Landeshauptstadt: Weiterhin kein Geld von Max Klaar
Trotz Stiftungsgründung für Wiederaufbau der Garnisonkirche glaubt Klaar an sein Kirchenkonzept
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Wenige Tage vor der geplanten Gründung der Stiftung Garnisonkirche Potsdam hat der Vorsitzende des Stiftungsrates der Stiftung Preußisches Kulturerbe, Max Klaar, betont, dass die gesammelten Spendenmillionen für den Wiederaufbau unter den gegenwärtigen Bedingungen „auf keinen Fall“ für den Nachbau der Barockkirche Verwendung finden würden. Klaar betonte zugleich, dass das Geld für den Kirchenbau als sogenannte Projektrücklage weiterhin bereit liege. Es werde sogar weiter gespendet, bestätigte Klaar gestern den PNN.
Laut dem jüngsten Rundbrief der Stiftung Preußisches Kulturerbe liegen mittlerweile 5,9 Millionen Euro auf dem Spendenkonto – 100000 Euro mehr als noch vor einigen Monaten. Dabei hatte die Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel, die seit den 80er Jahren unter Führung von Max Klaar für die Wiedererrichtung der Garnisonkirche Spenden gesammelt hatte, im vergangenen Jahr die Auflösung des Vereins beschlossen und auch die Einwerbung von Spenden eingestellt.
Grund war das Nutzungskonzept der Evangelischen Kirche Potsdam, das Friedens- und Versöhnungsarbeit im Nachbau der 1968 gesprengten Kriegsruine vorsieht. Die Garnisonkirche solle als Symbolkirche und Erinnerungsort genutzt, die wechselvolle Geschichte der Kirche dargestellt werden. Das Nutzungskonzept stand im Widerspruch zur Satzung der Traditionsgemeinschaft, die für den Kirchenbau eine rein kirchliche Nutzung vorsieht. Da das Satzungsziel nicht mehr erreicht werden konnte, hatte der Verein seine Auflösung beschlossen und die Spendengelder der Stiftung, die ebenfalls von Max Klaar geleitet wird, treuhänderisch übertragen.
Nach wie vor gäbe es Menschen, die – unabhängig von der entstandenen Situation – für das von der Traditionsgemeinschaft gewollte rein kirchliche Nutzungskonzept Spenden geben wollten, sagte Klaar. Dies sei dann auch weiter möglich.
Dass die Satzung der Stiftung Garnisonkirche auch weiterhin Friedens- und Versöhnungsarbeit als Stiftungsziel beibehalten werde, sei, so Klaar, kein Grund, vom Ziel abzuweichen. Die Stiftung Preußisches Kulturerbe trete weiter dafür ein, dass die Garnisonkirche im Innern den christlichen Konfessionen als Kirche dienen solle. Das schließe „polit-historische Nutzungen aus“, heißt es im jüngsten Rundbrief. Dies sei die Bedingung, von der es kein Abweichen gäbe.
Klaar schloss auch eine Änderung der Satzung der Stiftung aus. „Wir können uns nicht erst eine Satzung geben und danach anders handeln.“ Vielmehr setze seine Stiftung auf Zeit. „Ich sehe immer noch Licht“, sagte Klaar. Es könne nämlich sein, dass die Stiftung Garnisonkirche unter den jetzigen Voraussetzungen nicht die notwendigen Gelder für den Wiederaufbau zusammenbringe. „Wenn sich Bedingungen dafür ergeben, dass das Geld eingesetzt werden kann, wird es auch zur Verfügung stehen.“ Klaar: „Warten wir mal ab.“
Die Stiftung Preußisches Kulturerbe, sagte Max Klaar, werde in der Zwischenzeit nicht untätig sein. So soll die Restaurierung der Potsdamer Nikolaikirche nach der ersten Spende in Höhe von 40 000 Euro für einen restaurierten Engel nunmehr mit weiteren 100 000 Euro unterstützt werden. Und Klaar kündigte an, „dass wohl noch mehr Geld für diese Kirche fließen wird“. Für die historische Stadtschloss-Fassade des neuen Landtages will die Stiftung 25000 Euro bereit stellen, um eine der einstigen Dach-Figuren wieder aufstellen zu können.
Die Stiftung Garnisonkirche Potsdam soll am 23. Juni gegründet werden – 40 Jahre nach der Sprengung der Ruine. Für den Nachbau der 1735 eingeweihten Barockkirche werden 65 Millionen Euro veranschlagt. Zunächst soll jedoch nur der Turm des einst stadtbildprägenden Kirchenbau in der heutigen Breiten Straße wiederentstehen. Der Wiederaufbau ist umstritten, weil es am 21. März 1933, am „Tag von Potsdam“, in der Kirche zum historischen Schulterschluss zwischen Hitler und Hindenburg und damit zur Versöhnung zwischen Nationalsozialismus und Preußentum, gekommen war.
Michael Erbach
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