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Von Guido Berg: Welterbehüter kritisieren Potsdam Denkmalpflegerat Icomos: Bornstedter Bebauung hätte Unesco gemeldet werden müssen

Bornstedt - Die Stadt Potsdam hat es offenbar versäumt, die Unesco über die Bebauung Bornstedts mit dem Krongut-Parkplatz und der sich anschließenden Eigenheimsiedlung zu unterrichten. „Wir sind auf Potsdam nicht gut zu sprechen, weil diese flächenmäßige Bebauung nicht gemeldet wurde“, erklärte gestern Barbara Precht von Taboritzki vom Internationalen Rat für Denkmalpflege (International Council on Monuments and Sites – Icomos), eine Unterorganisation der Unesco, gegenüber den PNN.

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Bornstedt - Die Stadt Potsdam hat es offenbar versäumt, die Unesco über die Bebauung Bornstedts mit dem Krongut-Parkplatz und der sich anschließenden Eigenheimsiedlung zu unterrichten. „Wir sind auf Potsdam nicht gut zu sprechen, weil diese flächenmäßige Bebauung nicht gemeldet wurde“, erklärte gestern Barbara Precht von Taboritzki vom Internationalen Rat für Denkmalpflege (International Council on Monuments and Sites – Icomos), eine Unterorganisation der Unesco, gegenüber den PNN.

In einem bislang unbeantworteten Brief an den Potsdamer Stadtplanungs chef Andreas Goetzmann schrieb Barbara Precht von Taboritzki im September 2008: „Ein Großteil der betroffenen Flächen in Bornstedt ist Bestandteil der Unesco-Welterbestätte Die Entwicklung, die derzeit in Bornstedt stattfindet, schätzen wir als bedeutsam genug ein, das gemäß Ziffer 172 der Richtlinien für die Durchführung des Welterbe-Übereinkommens das Sekretariat der Unesco davon hätte in Kenntnis gesetzt werden müssen.“ Seit Jahrhunderten sei die Fläche zwischen Ribbeckstraße und Blumenstraße gärtnerisch genutzt worden, nun geschehe dort „eine Riesenentwicklung“, sagte Barbara Precht von Taboritzki.

Den Parkplatz und ein Teil der Eigenheim-Siedlung mit 80 bis 85 Häusern hat die investierende Firma Semmelhaack bereits errichtet. Nach Umplanungen im Zuge von Interventionen der Denkmalschutzbehörden und der Schlösserstiftung war der Bebauungsplan Nr. 34 im Dezember 2005 im Bauausschuss genehmigt worden. Das Hauptanliegen, die Sicherung eines Parkplatzes für die Besucher des Krongutes, sei durch eine umfassende bauliche Nutzung der zuvor gärtnerisch genutzten Fläche „erkauft“ worden, so Barbara Precht von Taboritzki in ihrem Brief. Darin heißt es weiter: „Der starke Druck umsiedlungswilliger Bevölkerung und von Investoren dürfen jedoch nicht dazu führen, dass die Unesco-Welterbestätte beeinträchtigt wird.“

Auch der Chef von Icomos Deutschland, Giulio Marano, bezeichnete den der kritisierten Entwicklung zugrunde liegenden Bebauungsplan gestern gegenüber den PNN als „problematisch“. Da Icomos „keine Baupolizei“ sei, schlägt Marano der Stadt Potsdam vor, „selbst ein Gremium zu schaffen, in der derartige Probleme besprochen werden“. Ferner erinnerte Marano an die Forderung der Unesco an die Stadt Potsdam, bis Jahresende eine „Pufferzone“ um das Welterbe zu definieren, innerhalb derer Neubauten sich an Normen des Welterbe-Umgebungsschutzes zu orientieren haben.

Konkret richtet sich Barbara Precht von Taboritzki in ihrem Brief an die Stadt ferner gegen die Pläne zur Errichtung eines „Dreiseitenhofes“ mit 20 Wohnungen an der Ribbeckstraße 32-35. Dafür sei die Baugenehmigung bereits erteilt worden, obwohl das Bauprojekt dem B-Plan und der Erhaltungssatzung wiederspricht. Es handele sich um einen „deutlichen Fremdkörper“, so die für Potsdam zuständige Icomos-Beauftragte. Die „empfindliche Einheit“ des italienisierenden Kunstdorfes Bornstedt werde dadurch gestört.

Investor Theodor Semmelhaack erklärte gestern den PNN, es handle sich „um eine ganz seichte und nette Bebauung“. Sein Beauftragter Berko Dibowski sprach von einer „ortsüblichen Bebauung“. Ein Baustart-Termin stehe derzeit nicht fest. Potsdams Baubeigeordnete Elke von Kuick-Frenz (SPD) teilte mit, es gebe zu der 2007 erteilten Baugenehmigung nun ein „Nachtragsgenehmigungsverfahren“, das noch nicht abgeschlossen sei. Ferner sagte die Beigeordnete zu, das Icomos-Schreiben werde „selbstverständlich“ beantwortet.

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