Ungeschickt lässt grüßen? Oder ist es schlicht Dreistigkeit? Während Energieriesen wie Eon und RWE ihren finanziell strapazierten Kunden versprechen, ihre Strompreise vorerst einzufrieren, kündigen die Stadtwerke Potsdam in aller Stille die nächste Preisrunde an. Mag sein, dass bis dato nur zwei bis drei Prozent der Landeshauptstädter den Stromanbieter gewechselt haben, dass Oberbürgermeister und Stadtwerkechef die Bevölkerung bis dato erfolgreich mit der Quersubventionierung des Verkehrsbetriebes und der städtischen Bäder agitierten, auch wenn sie rechtlich umstritten scheint. Aber wer an die hohe Moral der Kunden appelliert, der muss auch selbst anständig bleiben. Unanständig ist es, mit hohen Stromgebühren ein eintrittsfreies Stadtwerkefest zu subventionieren. Unanständig ist, sich mit denselben Gebühren an aussichtslosen Prestigeplanungen für ein Spaßbad zu beteiligen. Unanständig ist, sich nicht öffentlich zu Strompreiserhöhungen äußern zu wollen. Und unanständig ist angesichts saftiger Gewinnausschüttungen die neue Strompreisrunde. Das gilt auch für die Eon-Edis als Gesellschafter, die – wohl im Vertrauen auf den Lokalpatriotismus – ihre Stadtwerkebeteiligungen schonungslos weiter ausquetscht, während sie anderswo stabile Preise verspricht. Die Sittlichkeit ist dahin: Auch in Potsdam ist jetzt der Zeitpunkt für einen Wechsel des Stromanbieters gekommen.
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