Landeshauptstadt: Weckdienst und Inventur für die Großen Mausohren

Frankfurt (Oder) - Feucht, kalt, stockfinster: Dennoch bietet dieses Hotel Luxusbedingungen und zwar für Fledermäuse. Sie überwintern zu Hunderten im Keller einer ehemaligen Brauerei in Frankfurt (Oder). Einmal im Jahr werden sie von Freiwilligen im Strahl einer Taschenlampe gezählt, um zu sehen, wie sich der Bestand entwickelt. Die allermeisten Tiere verschlafen die Prozedur. Für ungeübte Augen ist es schwer, überhaupt etwas zu sehen, denn besonders die kleineren Arten sitzen tief in Spalten oder Löchern im Mauerwerk. Manche Exemplare hängen einzeln, es gibt aber auch dicke Trauben von 50 Stück und mehr. „Dieses Jahr haben wir 1425 Fledermäuse gezählt, 180 weniger als 2011“, berichtet Norbert Bartel vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (Nabu). Gefunden wurden sieben unterschiedliche Arten. Spitzenreiter war das Große Mausohr mit 646 Exemplaren, gefolgt von der Fransenfledermaus (486 Stück). Normalerweise dringen in das Gewölbe kein Lichtstrahl und kein Ton. Der riesige, verwinkelte Keller sei „einfach ideal für Fledermäuse“, erklärt Bartel. Feuchtigkeit, stabile Temperaturen ohne Frost und vor allem die Ruhe zögen bis zu zehn unterschiedliche Arten an – darunter extrem seltene Exemplare wie Mops- und Bechsteinfledermaus. Die guten Bedingungen seien auch der Grund, weshalb die pelzigen Säugetiere Anflüge bis zu 300 Kilometer auf sich nähmen; sie kommen unter anderem aus Tschechien und Polen. Erkennen kann man das allerdings nur, wenn sie beringt sind. Entdecken die „Zähler“ ein solches Exemplar, melden sie die Daten nach Dresden zur zentralen Erfassungsstelle für Ostdeutschland. Besonders dem vom Aussterben bedrohte Großen Mausohr gefällt es in Frankfurt – die Brauerei gilt als das größte Winterquartier dieser Art in Deutschland. Antje Scherer

Antje Scherer