Landeshauptstadt: Wassilissas Traum von der Heimat
„InteGrazia“ zeigte Weihnachtsstück zur Feier des Ausländerbeirates im Treffpunkt Freizeit
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Nauener Vorstadt – Sie habe von der Heimat geträumt, sagt die schöne Wassilissa, nachdem der böse Zauberer sie aus dem Hypnoseschlaf aufgeweckt hatte. Im Weihnachtsmärchen der Kunstschule „InteGrazia“ erntet das Mädchen für dieses Bekenntnis die Schläge ihres Peinigers. Wenn das wohl auch mit der Wirklichkeit nichts zu tun hat, mag manch einer der Anwesenden am Samstag im brechend vollen Theatersaal des Treffpunkts Freizeit bei dem Märchenstück von „Wassilissa, der Schönen“ wohl an die ferne Heimat gedacht haben. Den Ruf nach „Ded Moros“ (Väterchen Frost) konnte das zumeist Russisch sprechende Publikum jedenfalls muttersprachlich lautstark skandieren.
Die junge Regisseurin Alice Keiler von der Kunstschule „InteGracia“ forderte das Publikum am Ende des Stückes ebenso vor den Vorhang wie den Weihnachtsmann. Den reichlichen Beifall und die Ehrenbekundung der Zuschauer hatte Alice Keiler wahrlich verdient. Mit ihrer kleinen Schauspielertruppe hatte sie vitale, farbenfrohe und humorvolle Szenen auf die Bühne gezaubert, dargeboten von deutschen und ausländischen Laien-Künstlern. Besonders zu erwähnen ist der blonde, blauäugige Arndt Lenz als Iwanuschka, der bei der Jagd nach dem weiblichen Glück zu kurz kommt und nur ein Fröschlein erbeutet, welchem er aber trotzdem die Treue hält. Der 31-jährige Lenz berichtet, dass er zu seiner Rolle durch eine Event-Anzeige kam. Von Beruf sei er Theaterpädagoge und helfe zurzeit suchtgefährdeten Jugendlichen.
Der Ausländerbeirat der Stadt Potsdam hat den Weihnachtsnachmittag, dessen Ausstattung laut Alice Keiler rund 5 000 Euro gekostet habe, unterstützt, ebenso der Kreisverband der Linken und weitere Sponsoren. Durch diese finanziellen Zuwendungen konnten in „eigener Werkstatt“ prachtvolle Kostüme und Gewänder aus kostbaren Stoffen entstehen sowie die gesamte Ausstattung bis zum Goldhelm von Iwan Zarewitsch professionell hergestellt werden. Zur Finanzierung tragen auch die Theaterkarten bei, immerhin acht Euro für Erwachsene und für Jugendliche sechs Euro. Für Kinder aus Asylbewerberfamilien trägt der Ausländerbeirat die Kosten.
Eine Feinheit für sich ist die von Anfang bis zum Ende des Stückes lückenlos durchgestylte Musik vom Kalinka-Volkslied über die Ouvertüre der „Die Macht des Schicksals“ bis zu den Budjonny-Reitern. Das Publikum mit den zahlreichen Kindern im Saal dankte mit frenetischem Beifall und Bravo-Rufen. Es wäre zu wünschen, dass nach der Premiere weitere Aufführungen, nicht nur für Migrantenfamilien, zustande kommen. G. Schenke
G. Schenke
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