Landeshauptstadt: Weisse Flotte: Verhandlungen statt Gerichtsstreit
Stadtverwaltung und Lustgarten-Architekten wollen Kompromiss finden. Kritik von Mitteschön
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Innenstadt - Nach dem umstrittenen Beschluss für einen Neubau der Weissen Flotte am Neptunbassin im Lustgarten soll ein Gerichtsstreit möglichst vermieden werden. Sowohl die Stadtverwaltung als auch das Architekturbüro Dietz-Joppien erklärten am Donnerstag gegenüber den PNN, sie sähen noch Chancen für eine einvernehmliche Lösung.
Wie berichtet hatten die Stadtverordneten am Mittwochabend mit überraschend klarer Mehrheit beschlossen, dass die Flotte ihren winkelförmigen Neubau, in dem auch ein Restaurant mit 250 Plätzen untergebracht werden soll, am Rande des historischen Neptunbassins errichten darf. Für diesen Fall hatten Dietz-Joppien angekündigt, die Stadt wegen Urheberrechtsverletzung zu verklagen. Das Büro hatte vor zwölf Jahren den Wettbewerb zur Gestaltung des Lustgartens gewonnen. Bevor die Anwälte das Wort haben, wollen Dietz-Joppien jedoch versuchen, Schadensbegrenzung zu betreiben. „Natürlich sind wir enttäuscht“, sagte Albert Dietz am Donnerstag den PNN: „Aber Architektur vermag viel.“ Bei entsprechenden Änderungen des Raumprogramms oder „cleveren Lösungen“ für die Gestaltung der Gebäude sei ein Kompromiss durchaus möglich. Sollte eine Einigung scheitern, werde man jedoch wie angekündigt Klage einreichen, so Dietz. Den Vorwurf von Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) und Flottenarchitekt Karl- Heinz Winkens, Dietz-Joppien habe für ihren Vorschlag für einen Neubau am Bahndamm beim Winkens-Entwurf abgekupfert, wies Dietz zurück. Der Vorschlag basiere auf ihrem eigenen Entwurf, mit dem man 2011 bei dem Gutachterwettbewerb für einen Flottenneubau am Mercure-Hotel den zweiten Platz belegt habe, erklärte Dietz.
Inzwischen bemüht sich auch die Rathausspitze, die Wogen wieder zu glätten. So wurde die Entscheidung, der Weissen Flotte das Baugrundstück in Erbbaupacht zu übertragen, zunächst auf Eis gelegt, um Zeit für die Verhandlungen zu gewinnen. Auch über den Entwurf von Architekt Karl-Heinz Winkens könne man durchaus noch einmal diskutieren, sagte Rathaussprecher Stefan Schulz. So lange diese Fragen nicht geklärt sind, wird auch nicht gebaut. Flottenchef Jan Lehmann zeigte sich gestern erleichtert: Er freue sich, dass nach sieben Jahren „endlich eine Zukunft für die Weisse Flotte gefunden wurde“.
Bei den Gegnern des Winkens-Entwurfs herrschte am Donnerstag indes blankes Entsetzen. „Der Schock sitzt tief“, sagte Barbara Kuster, Sprecherin der Bürgerinitiative Mitteschön. Ob die Bürger nun auf die Barrikaden gehen werden oder ob es Spielraum für eine Kooperation mit der Bauverwaltung gebe, sei noch offen. Klar sei nur, dass Mitteschön nun „ganz viel Aufklärungsarbeit leisten muss“. Viele Potsdamer hätten noch nicht erkannt, was mit dem Winkens-Winkel am Neptunbecken verschenkt werde. Sollte das Hotel Mercure eines Tages nicht mehr stehen und der Blick wieder frei auf das Neptunbecken fallen können, „wird sich jedermann fragen, wie man es zulassen konnte, dass solch ein L-förmiger Glaskasten beziehungslos an das Becken gebaut wurde“, so die Mitteschön-Sprecherin.
Kritik an der Entscheidung kam auch von der FDP. Die Stadtverwaltung habe im Vorfeld der Entscheidung Druck aufgebaut, nachdem sie über mehrere Jahre hinweg „wenig Engagement gezeigt“ habe, monierte Björn Teuteberg, der für die Liberalen im Bauausschuss sitzt. Dieses Gremium hatte sich wie berichtet gegen den Winkens-Entwurf ausgesprochen. In der CDU hat das Votum zu innerparteilichem Streit geführt: Die Fraktion hatte dem Neubau überraschend zugestimmt, nachdem sie zuvor eine Verschiebung beantragt hatte. Dies sei mit dem Kreisvorstand so nicht verabredet gewesen, sagte ein CDU-Mitglied. gb/pee
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