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Links und rechts der Langen Brücke: Was macht der Niemeyer?

Jan Brunzlow über den ersten Spatenstich für die Kuppeln des Freizeitbades am 100. Geburtstag von Oscar Niemeyer

Stand:

Mit der Heizung fing alles an. Besser gesagt damit, dass keine da war. Denn das klitzekleine Detail hatte Oscar Ribeiro de Almeida Niemeyer Soares Filho in seiner Planung vergessen. Das kann einem Stararchitekten schon mal passieren, schließlich ist es an der Copacabana immer warm. Wozu also muss ein Freizeitbad eine Heizung haben? Sie hätte die ohnehin hohen Kosten von 48 Millionen Euro nur noch weiter in die Höhe getrieben. Inzwischen sind die Pläne für das Bad am Brauhausberg mehrfach überarbeitet worden. Oder wie der Wirtschaftsminister gern sagt: Es wurde die „Alternativlosigkeit“ gepflegt. Doch was macht der Niemeyer-Entwurf nun? Die Absage des Wirtschaftsministers an die Förderfähigkeit der Planung machte vor zwei Wochen die Runde. Es folgten Anzeichen einer Ehekrise in der Brandenburger Koalition von CDU und SPD, es gab Forderungen und Reaktionen zur politischen Verantwortung an Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) und es gab die absolute Niemeyer-Stille in dieser Woche. Zeit der Verhandlung. War es die Stille vor dem Sonnenaufgang, den blühenden Landschaften am Brauhausberg? Verschiedenste Varianten der Lösung für das Projekt Niemeyer liegen in der Luft. Eine Deckelung der Förderung auf eine bestimmte Summe womöglich? Vielleicht 24 Millionen Euro vom Land, den Rest – in welcher Höhe auch immer – müssten die Stadtwerke aufbringen? Schwer vorstellbar, das Echo von Junghanns“ Schrei nach öffentlicher Ausschreibung hallt noch immer nach. Also eine Ausschreibung. Nach engen Kriterien, die den bisherigen Entwurf von Niemeyer zum Sieger machen und Gewinner auf mindestens zwei Seiten brächten. Dem Ruf des Wirtschaftsministers nach einer Ausschreibung wäre Folge geleistet und die Sozialdemokraten mit ihrem Vorschwimmer in Sachen Spaßbad, Rainer Speer, hätten den Niemeyer am Brauhausberg. Erster Spatenstich des Kuppelbaus könnte dann am 100. Geburtstag des brasilianischen Architekten am Sonnabend, dem 15. Dezember 2007, sein. Der Weg dahin wird schwer. Zum einen beinhaltet der Topf der Infrastrukturfördermittel, aus dem die Landeshauptstadt bedacht werden möchte, für das kommende Jahr nicht mehr so viel Geld wie gewollt. Zum anderen könnte es zum Bumerang werden, das bisherige Argument des Bädergutachtens zu bemühen. Das bescheinigt Potsdam zwar als einen von zwei förderfähigen Standorten für ein Bad im Land der Seen und Freizeitbäder. Jedoch steht in dem Gutachten auch, dass in der Region Potsdam mit Werder und Ludwigsfelde aus wirtschaftlicher Sicht nur ein Standort sinnvoll sei. Ludwigsfelde hat es in diesem Frühjahr geschafft, ein Thermal- und Wellnessbad mit Sportbecken zu eröffnen. Darüber wird keiner mehr reden, immerhin haben die Stadtwerke als Bauherr des Niemeyers in den letzten Planungen bereits ihre Saunalandschaft vergrößert – um mit Ludwigsfelde mithalten zu können?

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