Landeshauptstadt: WasserFest
Zum Sommer-Open-Air in der PNN-Reihe „H2O-lala – Faszination Wasser“ kamen über 600 Besucher in die Schiffbauergasse und erlebten manche Überraschung
Stand:
Glauben Sie uns, alles war so geplant. Schließlich hatten wir Sie am Samstag im Rahmen unserer Aktionsreihe „H2O-lala – Faszination Wasser“ auf die Terrassen des Hans Otto Theaters eingeladen. Zum kostenlosen, siebenstündigen Sommer-Open-Air der Potsdamer Neuesten Nachrichten in der Schiffbauergasse. Ein Fest zum Thema Wasser mit Blick auf die Havel und akribisch abgearbeitetem Programmplan kann Ihnen jeder bieten. Wir aber haben für ein paar Überraschungen und auch ein wenig Regen gesorgt.
Die Messlatte hatte am späten Nachmittag schon der Babelsberger Clown Locci sehr hoch gehängt. Nach der Vorführung seiner etwas eigenwilligen Backkünste und einem gewöhnungsbedürftigen „Concerto grosso“, kündigte Locci eine „internationale Wasserbalance“ an. Seine etwas umständlichen Versuche, einen kleinen Eimer auf einer knapp vier Meter hohen Stange mit Wasser zu füllen, sorgten vor allem bei den kleinsten der ersten 200 Gäste für Begeisterung. Nach einigen Anläufen war es gelungen, das „internationale“ Glanzstück. Es folgten zwei Shows mit Oxymoron, der Tanzcompany des Waschhauses. Breakdance und Freestyle mit manch akrobatischer Einlage, dann Paartanz in beachtlicher Rasanz. Das Niveau war hoch, um Locci zu zitieren, „international“. Und wir kamen langsam zu der Meinung, Ihnen ein paar Überraschungen zu bieten. Doch zuerst noch ein wenig Theater.
Choderlos de Lacos“ „Gefährliche Liebschaften“, gespielt von der Magdeburger Theatergruppe Marameo. Den ersten Teil nur, als kleinen Vorgeschmack auf die Vorstellungen vom 1. bis 8. September im Hof der großen Stadtschule in der Friedrich-Ebert-Straße. Gut, wir hatten ein paar Probleme mit der Akustik. Einige von Ihnen werden auf ihren Sitzplätzen nur schwer verstanden haben, was die Schauspieler sprachen, obwohl das Stück nicht im Saal gespielt wurde. Trotzdem, Marameo wussten zu fesseln. Thilo Pothmann als Vicomte de Valmont und Julia Littmann als Marquise de Merteuil, ein Paar, das die Intrige und den Wettbewerb liebt und die Schicksale ihrer Mitmenschen derart kaltblütig auf dem Schachbrett ihrer perfiden Jagd opfern, dass es einem die Nackenhaare in die Höhe trieb. Doch jeder Jäger ist nur so gut wie sein Opfer und was die Marquise und der Vicomte in ihren Gegenspieler für Naivlinge fanden, reizte nicht unbedingt unser Mitleid. Zum Ende hin knisterte die Erotik und wir hielten es für angebracht, mit ein paar Regentropfen für Abkühlung zu sorgen. Schließlich haben wir das Wasser zum Thema des Jahres und unsere Aktionsreihe gewählt.
Für einen Moment geriet uns der abendliche Regenschauer etwas aus der Kontrolle, Sie werden es bemerkt haben. Das kann passieren, wenn man improvisiert. Aber wir brauchten etwas Zeit, schließlich hatten wir das Feuerwerk um eine Stunde vorverlegt. Vor allem der kleinsten Gäste wegen, mittlerweile zählten wir über 600 Besucher, die so geduldig ausharrten, und um etwaiger Kritik vorzubeugen. Hatte doch das Feuerwerk der Landesregierung Ende Juni einen Anwalt mit entsprechender Klageschrift wegen Lärmbelästigung auf den Plan gerufen. Derartiges lag uns fern. Und außerdem: Zu unserem Feuerwerk war jeder eingeladen.
Das ständige „Ohhhhhhhh“ und „Ahhhhh“ während es über der Havel knallte und blitzte, war nicht von uns erkauft. Da sprach die wahre Begeisterung unserer Gäste. Und die hielt dann noch lange an, obwohl wir Sie bis zum nächsten Highlight ein wenig länger als gewollt warten lassen mussten. Doch der Auftritt der vier Potsdamer von Fortunate Fools hat dann dafür entschädigt. Wir haben schließlich genau gesehen, dass selbst ältere Herren in Bügelfaltenhose die Hände in bester Rockermanier in den Abendhimmel reckten. Dass die Jakuzzi Sisters nicht mehr zur angekündigten einstündigen DJ Lounge auflegen durften und so den Abend zum entsprechenden Ausklang bringen konnten, lag an unserem Zeitplan, der dann doch ein wenig durcheinander geriet. Um 24 Uhr musste Schluss sein, der Nachtruhe wegen, die uns schließlich heilig ist. Aber beim nächsten Sommer-Open-Air werden Sie die Jakuzzi-Sisters hören. Versprochen!
Dirk Becker
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