangen. Da muss man ein Auge drauf haben. Außerdem habe ich in den vergangenen Wochen den Leuten bewusster zugehört. Das Problem der veralteten Stromtrasse zum Beispiel, die durch Golm führt und erneuert werden muss, habe ich erst jetzt richtig wahrgenommen. Die Leitung darf künftig nicht mehr über die Häuser führen. Das sind sehr ernst zu nehmende und gesundheitsschädliche Störfelder für die Menschen, daran darf nicht gespart werden. Man kann solche Leitungen heute ja auch unterirdisch führen. Dafür werde ich mich vehement einsetzen. Auch habe ich das Gefühl, dass Golm mittlerweile vor allem nur noch als Wissenschaftsstandort gesehen wird und der eigentliche Ortskern zunehmend in den Hintergrund rückt. Die Anbindung ist zum Beispiel nicht gut. Unsere Besucher kommen zwar hervorragend mit der Regionalbahn bis zum Bahnhof Golm, dann aber wird es sehr mühselig.

Im Wahlprogramm der Demokraten heißt es: „Ideologiebehaftete Pläne und Vorschriften für die Potsdamer“ werden abgelehnt. Geben Sie bitte ein Beispiel aus der Stadtpolitik.

Dazu würde ich Sie bitten, mich nochmals zu befragen, wenn ich hoffentlich bald Mitglied der Stadtverordnetenversammlung bin und mehr Hintergrundwissen habe.

Das Interview führte Matthias Matern

Cora von dem Bottlenberg (62) ist bekannte Musikproduzentin und Hotelbetreiberin. Sie lebt zusammen mit ihrer Bühnen- und Lebenspartnerin Swetlana auf dem Gut Schloss Golm.

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