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Landeshauptstadt: Wasser auf allen Seiten
Potsdams Berufsfeuerwehr hat neue Taucher. Ein neues Boot und ein Einsatzfahrzeug sollen folgen
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Innenstadt - Menschen retten, untergegangene Boote und ins Wasser gefahrene Autos bergen, bei Katastrophen helfen – das Aufgabenspektrum der Tauchergruppe der Potsdamer Berufsfeuerwehr ist vielfältig. „Potsdam ist quasi eine Insel. Auf allen Seiten ist Wasser“, sagt Rainer Schulz, der als Bereichsleiter Gefahrenabwehr bei der Potsdamer Feuerwehr auch für die Tauchergruppe zuständig ist. Aber auch jenseits der Stadtgrenzen ist die Potsdamer Feuerwehr gefragt. So sicherten die Taucher in der Prignitz beim Hochwasser im vergangenen Jahr die Deiche mit unter Wasser verlegten Plastikplanen.
Weil es in und um Potsdam so viel Wasser gibt, sieht das Wasserrettungskonzept der Stadt auch eine einsatzbereite Tauchergruppe der Feuerwehr vor. „An den Badestellen sind die Helfer von der Wasserwacht präsent“, erklärt Schulz. Aber besonders an den Wochentagen und außerhalb der Badesaison müsse die Feuerwehr im Notfall da sein, wo sie gebraucht wird. „Zu jedem Szenario gibt es einen Plan.“ In 15 Minuten sollen die Kameraden am Einsatzort sein. „Das können wir auch absichern“, sagt Schulz. Auf einer Übersichtskarte sind am Ufer die Stellen markiert, wo Taucher ins Wasser gehen können oder wo aus dem Wasser gerettete Menschen an den Rettungsdienst übergeben werden können. Elf Einsätze gab es bisher in diesem Jahr. Meist geht es darum, Wasserstraßen freizumachen oder Unrat aus dem Wasser zu holen. Einen untergegangenen Menschen lebend zu retten, ist noch nicht gelungen.
Damit die Feuerwehr ihre Aufgaben auch künftig erfüllen kann, moderniesiert sie nun Technik und Personal. Sechs neue Taucher nehmen bei der Berufsfeuerwehr den Dienst auf. Anfang Juli beendeten sie erfolgreich einen gemeinsamen Lehrgang mit der Berliner Feuerwehr. Zwölf von etwa 140 Potsdamer Berufsfeuerwehrleuten können nun neben ihren anderen Aufgaben auch unter Wasser eingesetzt werden. Für den Feuerwehrtauchschein mussten die Neulinge insgesamt 75 Tauchgänge absolvieren.
Neu in der Tauchgruppe ist auch David Nawrot. Der 34-jährige Potsdamer hat nun den Feuerwehrtauchschein. „Das Tauchen ist eine körperliche Herausforderung“, sagt er. Gut drei Monate dauerte der Lehrgang, den die Teilnehmer in ihrer Freizeit absolvierten. Nach einem bestandenen sportlichen und medizinischen Eignungstest gab es theoretische und praktische Übungen, Schwimmtraining und zum Schluss eine Prüfung. „Ein paar Gewässer kenne ich schon“, sagt Nawrot. Die Tauchgänge in den trüben Potsdamer Seen sind jedoch mit der Postkartenidylle aus dem Urlaub nicht vergleichbar. „Das ist nicht, wie nach Muscheln zu tauchen“, sagt Feuerwehrmann Nawrot. Bei der Ausbildung ging es im Berliner Flughafensee beispielsweise bis auf fast 30 Meter in die Tiefe. „Da ist alles schwarz. Die Sicht gleich null“, berichtet er.
Die Arbeit unter Wasser ist anstrengend und kostet auch die trainierten Feuerwehrleute jede Menge Puste. Bei der Suche nach einem untergegangenen Schwimmer stehe man unter einem hohen psychischen Stress, erklärt Steffen Agatz, der seit 2009 bei der Tauchergruppe ist. „Da können die zwölf Liter Druckluft in der Flasche auf dem Rücken auch in zehn Minuten verbraucht sein“, sagt er. Je tiefer getaucht werde, umso schneller gehe es.
Neben den neuen Tauchern soll der Feuerwehr im kommenden Jahr auch ein neues Einsatzfahrzeug helfen. Das alte auf der Basis eines W50-Lasters aus dem Jahr 1983 aufgebaute Gefährt nutzt die Feuerwehr bereits seit 1990. Nun wird die Ausschreibung für ein neues Fahrzeug vorbereitet. 200 000 Euro soll es kosten – die Ausrüstung kommt noch dazu. In einer großen Fahrerkabine sollen sich die Taucher schon während der Fahrt in ihre Anzüge zwängen können und „am Einsatzort direkt reinspringen“, wie Schulz sagt. Auch ein neues Einsatzboot mit einem Rumpf aus Aluminium und einer Löschpumpe soll es geben. 140 000 Euro kostet das die Stadtkasse. Fördergelder gibt es nicht. M. Zschieck
M. Zschieck
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