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Brückenbau. Wegen der Arbeiten in Nikolassee kommt es zu Ausfällen.

© T. Rückeis

S-Bahn-Chaos: Weinende Kitakinder, Blinde ohne Sitzplatz

Die S 7 von Ahrensfelde nach Potsdam ist derzeit eine der wichtigsten Linien im Netz der S-Bahn. Aber Brückenbauarbeiten in Nikolassee sorgen für Zugausfälle und Verspätungen nach Potsdam.

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Berlin/Potsdam - Montagmorgen 8.53 Uhr, Bahnhof Berlin-Friedrichstraße. Die S-Bahn der Linie S7 in Richtung Potsdam soll zehn Minuten Verspätung haben. Der Zug, der dann kommt, fährt nur bis Grunewald – ohne weitere Anbindung. Zehn Minuten später kommt ein Zug, der bereits voll ist, hier steigen nun die Wartenden hinzu. In Nikolassee drängen sich weitere Fahrgäste in den Zug, da der Betrieb der S1 zwischen Nikolassee und Wannsee wegen der Bauarbeiten eingestellt ist. Statt wie bisher in Wannsee einfach am Bahnsteig umsteigen zu können, müssen Fahrgäste in Nikolassee nun zeitaufwendig den Bahnsteig wechseln.

Die Bahn ist inzwischen so voll, dass viele weder raus noch rein können. Die Kinder einer Kindergartengruppe weinen mittlerweile. Ein blinder Fahrgast wartet vergebens auf einen Sitzplatz. Ein anderer Fahrgast berichtet, dass es in der vergangenen Woche ähnlich gewesen sei. Er sei auf die S 7 angewiesen, da Regionalbahn und S1 bis Jahresende unterbrochen sind. Die S-Bahn trifft schließlich mit 20 Minuten Verspätung in Potsdam ein. Dort ist unterdessen auch der Gegenzug nach Berlin ersatzlos ausgefallen.

Die S 7 von Ahrensfelde nach Potsdam ist derzeit eine der wichtigsten Linien im Netz der S-Bahn. Denn sie muss zwischen Charlottenburg und Wannsee auch die Regionalbahnen ersetzen, deren Strecke im Grunewald wegen der Sanierung gesperrt ist. Seit einer Woche häufen sich auf der S 7 Verspätungen und Ausfälle von Fahrten. Besserung ist nicht in Sicht. Grund sind Brückenbauarbeiten am Bahnhof Nikolassee, die voraussichtlich erst Anfang November abgeschlossen sein werden.

Wegen der Bauarbeiten können die Züge zwischen Nikolassee und Wannsee nur eingleisig fahren. Theoretisch ist dabei trotzdem ein Zehn-Minuten-Verkehr möglich. Verspätet sich ein Zug jedoch nur um wenige Minuten, muss der Gegenzug warten und es kommt zu Verspätungen. Verstärkt wird das Problem, weil es auch zwischen Wannsee und Griebnitzsee nur ein Gleis für die S-Bahn gibt; das zweite hat man beim Wiederaufbau der Strecke 1992 aus Kostengründen weggelassen. Konkrete Pläne, es zu legen, gibt es bis heute nicht.

Zwei eingleisige Abschnitte hintereinander seien immer kompliziert, sagt S-Bahnchef Peter Buchner. Sind die Verspätungen zu groß, muss die Fahrt vor dem Zielbahnhof beendet werden: Die Fahrgäste müssen dann in den nächsten Zug umsteigen, in dem oft kaum noch Platz ist. Eine Alternative zum Brückenbau an der S1 gebe es nicht, sagt Buchner. Er hofft aber, dass sich der Betrieb bald so einspielt, dass der Fahrplan meist wieder eingehalten werden kann.

Klaus Kurpjuweit/Jan Kixmüller

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