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Landeshauptstadt: Weiter Weg zum „gläsernen Berg“

Am Klausberg gedeihen die Apfelbäumchen / Bauliche Maßnahmen noch nicht begonnen

Stand:

Sanssouci - Prächtig gedeihen im unteren Teil der Klausberg-Terrassen der Große Rheinische Bohnenapfel, der Prinzenapfel, Kaiser-Wilhelm-Apfel oder der Gelbe Bellefleur. Dr. Jörg Wacker, stellvertretener Gartendirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, bestätigt den Berliner Mosaikwerkstätten eine sorgsame Pflege der 40 im Spätherbst 2006 in historischen Sorten gepflanzten Apfelbäumchen.

Bekanntlich will der gemeinnützige „Mosaik“-Unternehmensverbund, der an 42 Standorten im Berliner Raum etwa 2000 vorwiegend behinderte Mitarbeiter beschäftigt, gemeinsam mit der Stiftung die in der Zeit Friedrichs des Großen entstandene Terrassenanlage wiederherstellen und betreiben. Allerdings konnte die Obstbaumpflanzung nicht wie angekündigt im Frühjahr 2007 fortgesetzt werden. Dies lasse der bauliche Zustand im oberen Teil der Anlage nicht zu, informierte Dirk Häusser, „Mosaik“-Abteilungsleiter für Garten- und Landschaftspflege. Die Sanierung der Stützmauern des Weinbergs und der Talutmauern zum Heranziehen von Spalierobst konnten noch nicht in Angriff genommen werden.

Zwischen beiden Partnern finden derzeit Beratungen statt, die der Konkretisierung des von „Mosaik“ vorgelegten Konzepts dienen. Erst nach dessen Bestätigung durch die Stiftung könne man auf die Suche nach Sponsoren gehen, die zur Bewältigung des groß angelegten Vorhabens unerlässlich seien, erklärte Häusser. Grundlage der Zusammenarbeit ist zurzeit eine rechtswirksame Absichtserklärung (Letter of Intend), sie soll dann durch einen Betreibervertrag ersetzt werden. Aus eigener Kraft könnte die Stiftung angesichts ihrer begrenzten finanziellen und personellen Ausstattung die Terrassenanlage weder wiederherstellen noch ihre dauerhafte Pflege sichern.

Der Unternehmensverbund will die Rekonstruktion und Rekultivierung schrittweise vorantreiben. Vorgesehen sind neben der Reparatur der Terrassen und der Wiederbepflanzung mit Obst und Wein auch die Anlage eines Kräutergartens, ein Infopunkt für die Touristen im erhaltenen Heizhaus sowie ein Wein- und Obstbaulehrpfad. Krönender Höhepunkt könnte die Wiederherstellung der gläsernen Vorbauten sein, die den Wein vor der Witterung schützten. Damit würde der Hang wieder zum „gläsernen Berg“ werden, was seinen besonderen Reiz ausmachte. All dies ermögliche eine „einzigartige, erlebnisorientierte, museologische Vermittlung hinsichtlich historischer Obstsorten sowie historischer Anbautechniken“, heißt es im „Mosaik“-Konzept. „Mit der Aufwertung des Geländes wird ein ganz besonderer Raum geschaffen, der es Menschen mit Behinderung ermöglicht, auf dem freien Gelände einer Gärtnerei ... einer ihnen angemessenen Beschäftigung nachzugehen und auf diese Weise Integration in die Gesellschaft zu erfahren.“ Bei ihrem Vorhaben wirken die Behindertenwerkstätten eng mit der Stiftungsabteilung für Baudenkmalpflege, Gartenkustos Gerd Schurig und dem für das Sanssouci-Revier zuständigen Fachbereichsleiter Sven Hannemann zusammen.

Die Anlagen am Klausberg haben sich aus einem Weinberg entwickelt, den Jürgen Friedrich Werle 1769 mit Erlaubnis von König Friedrich II. angelegt hatte. Als Gegenleistung sollte der ehemalige Grenadier, für den ein Winzerhaus – das heutige Drachenhaus – gebaut wurde, den Hof mit Tafelobst beliefern. 1862 kamen nach dem Obstzüchter Lepère benannte ummauerte Quartiere für den Anbau von Pfirsichen, Birnen und Kirschen hinzu. Die für die Fruchttreiberei verwendeten Gewächshäuser entstanden 1895 - 1902. Nach 1945 wurde der gärtnerische Betrieb in Teilen noch bis etwa 1960 weitergeführt. E. Hohenstein

E. Hohenstein

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