Landeshauptstadt: Weiße Knöpfe sind out
SeeHotel für Ausbildung gedankt, Verlagerung der Arbeitszeit gewünscht
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SeeHotel für Ausbildung gedankt, Verlagerung der Arbeitszeit gewünscht Pirschheide - Früher hatten Auszubildende weiße Knöpfe und ausgelernte Angestellte schwarze Knöpfe an der Dienstkleidung – heute werden solche Traditionalismen nicht mehr so ernst genommen. Zu erkennen sind die 30 Azubis des SeminarisSeehotels in der Pirschheide daher auf den ersten Blick nicht mehr und dennoch sind sie ständig im Einsatz. Dafür wurde das Hotel gestern vom Präsidenten der Industrie- und Handelskammer Potsdam, Dr. Victor Stimmig, als „anerkannter Ausbildungsbetrieb“ ausgezeichnet. Jedes Jahr finden in dem Hotel zehn Schulabgänger eine neue Aufgabe, darunter vor mehr als drei Jahren auch Tim Neumann. Inzwischen ist er ausgelernter Koch und noch bis Ende Oktober in Potsdam. Danach habe er eine Arbeit in einem neuen Fünf-Sterne-Hotel am Kurfürstendamm in Berlin gefunden, so Neumann. Lange wird er wohl auch da nicht bleiben, denn den jungen Mann zieht es ins Ausland. Dabei wandern Köche wie die Saisonzeiten. Eine goldene Regel im Tourismus heißt, im Winter in die Berge nach Österreich und in die Schweiz, im Sommer an die Küsten. Er ist sich sicher, dass ihm die Ausbildung im Seminaris- Hotel dabei helfen wird. Sie sei vielfältig und gut gewesen. Auch die Arbeitszeit sei „fast immer auf die Acht-Stunden-Regelung“ beschränkt gewesen und Pausenzeiten habe er einhalten dürfen. Ginge es nach den Wünschen von Hotel-Geschäftsführer Hartmut Pirl, hätte Neumann auch nach 22 Uhr arbeiten müssen. Er machte gestern gegenüber der SPD-Bundestagsabgeordneten deutlich, dass das jetzige Jugendschutzgesetz überholt sei und Ausbildungsplätze für Schulabgänger der 10. Klasse verhindere. Pirl wünscht sich, dass jugendliche Auszubildende unter 18 Jahren künftig bis Mitternacht arbeiten dürfen. Bislang setzt das Gesetz dem abendlichen Tun nach 22 Uhr Grenzen. Der Geschäftsführer argumentiert, „16-Jährige gehen nach 22 Uhr in die Disco“, da greife kein Jugendschutzgesetz. Also könnten sie auch etwas später ihre Arbeit beenden. Eine Ausweitung der Arbeitszeit wolle er aber nicht, vielmehr eine Verlagerung. Das Hotel hat derzeit 94 Beschäftigte und 30 Azubis, ein Dutzend davon sind junge Frauen. Probleme bei der Ausbildung in Potsdam sieht Pirl im Umgang von Ausbildungsbetrieb und Schule. Acht Azubis eines Lehrjahres seien in einer Klasse und würden durch den Blockunterricht am Oberstufenzentrum auf einen Schlag mehrere Tage als Arbeitskraft fehlen. Er wünsche sich eine bessere Koordinierung seitens des städtischen Einrichtung. Entsprechende Gespräche würden derzeit laufen. Jan Brunzlow
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