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Landeshauptstadt: Weiter Streit um Kirsch-Projekt

Kritik am Projekt des Babelsberger Bauträgers Kirsch reißt nicht ab. Jetzt lädt er Anwohner zum Infotermin ein

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Am Stern - Nach der heftigen Kritik an seinem geplanten Wohnbauprojekt am Stern geht der Babelsberger Bauträger und Stadtverordnete Wolfhard Kirsch (Bürgerbündnis) in die Offensive. Für den morgigen Samstag lädt er ab 16 Uhr Anwohner auf das für 250 Wohnungen vorgesehene Areal zwischen Stein-, Großbeeren- und Kohlhasenbrücker Straße ein, um Aufklärung in eigener Sache zu betreiben. Dazu hat Kirsch Schreiben an die Anwohner verteilen lassen, bestätigte er den PNN: „Wir wollen zeigen, wie sehr das Gebiet an Wohn- und Freizeitqualität gewinnen wird.“ Treffpunkt ist die Großbeerenstraße 301.

Vor allem die SPD kritisiert das Vorhaben, weil ein Wäldchen gefällt werden soll und Kirsch mithilfe von Teilen der Stadtpolitik einen Millionengewinn einfahren werde. Zum Hintergrund: 2,4 Hektar des für das Bauprojekt vorgesehenen Grundstücks waren laut dem Flächennutzungsplan als preisgünstiger Wald ausgewiesen, ein weiterer Hektar bereits als Bauland. Vergangene Woche dann hatte das Stadtparlament auch die 2,4 Hektar vom Wald in teureres Bauland umgewidmet und unter anderem mit den Stimmen der CDU und der Linken der Aufstellung eines Bebauungsplans zugestimmt. Seitdem reißt die Kritik nicht ab.

SPD-Fraktionsvize Pete Heuer verschärfte am Donnerstag gegenüber den PNN den Ton: Womöglich habe Kirsch an der Wald-zu-Bauland-Umwidmung deutlich mehr als 2,5 Millionen Euro verdient – diesen geschätzten Gewinn für den Unternehmer hatte die SPD bisher genannt. Nun rechnete Heuer vor, dass Wald für rund einen Euro pro Qadratmeter zu haben sei – und Bauland an der Stelle rund 170 Euro pro Quadratmeter koste. Laut Heuer würde Kirschs Plus für die besagten 2,4 Hektar Wald noch höher als bisher angenommen liegen: „Ein satter Gewinn.“

Kirschs Rechnung sieht anders aus. Für das gesamte Areal ist von einem Kaufpreis von insgesamt zwei Millionen Euro die Rede. Dazu kommen laut Kirsch Erschließungskosten für das Bauprojekt von bis zu 90 Euro je Quadratmeter – das wären für 3,4 Hektar Gesamtfläche rund drei Millionen Euro. Weitere Kosten werde die von der Stadt beschlossene Infrastrukturabgabe für Investoren, die Ersatzaufforstung an anderer Stelle, die Abgaben für die Bodenversiegelung und weitere Posten verursachen. „Mit dem Projekt will ich keine schnelle goldene Nase verdienen, sondern für Potsdam nötige Wohnungen bauen“, so Kirsch. Die SPD hält dagegen, es habe keinen Grund zur Umwandlung des Waldes gegeben, weil es in Potsdam an anderer Stelle Bauland für 16 000 Wohnungen gebe. Heuer kritisierte, Kirsch versuche sich armzurechnen.

Zugleich betonte Kirsch erneut, dass die Netto-Mieten für die Wohnungen nicht mehr als neun Euro betragen dürften – das solle für die ersten drei Jahre gelten. „Diese Regelung wird in den Kaufverträgen notariell festgeschrieben und damit auch für künftige Käufer bindend sein“, sagt Kirsch, der der SPD seinerseits vorwirft, eine Neiddebatte anzuzetteln. Bis 2008 war er selbst Sozialdemokrat – im Streit um einen freien Uferweg am Griebnitzsee hatte man sich im Unfrieden getrennt. Linke-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg, der Kirschs Projekt unterstützt, hatte der SPD bereits „Wahlkampf in übelster Form“ vorgeworfen. HK

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