
© Andreas Klaer
Von Guido Berg: „Weinbergterrassen“ werden neu bebaut Information im Ausschuss: Saal-Rekonstruktion wirtschaftlich nicht zumutbar / Stadt befürchtet Klage
Jägervorstadt - Nun ist es offiziell: Die Reste des Saales der ehemaligen Gaststätte „Weinbergterrassen“ werden weitgehend abgerissen. Darüber informierte Stadtplanungschef Andreas Goetzmann am Dienstagabend den Bauausschuss.
Stand:
Jägervorstadt - Nun ist es offiziell: Die Reste des Saales der ehemaligen Gaststätte „Weinbergterrassen“ werden weitgehend abgerissen. Darüber informierte Stadtplanungschef Andreas Goetzmann am Dienstagabend den Bauausschuss. Eine Bauvoranfrage des Grundstücksbesitzers auf Abriss der Saalruine und eines Gartenhauses sowie für die Errichtung von zwei Neubauten werde von der Bauverwaltung positiv beantwortet. Der Bescheid solle in Kürze an den Eigentümer verschickt werden. Dieser plant eigenen Angaben zufolge die Möglichkeit für die Errichtung von 30 Wohnungen. Das frühere Gaststätten-Haupthaus soll erhalten bleiben. Ob er das Areal selbst entwickle oder weiterveräußere, habe er noch nicht entschieden, sagte er gestern den PNN. Die Nennung seines Namens verbat er sich mit Verweis auf Persönlichkeitsrechte. Sein Projekt stößt auf vehemente Kritik aus der Nachbarschaft. Auch Goetzmann rechnet damit, dass es „noch eine rechtliche Auseinandersetzung mit einem Nachbarn geben wird“.
Die Haltung der Potsdamer Stadtverwaltung zu der Bauvoranfrage des Eigentümers war bislang widersprüchlich: Noch im vergangenen Jahr verschickte das Bauordnungsamt zunächst einen ablehnenden Bescheid (PNN berichteten). Darin hieß es: „Der Saal, welcher verschiedentlich überformt und teilweise erweitert wurde, bildet den ursprünglichen Kernbau des in den 1920er bis 1950er Jahren entstandenen Restaurantbetriebes ,Mühlenberggrotte’ auf dem terrassierten Weinberg.“ Und – ein Verweis auf den Denkmalswert der Anlage: „Da der Saalbau somit zu den ältesten gastronomischen Einrichtungen Potsdams zählt, ist er von städtebaulicher und (kultur-)geschichtlicher Bedeutung.“
In dem nun ergehenden positiven Bescheid heißt es nach PNN-Informationen noch lapidar: „Das vorliegende Gutachten attestiert dem Saalbau einen ausreichenden Schädigungsgrad, sodass die obere Etage mit dem Saal abgetragen werden kann.“ Planungsamtschef Goetzmann zufolge handelt es sich nicht um ein Baudenkmal und ist lediglich Bestandteil der Denkmalbereichssatzung der Jägervorstadt, die das stadträumliche Gesamtensemble des Ortsteils schützt. Es handele sich zudem nicht um eine hundertprozentige Abrissgenehmigung; der Eigentümer müsse „Unterkonstruktionen als Reste der ehemaligen Weinbergstruktur“ erhalten, etwa einen Gewölbekeller. Es sei dem Eigentümer jedoch wirtschaftlich nicht zuzumuten, „die ruinösen Reststrukturen“ zu rekonstruieren. Zur Frage der Wirtschaftlichkeit der Sanierung der Weinbergterrassen hatte Potsdams Baubeigeordneter Matthias Klipp (Bündnisgrüne) erst jüngst erklärt, es müsse vermieden werden, dass mit den „Weinbergterrassen“ ein Präzedenzfall in Potsdam geschaffen wird (PNN berichteten). Strittig hierbei ist die Frage, ob auch schon der Kaufpreis einer Denkmalsimmobilie in die Wirtschaftlichkeitsberechnung einfließen dürfe. Wäre dies der Fall, könnten Investoren „vielleicht sogar zu Beginn darauf spekulieren“, wie Goetzmann im Ausschuss sagte, mit einem zu hohen Kaufpreis das Prädikat der Unwirtschaftlichkeit seines Investments zu erzielen, um daraufhin das Denkmal abreißen zu können. Das wäre, sagte Goetzmann, „ein widersinniger Prozess“.
Um kein schlechtes Beispiel für andere zu geben, sei daher der Grundstückskaufpreis in den Musterkalkulation des Eigentümers der „Weinbergterrassen“ mit null Euro eingegangen. Goetzmann: Dennoch wäre der Investor bei der weiteren Verwertung der Immobilie nach Sanierung des historischen Saales „tief im roten Bereich“ geblieben.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: