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Landeshauptstadt: „Was fehlt, ist Urbanität“

Diskussion zur Planungswerkstatt Potsdamer Mitte / Vandenhertz: Keine Angst vor dem Landtag

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Innenstadt - Etwa 150 Interessierte haben gestern Abend im vollbesetzten Saal des Alten Rathauses an der Bürgerdiskussion zu den Ergebnissen der Planungswerkstatt „Potsdamer Mitte“ teilgenommen. Potsdams Baubeigeordnete Elke von Kuick-Frenz informierte eingangs darüber, dass der aus der Planungswerkstatt hervorgegangene Masterplan Mitte April in die Stadtverordnetenversammlung eingebracht und nach der Debatte in den Fachausschüssen im Mai beschlossen werden soll. Dieser Beschluss gehe ein in die Investoren-/Architektenausschreibung des Landes im Sommer. „Mitte 2008 ist Baubeginn für den Landtag“, so die Baubeigeordnete, „2010 werden wir auf dem Alten Markt einen neuen Landtag zu stehen haben“.

Mara Pinardi vom Gutachtergremium der Planungswerkstatt skizzierte vorab die Ergebnisse. Insbesondere würdigte sie die Beibehaltung der Bibliothek, die zwei der sieben Werkstatt-Teams vorsahen. Als weitere Details nannte sie den Neubau in Karree-Form an der Rückseite der Nikolaikirche, die „besondere Betonung des Palais Barberini im Uferbereich“, den langfristigen „Ersatz“ des Hotel Mercure, den Tiefgaragenbau an der Stelle der jetzigen Fachhochschule und vor dem großen Freiplatz vor dem Marstall. Zudem sagte die Professorin, dass als begrünte Zonen der Steuben-Platz zwischen Landtag und Filmmuseum sowie der Blücherplatz hinter dem Alten Rathaus entstehen.

Architekt Michael Braum, Teilnehmer der Planungswerkstatt, sprach sich vorab für mehr kleinteilige Nutzungsmittel ein. „Was fehlt, ist Urbanität“, so Braum. Er meint damit Nutzungen, die Touristen nach Rothenburg oder Tübingen fahren lassen.

In der Diskussion meldete sich eine Stadtplanerin der DDR-Zeit, die sich über die „Kontinuität“ freue, die mit der Integration von DDR-Bauten wie der Bibliothek erzielt werde. Wohinter sie nicht stehe, dass sich die Straße künftig um die süd-westliche Seite des Landtages „herumquälen“ müsse. Auch kritisierte sie die Uferbebauung der Alten Fahrt, „unsere Idee war, die Landschaft zu öffnen“. Das Mercure-Hotel, sagte sie, sei „mit viel Engagement erbaut worden“.

Der Architekt Andreas Kitschke meldete sich darauf zu Wort: Seine Vorrednerin suggeriere das es in der DDR eine städtebauliche Fortentwicklung gegeben hätte, doch das Gegenteil sei der Fall. „es war ein Bruch mit der Vergangenheit“, so Kitschke.

Der Architekt Günther Vandenhertz ging auf die Frage der Öffnung des Alten Marktes zur Freundschaftsinsel ein. Der Alte Markt sei „ein steinerner Stadtplatz“, der Proportionen habe, die nicht zu überbieten seien. Deshalb sei eine Uferregion favorisiert worden, die sich zur Freundschaftsinsel öffnet. Gleichzeitig gebe es den geschlossenen Platz.

Die Bürgerin Dörte Döring kritisierte den Landtagsbau, er sei ein „Klotz“, zudem die Zufahrten gesperrt werden. Sie könne sich die dortige Situation nicht „nett mit Cafés“ vorstellen. Auch Liane Friedrich sieht einen Parlamentsbau von Berlin und Brandenburg vor sich, von dem die Berliner Abgeordneten abends über die Glienicker Brücke nach Hause fahren.

Kritik kam von mehreren Diskutanten über die Pläne, die Alte Fahrt völlig zuzubauen. Dazu sagte die Baubeigeordnete, dies sei noch in der Diskussion.

Manfred Böttcher nannte die Vorschläge „logisch“, doch anstatt der Wohnblöcke, auch Karrees genannt, die hinter der Nikolaikirche und an der Stelle der Fachhochschule entstehen sollen, wünscht er sich eine zugängliche Bebauung mit Grünflächen. Prof. Pinardi gab später zu, dass die Fläche innerhalb der Karrees einen „halböffentlichen Charakter“ tragen.

Architekt Vandenhertz versuchte, die „Angst vor dem Landtag“ zu nehmen. „Wo soll die politische Mitte hin, wenn nicht in die Stadtmitte?“ Parlamente seien ein wichtiges Element der Urbanität, sie würden von vielen Jugendlichen besucht. Im Innenhof, so Vandenhertz, könne es Konzerte geben. Guido Berg

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