zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Weltverbesserer

Im sanierten Projekthaus Babelsberg finden viele Jugendprojekte statt – mit einem besonderen Anspruch

Stand:

Kein normaler Jugendklub – diesen Anspruch betont Christian Theuerl immer wieder, wenn er über die Angebote für junge Menschen spricht, die im Projekthaus Potsdam-Babelsberg stattfinden. „Unsere Grundidee ist, dass sich hier junge Leute sozial, ökologisch und politisch engagieren können – und wir ihnen dabei helfen“, sagt der 31-Jährige. Er ist einer der Koordinatoren des Projektzentrums, idyllisch gelegen auf einem tausend Quadratmeter großen Grundstück an der Rudolf-Breitscheid-Straße 164.

Das Projekthaus – eine 1895 erbaute Villa – gibt es seit drei Jahren. Gekauft hat das Gebäude der Verein zur Förderung innovativer Wohn- und Lebensformen (Inwole), zu dem auch Christian gehört. Mit den Vereinsmitgliedern und vielen Freunden hat er in den vergangenen Jahren die Villa und ein angrenzendes Nebengebäude saniert und ausgebaut, die meiste Arbeit ist abgeschlossen. „Jetzt können wir uns auf die inhaltliche Arbeit bei den Projekten konzentrieren“, sagt Christian.

Die Angebote sind vielfältig und teilen sich in drei Gruppen: Regelmäßige Kurse vor Ort, besondere Projektwochen und gemeinsame Arbeiten mit ausländischen Jugendorganisationen. Kleine Handzettel sollen darüber informieren: Zum Beispiel Holzbearbeitung jeden zweiten und vierten Mittwoch im Monat. Oder plastisches Gestalten mit Keramik, jeden Dienstag von 14 bis 17 Uhr. Diesen Kurs betreut Angelique Walter: „Jeder soll hier nach ein paar Stunden schon allein arbeiten können“. Hilfe zur Selbsthilfe, dieser Gedanke zieht sich durch das Programm des Inwole-Vereins.

Den Hintergrund erklärt Christian mit dem allgemeinen Anspruch des Projekthauses und seiner Bewohner: Konstruktive Kapitalismuskritik, Alternativen entwickeln, „eine positive Gesellschaftsänderung“ herbeiführen, wie Christian sagt. Viele Leute aus dem Umfeld des sozialen Zentrums waren bei den Protesten gegen das G8-Treffen in Heiligendamm dabei,

In solch linksalternativen Kontext stehen auch viele der internationalen Begegnungsprojekte, die im Projekthaus organisiert werden. Zusammen mit jungen Leuten aus Serbien ist jüngst ein Kurzfilm entstanden, der die Situation von in Potsdam lebenden Flüchtlingen dokumentieren soll. Und diesen August findet zwei Wochen lang ein Seminar mit jungen Leuten aus Frankreich und Deutschland statt, dass sich dem Thema Ökologie und gesunde Ernährung widmet: In der Zeit soll beispielsweise im Außengelände ein Brotbackofen aus Stein gebaut werden. „Bei vielen unserer Projekte können noch Teilnehmer mitmachen“, sagt Christian. Und meint damit auch die längerfristigen Vorhaben im Haus: So soll in Zusammenarbeit mit der „Aktion Mensch“ bis 2010 ein Ort für den „interkulturellen Austausch“ entstehen, erklärt er.

Oft fallen solche abstrakten Begriffe, wenn es um die Projekte im Haus geht. Die Fotos von vergangenen Seminaren zeigen deutlicher, um was es geht: Junge Leute, diskutierend, essend, bei leichten Bauarbeiten im Außengelände der Villa oder abends am Lagerfeuer. Jüngst feierten die Bewohner mit knapp hundert Freunden das dreijährige Bestehen, Feuerakrobaten traten auf, eine Band – auch solch ein selbst organisierter Abend. „Wir wollen jungen Menschen zeigen, wie sie Projekte von vorn bis hinten planen und gestalten können“, sagt Christian – damit auch anderswo Projekthäuser wie in Babelsberg entstehen können.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })