Sport: Weihnachtswunsch ist schon erfüllt
Der Stadtsportbund-Vorsitzende Lutz Henrich blickt zurück auf das Jahr 2006 und nach vorn
Stand:
Wenn Sie als Vorsitzender des Stadtsportbundes Potsdam für 2007 einen großen Weihnachtswunsch erfüllt bekämen – was würden Sie sich wünschen, Herr Henrich?
Dieser Wunsch wurde schon in der letzten Sitzung der Potsdamer Stadtverordneten erfüllt, die den langfristigen Verzicht auf eine Sportstättengebühr beschlossen. Dieser Beschluss ist nicht dem Weihnachtsmann zu verdanken, sondern der Leistung der Vereine und ihrer Übungsleiter und auch der Arbeit des Stadtsportbundes. Wenn die Stadtverordneten zu einem solchen Ergebnis kommen, dann, weil sie im Tiefsten davon überzeugt sind, dass die Arbeit der vielen Ehrenamtlichen im Sport besonders für die Sozialisierung von Kindern und Jugendlichen und für die Gesunderhaltung der Potsdamer sehr wichtig ist. Man darf natürlich nicht vergessen, dass unsere finanziellen Leistungen gegenüber der Stadt Potsdam nicht bei Null liegen. Die Sportvereine bezahlen jährlich 50 000 Euro in die Stadtkasse.
Sind Sie Ende 2006 demnach wunschlos glücklich?
Das wäre schön Die Anzahl unserer Mitglieder ist zwar leicht um 689 auf 20 612 erhöht worden. Aber mit dem daraus resultierenden Organisationsgrad – wir haben 14 Prozent der Potsdamer Bevölkerung in unseren Reihen – können wir nicht zufrieden sein. Damit liegen wir an vierter Stelle im Land, aber in großen Teilen Deutschland ist der Organisationsgrad viel höher.
Wohin wollen Sie denn?
Wir müssen auf 18 Prozent der Bevölkerung kommen, also auf 25 200 organisiert Sporttreibende. Unser Ziel, den Seniorensport weiter voranzubringen, wurde in diesem Jahr erreicht. Der Anteil der Frauen an den Sporttreibenden beispielsweise ist aber prozentual gleich geblieben, obwohl wir hier ebenfalls zulegen wollten. Hinter unseren Erwartungen zurück geblieben sind in diesem Jahr auch die Eigenleistungen der Vereine für die Erhaltung der Sportstätten. Da muss sich die Einstellung ändern
Hat sich Potsdams Sportstätten-Situation verbessert?
Darauf kann man nicht pauschal antworten. Wir haben unsere Sportstättenkommission seit August dieses Jahres in Zusammenarbeit mit dem Bereich Sport der Stadt und dem Kommunalen Immobilien-Service aktiviert und in wenigen Beratungen bereits gemerkt, dass es Reserven in der Nutzung der Potsdamer Sportstätten gibt. Es ist eigentlich möglich, auch noch für weitere Vereine Nutzungszeiten in den Sportstätten zu finden. Andererseits haben wir zu wenig Hallen und Hallenzeiten für Kinder, da beispielsweise die Sportstätten der Ganztagsschulen oft erst nach 16 Uhr für den Vereinssport nutzbar sind. Und problematisch ist auch, dass wir in Potsdam zu wenig große Hallen haben, wodurch es Vereine, die für ihre Sportarten mehr Flächen benötigen, schwer haben. Der Ruf nach einer größeren Halle auch für große Wettkämpfe in Potsdam ist bekanntlich schon seit längerem zu vernehmen. Die gegenwärtige Diskussion um eine Mehrzweckhalle im Luftschiffhafen nährt unsere Hoffnungen, dass sich diese Situation in naher Zukunft doch noch verbessern könnte.
Wie konnte der Stadtsportbund in diesem Jahr seinen Aufgaben gerecht werden, obwohl die Stadt die Sportförderung 2006 um zehn Prozent von 179 000 auf 161 100 Euro zurückfuhr?
Indem wir ebenfalls unsere Unterstützung an einigen Stellen reduzierten. Wir setzen in jedem Jahr Prioritäten, an deren Spitze immer die Kinder- und Jugendarbeit steht. Wir bezuschussten Trainingslager für Nachwuchssportler – in diesem Jahr waren es 22 – und die Arbeit der Nachwuchs-Übungsleiter. Durch die Entsperrung der zunächst zusätzlich eingefrorenen zehn Prozent der Sportförderung in diesem Jahr können wir den Übungsleitern erneut eine Mini-Anerkennung zukommen lassen. Dabei reden wir über 27 Euro pro Jahr für einen Übungsleiter, der 15 Kinder und Jugendliche betreut. Andererseits konnten wir in diesem Jahr Sportveranstaltungen in der Stadt nicht mehr so wie sonst unterstützen. Die Vereine, die diese Veranstaltungen organisierten, mussten entweder ihren Eigenanteil erhöhen oder kleinere Brötchen backen; seien es die Stabhochsprung-Meetings des SC Potsdam, der Sparkassenlauf Preußische Meile des Potsdamer Laufclubs oder die Wasserspiele des Kanu-Clubs Potsdam.
Wie sieht es mit der Sportförderung im kommenden Jahr aus?
Wir haben noch keine Aussagen der Stadt für das Jahr 2007. Allerdings soll trotz der Verdopplung der konsumtiven Mittel im Hauptstadtvertrag der Anteil für den Sport reduziert werden; nicht nur prozentual, sondern absolut. In diesem Jahr gingen 100 000 Euro dieser Mittel in den Sport, für das nächste Jahr ist die Rede von nur 70 000 statt der 200 000 Euro, die laut Landesempfehlung dem Sport zur Verfügung gestellt werden sollten. Das ist bitter.
Warum?
Weil diese Hauptstadtmittel für wichtige zentrale Sportveranstaltung mit hoher Außenwirkung ausgegeben werden dürfen, beispielsweise für den Citysprint der Triathleten und den Kanal-Sprint der Kanuten sowie die Leichtathletik-Juniorengala. Das wird nun nicht in dem gewünschten Maß möglich sein.
Stichwort Sportveranstaltungen: Worauf können sich die Potsdamer im kommenden Jahr besonders freuen?
Vorgesehen sind wieder Traditionsveranstaltungen wie die Stabhochsprung-Meetings, der Citysprint, der Sparkassenlauf Preußische Meile und der Kanalsprint. Am 3. Juni werden wir den vierten Schlössermarathon veranstalten, und für den 10. Juni ist eine Juniorengala der Leichtathleten vorgesehen. Außerdem planen die Judoka des UJKC erneut ein internationales Turnier in Potsdam.
Welche Schwerpunkte setzt sich der Stadtsportbund selbst für das kommende Jahr?
An erster Stelle steht die sportpolitische Interessenvertretung für die Vereine. Wir sind nach wie vor mitverantwortlich für die Rahmenbedingungen, die die Vereine benötigen, um ihren regelmäßigen Trainings- und Wettkampfbetrieb durchführen zu können. Außerdem wollen wir die Zusammenarbeit mit dem Kommunalen Immobilien-Service und der Stadtverwaltung intensivieren, um so kostengünstig wie möglich optimale Bedingungen für den Trainings- und Wettkampfbetrieb zu ermöglichen.
Zunächst wird es aber am 13. Januar den traditionellen Stadtsportball geben.
Ja, und auf dem werden wir wieder erfolgreiche Nachwuchssportler, die durch die Vorstände des Stadtsportbundes und der Stadtsportjugend gewählt wurden, in feierlichem Rahmen auszeichnen. Darüber hinaus soll der Abend dem stimmungsvollen Zusammentreffen der verschiedensten Sportler und ihrer ehrenamtlichen Übungsleiter dienen. Ich freue mich schon darauf.
Das Interview führte Michael Meyer.
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