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Landeshauptstadt: Weiße Villa sucht Liebhaber

Ehemaliges Standesamt steht zum Verkauf / Einst wohnte Geliebte Friedrich Wilhelms II. hier

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Ehemaliges Standesamt steht zum Verkauf / Einst wohnte Geliebte Friedrich Wilhelms II. hier Berliner Vorstadt - „Eines Morgens stand ein junges Paar vor der Tür und wollte sich trauen lassen“, erzählt Ingo Schürmann. Der Architekt ist mit den Planungen der Weißen Villa in der Berliner Straße 136, in der sich vor Jahren das Potsdamer Standesamt befand, betraut. Seit dessen Auszug steht das repräsentative Haus leer; die Grundstücksgesellschaft „Polo“, eine Tochter der Wohngesellschaft „Gewoba“, bietet es für 1,6 Millionen Euro zum Verkauf an. Den großen Garten, einst einer der größten Privatparks Potsdams, gibt es in dieser Form nicht mehr, doch gehört immer noch viel Grün zum Grundstück, dessen Front zur Berliner Straße eine große frei stehende Eibe schmückt. Wer durch die Eingangstür tritt, gelangt über den kleinen Treppenraum in einen 59 Quadratmeter großen Saal, das frühere Trauzimmer. Wie mag es hier zur Zeit der Erbauung ausgesehen haben, als Wilhelmine Encke, die spätere Gräfin Lichtenau, durch den Raum schwebte? Ein Gemälde aus dem Jahre 1776 zeigt die Geliebte des Königs Friedrich Wilhelms II. im weit geschnittenen, leuchtend-orangefarbenen Kleid und mit federngeschmücktem Hut. Gesellschaftlichen Empfängen mag der Saal mit seinen drei großen Fenstern mit Ausblick in den weiten Park gedient haben. „Luxuriöses Wohnen“ wie einst kann sich der Architekt hier vorstellen, vielleicht eine Kombination mit einem Gewerbe. Ein bis zwei Wohnungen ließen sich nach seiner Meinung im Obergeschoss unterbringen. Aber auch andere Nutzungen wie Spielbank oder Gastronomie seien vorstellbar, sagt Schürmann. Auf jeden Fall werde angestrebt, das Anwesen denkmalgerecht und umfassend zu sanieren. Wer den Kaufpreis aufbringen kann, muss demnach zusätzlich über ein dickes Euro-Polster verfügen, um diesem Vorhaben zu genügen. Schwerpunkt ist die Rekonstruktion der ursprünglichen Form des Mansardendachs. So müssen die in den fünfziger Jahren eingebauten zeilenförmigen Gauben entfernt und durch Einzelgauben ersetzt werden. Der dreiachsige Risalit zum Garten erhält einen Dreiecksgiebel mit Bogenfenstern und eingeschobenem Satteldach. Das Ganze ist ein kleiner Neubau für sich. Sogar den riesigen Keller will Schürmann nutzbar machen – indem er ihn einen halben Meter tiefer legt. Günter Schenke

Günter Schenke

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