Landeshauptstadt: Weisse Flotte bestreitet Kompromiss
Lehmann: Keine Einigung mit Dietz-Joppien. Lustgarten-Architekten zeigen sich gesprächsbereit
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Innenstadt - Im Streit um Kauf und Abriss des Mercure-Hotels und das Schicksal der Weissen Flotte bestreiten die Chefs des Fahrgastschifffahrtsunternehmens einen Konsens für einen Flottenneubau am Bahndamm. Nach wie vor gebe es keine Einigung mit den Lustgarten-Architekten Dietz-Joppien, welche Ausmaße ein Flottenneubau zwischen Bahndamm und Neptunbassin haben dürfe, sagte Flottenchef Jan Lehmann am Donnerstag vor Journalisten.
Wie berichtet hatte Baudezernent Matthias Klipp (Grüne) am Dienstag erklärt, man sei sich mit der Flotte und Dietz-Joppien grundsätzlich über einen Neubau parallel zum Bahndamm einig. Dieser solle etwa 80 Meter lang und zwölf Meter breit sein. Dissens bestehe lediglich noch über einen von Flottenarchitekt Karl-Heinz Winkens geplanten Mittelrisalit, der aus dem Hauptgebäude einen Meter in Richtung Neptunbassin ragt.
Lehmann erklärte gestern, in ein 80 Meter langes Restaurantgebäude werde er keinesfalls investieren. Die Funkionalität sei nicht gegeben. Wenn ein Kellner aus der Küche „fast 100 Meter“ bis zum Gast laufen müsse, sei das Essen längst kalt, sagte Lehmanns Partner Jörg Winkler. Wenn man am Bahndamm ein neues Restaurant- und Verwaltungsgebäude errichte, müsse man wesentlich näher an das Neptunbassin heranbauen. „Wir reden hier über fünf bis sechs Meter“, sagte Lehmann. Er bezweifle, dass Dietz-Joppien diese Lösung akzeptieren.
Lustgarten-Architekt Albert Dietz zeigte sich auf Nachfrage indes gesprächsbereit. Auch ein kürzeres und breiteres Gebäude sei „zwischen Bahndamm und Neptunbassin sicherlich städtebaulich sinnvoll unterzubringen“, sagte er den PNN. Dietz stützte zudem die Darstellung der Stadt. Bei der letzten Gesprächsrunde mit der Stadt und Architekt Winkens vor zwei Monaten habe man einen Konsens für einen Neubau neben dem Bahndamm erzielt. Details wie der um einen Meter vorspringende Mittelrisalit seien dabei „nicht kriegsentscheidend“.
Hintergrund der Diskussion ist der Verstoß der Rathausspitze, das Mercure-Hotel zu kaufen und abzureißen. Um dieses Ziel zu erreichen, will die Stadt als Sanierungsziel für das Mercure-Grundstück eine unbebaute öffentliche Fläche festlegen, um Sichtachsen zwischen Stadtschloss und Lustgarten wiederherzustellen. Wie berichtet sollen sämtliche 14 Mercure-Hotels verkauft werden, die einer Besitzgesellschaft des internationalen Finanzinvestors Blackstone gehören. Grund dafür ist die Insolvenz der Gesellschaft, die offenen Forderungen der Gläubiger sollen sich auf 600 Millionen Euro belaufen. Den Kauf des Hotels – im Gespräch sind sieben bis acht Millionen Euro – will die Stadt größtenteils aus dem Treuhandvermögen des Sanierungsträgers finanzieren, das dieser über Grundstücksverkäufe in der Potsdamer Mitte erwirtschaftet. Der Abriss könnte zu 80 Prozent von Bund und Land gefördert werden.
Sollte dieser Plan eine politische Mehrheit finden, wäre damit aber auch ein Flottenneubau direkt vor dem heutigen Hafengebäude hinfällig – ein Standort, den das Unternehmen favorisiert und der bereits vor drei Jahren von den Stadtverordneten bestätigt worden war. Denn bei einem Hotelabriss würde der Flottenneubau dort erneut den Blick zwischen Schloss und Lustgarten verstellen.
In einem sind sich Lehmann und Dietz indes einig: Für einen Neubau am Bahndamm müssten die Stadtverordneten endgültig auf den Bau der innerstädtischen Entlastungsstraße (Ises) verzichten. pee
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