
© A. Klaer
Post-Filiale in Babelsberg war nicht barrierefrei: Weihnachtsposse mit Happy End
Eine Holzhütte versperrte neuerdings den barrierefreien Zugang zur Post-Filiale in Babelsberg. Dank einer PNN-Anfrage wurde das Problem nun schnell gelöst.
Stand:
Babelsberg - Eine Weihnachtsposse der ärgerlichen Art mussten Kunden der Babelsberger Post am S-Bahnhof in den letzten Wochen erleben. Eigentlich ist die viel frequentierte Postfiliale in der Karl-Liebknecht-Straße barrierefrei erreichbar: Zum Eingang führt eine Rampe hinauf, und um zur Rampe zu gelangen, hatte man den Bordstein des davor gelegenen Plateaus rechts von der Post eigens an einer Stelle abgesenkt.
Wer in der vergangenen Woche allerdings diese Stelle passieren wollte, sah den Weg plötzlich von einer Holzhütte versperrt. Die Hütte gehört Vladimir Nazarro. Bis vor Kurzem hatte der Obstverkäufer seinen Stand noch an einem anderen Standort in der Karl-Liebknecht- Straße. Auf der Suche nach einem preisgünstigeren Areal entschied er sich für den Platz vor der Post. Für die Hütte musste der Platz eben gestaltet werden. Dass damit zugleich der barrierefreie Zugang zur Post geschlossen wird, daran hatte offenbar niemand gedacht.
20 Zentimeter hohe Stufe: Für die Seniorin nicht überwindbar
So stand auch Helga Herrenkind plötzlich vor einer neuen Hürde. Die 83 Jahre alte Potsdamerin ist treue Kundin von Nazarro – und seit gut neun Jahren auf ihren fahrbaren Rollstuhl angewiesen. „Oft gehe ich ohnehin nicht zur Post“, sagt Herrenkind. „Aber dennoch ist das nicht okay.“ Die gut 20 Zentimeter hohe Stufe im Bürgersteig konnte der batteriebetriebene Rollstuhl der Seniorin, die fast um die Ecke in der Schornsteinfegergasse wohnt, nicht überwinden.
Etwas einfacher hatte es da schon Jana Wagner, die oft mit ihrem zwei Jahre alten Sohn Noah unterwegs ist. „Mit dem Kinderwagen geht es schon noch“, sagt die 28 Jahre alte Potsdamerin. Sie sei es ohnehin gewohnt, mit dem Kinderwagen nicht überall hin zu gelangen. Es gebe Läden, bei denen die Hürden für Rollstuhlfahrer oder Menschen, die mit Kinderwagen unterwegs sind, noch höher seien. Oftmals habe sie den kleinen Noah aus dem Wagen gehoben und den Kinderwagen am Eingang stehen lassen. „Aber für Rollstuhlfahrer ist es hier nicht okay“, findet die junge Mutter. „Da bringt die Riesenrampe nichts, wenn man nicht hingelangt.“
Die Post fühlte sich nicht in der Pflicht
Zunächst sahen sich weder Vermieter noch die Post als Mieter des Gebäudes für das Ärgernis als zuständig an. „Grundsätzlich ist der Mieter zuständig“, sagte Ralf Dippner, Geschäftsführer des ebenfalls in Babelsberg ansässigen Grundstückseigentümers, der Treuinvest Immobilien Management GmbH, auf PNN-Anfrage. „Die Deutsche Post kann eine Rampe als Eigenleistung selber bauen oder sich an uns wenden“, so Dippner.
Doch auch die Post fühlte sich nicht in der Pflicht. Bei der Dependance in Babelsberg handele es sich um eine Partnerfiliale, sagte Tina Birke, Pressesprecherin der Deutschen Post DHL Group für Brandenburg und Sachsen, auf Anfrage. Denn die Deutsche Post betreibt schon lange keine eigenen Filialen mehr, sondern übergibt die Aufgabe an Partner. Entweder sind dies Postbankfilialen oder Einzelhändler, die zusätzlich zu ihrem Hauptgeschäft auch einen Postableger in ihr Geschäft mit aufnehmen.
PNN-Anfrage zeigte innerhalb weniger Tage Wirkung
„Es ist ein wichtiges Anliegen für uns, dass der Zugang zu den Partnerfilialen barrierefrei ist. Dies ist jedoch nicht bei allen Partnerfilialen gegeben“, sagt Postsprecherin Birke. Dass der Eigentümer der Immobilie in der Karl-Liebknecht-Straße den Zugang für bewegungseingeschränkte Kunden entfernt hat, sei „unschön“ für die Nutzer. „Wir bedauern die Entscheidung des Vermieters“, sagt Birke. Sie verwies betroffene Kunden an die nächstgelegene barrierefreie Partnerfiliale: Die befindet sich in der Plantagenstraße 25 – die allerdings ein gutes Stück entfernt liegt.
So weit müssen die Postkunden nun aber doch nicht laufen – denn die PNN-Anfrage hat binnen weniger Tage Wirkung gezeigt. Jetzt können Rollstuhlfahrer die Stufe über eine frisch aufbetonierte provisorische Rampe überwinden. „Uns ist daran gelegen, dass alle Menschen die Postfiliale problemlos erreichen können“, sagte Treuinvest-Mitarbeiter Felix Dippner am Montag. „Daher haben wir entschieden, die Rampe auf eigene Kosten zu bauen.“
Lesen Sie weiter:
Längere Wartezeiten sind in der Post am Platz der Einheit derzeit nicht ungewöhnlich. Ein Sprecher wirbt für Verständnis >>
Anne-Kathrin Fischer
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: