zum Hauptinhalt

Von Nicola Klusemann: Wasserschaden im Dachgewölbe

Spendensammlung für Dach der Kirche Golm gestartet: Schindeln für 25 Euro das Stück

Stand:

Zu einer unwirklichen Hügellandschaft sind die dämmenden Steinwollfließe im Dach der Kirche Golm aufgetürmt. Fahles Novemberlicht scheint zwischen Schindeln und Gebälk in den Raum über dem Gewölbe. „Das dürfte gar nicht sein“, sagt Rainer Höfgen, Vorsitzender des Kirchbauvereins Golm.

Bei heftigen Regenfällen dringe durch diese Ritzen das Wasser und weiche das alte Gemäuer auf. Auch ein Dachbalken ist gebrochen. An dieser Stelle sackt die Abdeckung bereits ein und macht das Dach ebenfalls undicht. Im Kircheninnern ist der Schaden deutlich zu sehen. Dunkle tellergroße Flecken zeigen die Feuchte an, Farbe und Putz bröckeln. Ein Zettel auf einer Bank auf der Empore warnt: Bitte nicht setzen. Bauschäden.

Die anstehende Dachsanierung ist das zurzeit dringlichste Projekt des 2002 gegründeten Bauvereins, der sich zur Aufgabe gemacht hat, sowohl die neugotische als auch die benachbarte mittelalterliche Kirche zu erhalten und denkmalgerecht zu rekonstruieren. Auf rund 230 000 Euro schätzt der Vereinsvorsitzende das Gesamtvolumen für eine neue Dachdeckung. Allerdings stünden noch die Gutachten eines Holzsachverständigen sowie des beauftragten Architekturbüros Bernd Redlich aus. Förderfähig seien Maßnahmen im Gesamtwert von rund 200 000 Euro, etwa die Hälfte könnte das Land beisteuern, sagt Höfgen. Mittel zugesagt hätten außerdem schon der Ortsbeirat Golm sowie der Gemeindekirchenrat.

Über eine Dachziegel-Patenschaft will der Verein jetzt Eigenmittel einwerben. Die braun-rötlichen Schindeln kosten 25, die grünen, die als Zierstreifen gedeckt werden, 50 Euro – Namensgravur des Spenders inklusive. Wie viele allerdings nötig sind, um das ganze Dach wieder mit originalgetreuen Dachpfannen zu decken, rechneten die Planer gerade aus. „Das wüssten wir nämlich auch gerne“, sagt der Vereinsvorsitzende.

In den wenigen Jahren seit Vereinsgründung haben die über 60 Mitglieder schon einiges geschafft. So konnte unter anderem die seit 1971 fehlende Kirchturmspitze, der sogenannte Dachreiter, wieder aufgesetzt werden, Ziffernblatt und Zeiger der Kirchturmuhr wurden ersetzt, das 120 Jahre alte Uhrwerk von zwei Uhrmachern repariert – es schlägt die einzige von ursprünglich drei Glocken zu jeder halben und vollen Stunde an. „Dafür haben die Menschen im Dorf gesammelt“, sagt Höfgen, der froh ist, dass der Verein in Golm gut verankert sei. Ohne Initiative der Dorfgemeinschaft wäre man längst nicht so weit, sagt Höfgen.

Nicht nur über den Doktor der Molekularbiologen am Max-Planck-Institut im Wissenschaftspark besteht Kontakt zu den Forschenden in Golm. Zweimal im Jahr finde ein englischsprachiger Gottesdienst statt. Auch für Feierlichkeiten werde das Gotteshaus genutzt.

Die vom Kronprinzenpaar Friedrich Wilhelm aus Privatvermögen errichtete und 1886 eingeweihte Kirche wird auch heute noch von den Hohenzollern unterstützt. In Jerusalem gesammelte Kräuter schenkte der spätere 99 Tage-Kaiser Friedrich III. der Gemeinde, die heute noch eingerahmt und unter Glas bewundert werden können. Zu Ehren des Erbauers nennen die Golmer das Gotteshaus deshalb auch Kaiser-Friedrich-Kirche. Offiziell heißt sie nur Kirche Golm.

Nicola Klusemann

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })