Sport: Welcher Weg führt zum Erfolg?
Der frühere Radprofi Karsten Niemann bezeichnet vorgeschlagene Kompromisse als Erpressung und beendet daraufhin die Betreuung seiner Athleten
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Der frühere Radprofi Karsten Niemann bezeichnet vorgeschlagene Kompromisse als Erpressung und beendet daraufhin die Betreuung seiner Athleten Von Jan Brunzlow Die Geschichte holt Karsten Niemann wieder ein. Ein Bundestrainer legt einem aufstrebenden Sportler seiner Ansicht nach Steine in den Weg und „betreibt Planstellensicherung“, so sein Vorwurf. Das war seinerzeit bei ihm so, als er auf dem Weg in die europäische Spitze war. Und das sieht er nach Gesprächen zwischen Bundestrainer Patrick Mostar und ihm erneut so. Grund dafür: Mostar habe nach einem als Konsens geplanten Gespräch in der Vorwoche kein Zeichen zu einer für beide Seiten einvernehmlichen Lösung gegeben. Einklang bestand nur darin, dass Nationalmannschaftsmitglied Philipp Walsleben für die kommende Cross-WM in St. Wendel als deutscher Hoffnungsträger im Nachwuchs gilt. Doch auf den Weg dahin und die richtige Vorbereitung konnten sich Mostar und Niemann nicht einigen. Mostar verordnete Startverzicht für alle Rennen bis Mai, Niemann wollte Walsleben zumindest bei regionalen Rennen starten lassen, um Renntaktik zu trainieren und sich Sponsoren präsentieren zu können. Nun hat der frühere Radprofi seine ehrenamtliche Trainertätigkeit beim RC Kleinmachnow für beendet erklärt, „weil mir das unter diesen Bedingungen keinen Spaß mehr macht.“ Seit anderthalb Jahren betreute er fünf Nachwuchsfahrer des RC in den Kiebitzbergen. Mit Walsleben, Karl Schoknecht und Tobias Schleifring sind drei von ihnen in der Nationalmannschaft, Mathias Wiele steht kurz vor dem Sprung in diese. „So verkehrt kann mein Weg also nicht sein“, argumentiert Niemann und zeigt sich enttäuscht, dass der BDR mit Trainingsplänen ohne Rücksprache mit dem Heimtrainer aufwartete. „Jeder Sportler ist anders, es gibt nicht den Einheitssportler“, so der Potsdamer. Er wünscht sich, dass ein Bundestrainer die lokalen Bedingungen um einen Sportler herum kennen würde und darauf einginge. Zum Bundesligaauftakt am Sonntag in Wörth belegte Mathias Wiele Platz 23 und wurde bester Potsdamer. Doch in die Mannschaftswertung ging das Rennen für den RC nicht ein. Durch den Startverzicht von Walsleben konnten die Mittelmärker, die in Renngemeinschaft mit den Zehlendorfer Eichhörnchen starten, nur mit zwei Fahrern antreten und kamen nicht in die Wertung. Niemann sieht den Startverzicht als erzwungen an, weil Mostar ihm gesagt hätte, sollte Kleinmachnow den eigenen Weg bevorzugen, muss Walsleben sich als Deutscher Meister für die WM qualifizieren und genießt nicht die Vorzüge eines Nationalmannschaftsmitgliedes. „Das grenzt an Erpressung“, erklärt der frühere sportliche Leiter vom Team Coast und Winfix Techem. Auch der OSC Potsdam, bei dem Christoph Pfingsten und Gaststarter Paul Voß vom Bundestrainerveto betroffen sind, monierte die Art des Auftritts von Mostar. Das nächste Junioren-Bundesligarennen findet vom 16. bis 18. April in Cottbus statt, auch dort wird das Potsdam-Kleinmachnower Trio nicht antreten dürfen. Und Niemann ist ebenfalls nicht mehr dabei.
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