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Landeshauptstadt: „Weihnachtsgeschenk ohnegleichen“

Generalsuperintendet Schulz: Förderzusage sichert Ausbau des Lepsius-Hauses

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Nauener Vorstadt – „Ein „Weihnachtsgeschenk ohnegleichen“ nennt Generalsuperintendent Hans-Ulrich Schulz die Zusage des Bundesbeauftragten für Kultur, die Fertigstellung des Lepsius-Hauses am Pfingstberghang mit 800 000 Euro zu fördern. Der Innenausbau zu einer Begegnungs-, Forschungs- und Erinnerungsstätte für den evangelischen Theologen Johannes Lepsius (1858 -1926) sei damit gesichert, erklärte er als Vorsitzender des Fördervereins. Gleichzeitig würden damit die Betriebskosten garantiert.

Die Außenhülle der Villa, die aus einem 1772 errichtete Weinmeisterhaus hervorgegangen ist, war durch die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten mit Förderhilfe wiederhergestellt worden. Der dem Förderverein übertragene Innenausbau geriet jedoch ins Stocken, da ein Antrag auf Unterstützung aus einem EU-Programm abgelehnt wurde. Der Verein entwickelte daraufhin ein Konzept, mit dem der Ausbau aus von der Evangelischen Kirche bereitgestellten Mitteln und selbst eingeworbenen Spenden schrittweise erfolgen sollte. Vorgesehen war, bis zu Jahresende einen Raum soweit herzurichten, dass der Verein darin mit einer ersten Veranstaltung auf seine Ziele aufmerksam machen konnte.

„Dieses Konzept haben wir aufgegeben und wollen nun durch die vom Bund, aber auch durch Mittel des Landes Brandenburg ermöglichte Finanzierung den Innenausbau insgesamt in Angriff nehmen“, erläuterte Generalsuperintendent Schulz den PNN. Nachdem nunmehr die Ausschreibung der Bauleistungen erfolgt, sollen im Frühjahr die Arbeiten beginnen. Als Beauftragter des Vereins wirkt dabei Geschäftsführer Peter Leinemann mit. Der Vorsitzende des Fördervereins ist optimistisch, dass die Arbeiten bis zum Jahresende 2008 weitgehend abgeschlossen werden können.

„Für den 15. Dezember 2008, den 150. Geburtstag von Johannes Lepsius, planen wir eine internationale wissenschaftliche Konferenz“, blickt Hans-Ulrich Schulz voraus. Er geht davon aus, dass das Haus dann, selbst „vielleicht das eine oder andere Detail noch nicht vollendet ist“, bereits als Tagungsstätte dienen kann. Auch im Vorfeld will der Verein im neuen Jahr in einer Vortragsreihe auf das Wirken von Lepsius aufmerksam machen. Die Villa Quandt und das Haus des Pfingstbergvereins, die in jüngster Zeit fertiggestellt wurden, wollen dafür Räume zur Verfügung stellen.

Im Lepsius-Haus werden eine Dauerausstellung, eine Deutsch-Armenische Akademie, ein Veranstaltungssaal, eine Nachgestaltung des Arbeitszimmers des Theologen, eine Bibliothek und das Lepsius-Archiv ihren Platz finden. Letzteres ist von dem Theologen Prof. Dr. Hermann Goltz, stellvertretender Vorsitzender des Fördervereins, an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg aufgebaut worden und kommt nun nach Potsdam.

Wie Goltz gegenüber PNN erklärte, konnte das Archiv durch Funde im Pfarrhaus von Lepsius“ erster Pfarrstelle im mansfeldischen Friesdorf und durch die Unterstützung der Familie, so durch die bis zu ihrem Tode 1981 in Potsdam wohnenden Tochter Veronika, wesentlich bereichert werden. Er hoffe darauf, dass weitere im Familienbesitz befindliche Dokumente für das Lepsius-Haus zur Verfügung gestellt werden.

Johannes Lepsius, der von 1907 bis kurz vor seinem Tode 1926 in dem Haus Große Weinmeisterstraße 45 wohnte, wurde durch sein leidenschaftliches Engagement für die christliche armenische Minderheit in der Türkei bekannt, die von 1896 an und im Ersten Weltkrieg einem Völkermord zum Opfer fiel. Dabei kamen fast 1,8 Millionen Menschen ums Leben. Ohne diese Tatsachen zu leugnen, werde das Lepsius-Haus jedoch nicht eine Stätte sein, die das Christentum dem Islam entgegensetze, verdeutlichte Hermann Goltz. Vielmehr gehe es darum, das Engagement von Johannes Lepsius für die Menschenrechte und verfolgte Minderheiten darzustellen.

Erhart Hohenstein

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