Homepage: Weltraumwetter beobachten
Das Astrophysikalische Institut Potsdam hält über die Beobachtungsstation in Tremsdorf Funkkontakt zu zwei Nasa-Sonden
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Forscher des Astrophysikalischen Instituts Potsdam (AIP) blicken in diesen Tagen mit besonderem Interesse auf die Sonne. Eine Forschergruppe um Prof. Dr. Gottfried Mann ist an einer wichtigen Mission der US-Raumfahrtbehörde Nasa beteiligt. Schon am 25. Oktober waren zwei Raumsonden in Cape Canaveral (USA) gestartet. Derzeit befinden sich die Sonden auf dem Weg zur Sonne. Sie sollen aus unterschiedlichen Perspektiven die Sonne beobachten. Das Ziel ist, mit einem kombinierten Signal beider Sonden ein dreidimensionales Bild von Sonneneruptionen zu erhalten. Daher der Name des Projekts: „Stereo-Mission“.
„Wir konzentrieren uns auf die Datenauswertung“, so Gottfried Mann, Leiter der „Stereo“-Arbeitsgruppe. Die Messdaten der Sonden erhält das AIP von der Nasa. In Tremsdorf bei Potsdam führt das AIP dann selbst ergänzende Messungen durch. Es ist eine besondere Herausforderung für die Potsdamer, die beiden Funksignale der Sonden so zusammenzuführen, dass ein dreidimensionales Bild entsteht. Ziel sei dabei, die von den Sonneneruptionen ausgehenden Störungen genau zu messen, so Prof. Gottfried Mann.
Sonneneruptionen sind Energieausbrüche auf der Sonne. Bis zu zehn Milliarden Tonnen Materie werden dabei ins All geschleudert. Und das mit einer Geschwindigkeit von bis zu 2000 Kilometern pro Sekunde. Die Folgen solcher Ausbrüche sind auch auf der Erde spürbar. Ganze Elektrizitätsnetze können durch die Radiostrahlung lahm gelegt werden. So stürzte eine Sonneneruption im Jahr 1989 die kanadische Provinz Québec ins Chaos. Deshalb ist es für die Wissenschaftler wichtig, die von den Sonneneruptionen ausgehende Radiostrahlung besser zu untersuchen. „Je mehr wir uns auf die Technik verlassen“, so Prof. Mann, „desto anfälliger werden wir für Störungen durch das Weltraumwetter.“ Es sei aber kaum möglich, die Kosten solcher Störungen auf der Erde zu kalkulieren, sagte Mann den PNN. Er gab zu bedenken, dass Menschen in Gefahr geraten können, wenn Stromnetze, Navigationsgeräte und Funkverkehr ausfallen. Dennoch möchte der Wissenschaftler keine Panik schüren: „Wir werden auch weiterhin mit dem Weltraumwetter leben müssen.“
Die Sonden nutzen auf ihrem weiten Weg die Schwerkraft des Mondes. Er zieht die beiden Sonden ein Stück mit. Dies spare Kraftstoff, so Shehan Bonatz vom AIP. Indem die Sonden hintereinander an dem Mond vorbeifliegen, erhalten sie ihre versetzten Positionen in der Umlaufbahn der Sonne, so die Nasa. Wie der Mensch zwei Augen hat, um räumlich sehen zu können, so ist die Position der Sonden entscheidend. Die Genauigkeit der Wettervorhersagen im All soll sich nun erheblich verbessern. Die Kosten für die gesamte Mission sind allerdings ebenfalls erheblich: sie belaufen sich auf umgerechnet 437 Millionen Euro. Mark Minnes
Mark Minnes
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