
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: „Weiß und tödlich“
Herzköpfe auf Mauerresten: Stadt spricht mit Kiddy Citny über Wiederherstellung des Ursprungszustandes
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Babelsberg - Erst reden, dann übermalen: Die Stadt Potsdam will mit dem Mauermaler Kiddy Citny über sein Kunstwerk an der Seeseite der Mauergedenkstätte reden. Ziel sei es, „den Ursprungszustand wiederherzustellen“, wie Stadtsprecher Jan Brunzlow den PNN am Dienstag sagte. Eine Genehmigung für die Malaktion habe die Stadt nicht erteilt. An dem Gespräch sollen auch die Akteure beteiligt werden, „die sich für den Erhalt des authentischen Ortes eingesetzt haben“, so der Stadtsprecher. Der Künstler selbst bestätigte den PNN ein Gesprächsangebot der Stadt Potsdam an ihn für Freitag dieser Woche. Da er an diesem Tag in Hamburg weile, habe er wiederum den Freitag der kommenden Woche, den 28. September, vorgeschlagen. Er hoffe „auf einen Konsens“, erklärte der Künstler.
Kiddy Citny, bekannt durch seine Malereien an der Westberliner Seite der DDR- Grenzmauer, hatte am Samstag, dem 8. September, die Rückseite der zu einer Gedenkstätte umgestalteten Mauerreste am Ufer des Griebnitzsees unweit der Stubenrauchstraße bemalt. Seine Malerei zeigt Wesen mit roten und gelben Herzen als Köpfe sowie einen König, der eine Welt im Arm hält (PNN berichteten). „Die Herzen müssen zusammenkommen in Ost und West“, sagte der Künstler den PNN, „und ebenso die Köpfe“. Zudem wolle er sein Malwerk auch als Beitrag zugunsten eines frei zugänglichen Uferweges am Griebnitzsee verstanden wissen.
Nach teils scharfer Kritik von ehemaligen DDR-Bürgerrechtlern wie Bob Bahra hatte Kiddy Citny angeboten, sein Werk selbst zu übermalen. „Wenn es von niemanden gemocht wird, macht es keinen Sinn“, sagte der Mauermaler den PNN am Dienstag.
Bahra, selbst Künstler, hatte Kiddy Citny einen Mangel an Geschichtsverständnis und Sensibilität gegenüber den Maueropfern vorgeworfen. Am Dienstag zeigte sich Bahra zwar etwas versöhnlicher, da Kiddy Citny die Mauerseite zur Gedenkstätte verschont hatte. Gleichwohl empfiehlt Bahra der Stadt Potsdam, Citnys Angebot anzunehmen, seine Malerei selbst mit weißer Farbe zu übermalen. Es bestehe die Gefahr, dass Citnys Herzköpfe als Einladung an andere verstanden werden, auch die DDR-Seite der Mauerreste am Griebnitzsee zu bemalen. Bahra weiter: „Wir werden die Mauer irgendwann nur noch bunt vor Augen haben. Für die Ostdeutschen war sie jedoch weiß und tödlich.“
Mit Verweis auf den künstlerischen Wert der Herzköpfe schränkte Bahra sein Urteil ein: Wenn ein Picasso so etwas wie sein berühmtes Gemälde „Guernica“ auf die Rückseite gemalt hätte, „würden wir die Mauer sogar umdrehen“. Bahra überlässt die Einschätzung des Kiddy-Citny- Werks in Griebnitzsee dem Mitglied des Beirates für Kunst im öffentlichen Raum, dem Potsdamer Kunsthistoriker Andreas Hüneke. Dieser erklärte den PNN, es mache einen Unterschied, „ob die Westberliner Mauer bemalt wird oder ein Denkmal an die Mauer“. Kiddy Citnys Herzköpfe seien aus künstlerischer Sicht für sich stehend „nicht so großartig“. Guido Berg
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