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Zum ersten Mal läuten. An der Oberlinschule begann am Montagmorgen das neue Schuljahr mit dem traditionellen Einläuten. Wie jedes Jahr eröffnete das jüngste Schulkind symbolisch mit einer Glocke den Start ins Schuljahr in der Förderschule in Babelsberg.

© A. Klaer

Landeshauptstadt: Wenig Raum fürs Lernen

Für 1700 Erstklässler hat der Schulalltag begonnen. Doch in den Klassen wird es eng

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Das Einläuten des Schuljahres hat Tradition an Potsdamer Schulen. An der Oberlinschule ist es wie jedes Jahr das jüngste Schulkind, das die Glocke läutet. An der Karl-Foerster-Schule im Bornstedter Feld war es diesmal ein Geburtstagskind aus der ersten Klasse, dem diese Aufgabe zuteilwurde. Die Grundschule in Bornstedt wurde in diesem Jahr auch von der Stadtpolitik ausgewählt, um das neue Schuljahr zu eröffnen. Am Montagmorgen besuchte die Schulbeigeordnete Iris Jana Magdowski (CDU) die Erstklässler im Norden der Stadt.

Die Kinder sollen ihre blauen Fibeln zuklappen, die CDU-Politikerin übernimmt für einige Minuten den Unterricht. „Wer von euch hat sich auf die Schule gefreut?“, hat die Schuldezernentin Iris Jana Magdowski bei ihrem Antrittsbesuch die Erstklässler der Karl-Foerster-Schule gefragt. Die Arme der Kleinen schnellen in die Höhe: Am ersten Schultag freuen sich fast alle. „Und was freut dich am meisten?“, spricht sie ein blondes Mädchen in der ersten Reihe an. „Die Pause“, antwortet sie. Da gehe es ihr ja wie den Beamten, sagt die Dezernentin.

Nur haben die Kollegen der CDU-Politikerin mehr Platz bei der Arbeit. Pause für die Kleinen bedeutet nicht nur vom Lernen, sondern auch von der räumlichen Enge. Dicht gedrängt sitzen 26 Kinder im Klassenraum. 1,7 Quadratmeter pro Kind – so sieht es der sogenannte Raumnutzungsplan des Bildungsministeriums vor. Eigentlich seien 26 Kinder zu viel, sagt die Schulleiterin der Karl-Foerster-Schule, Petra Knoblauch. Denn jedes Kind brauche Platz zum Lernen. Noch vor einigen Jahren seien es 24 pro Klasse gewesen. „Der Raum ist wirklich voll“, so Knoblauch, „und die Kinder werden ja noch größer.“ Außerdem gebe es Kinder mit zusätzlichem Förderbedarf, der sich erst im Lauf des Schuljahres herausstellt. Doch darauf nimmt der Raumnutzungsplan keine Rücksicht, genauso wenig wie auf nötige Schränke oder etwaige Referendare oder die Sonderpädagogen, die zusammen mit der Lehrerin die Grundschüler unterrichten.

Auch der Kreiselternrat hat nun in einem offenen Brief an Bildungsministerin Martina Münch (SPD) die beengten Zustände an den Potsdamer Schulen beklagt. Das Raumnutzungsprogramm sei völlig veraltet und müsse zeitnah angepasst werden. Für den Kreiselternrat sind die Räume nicht nur zu voll, sondern der Bedarf an Räumen werde auf ein Minimum reduziert. Dabei seien zusätzliche Räume keine wirklichen Extras, argumentiert der Kreiselternrat, sondern für „das Profil einer Schule, den Ganztag oder die Inklusion erforderlich“.

Schulbeirätin Magdowski kann dem Kreiselternrat und Schulleiterin Knoblauch nur beipflichten. „Jedes pädagogische Konzept kann nur funktionieren, wenn der Raum da ist“, sagt sie. Doch wirklichen Einfluss habe sie nicht, denn dies sei Landessache. Und im Wahlkampf scheinen andere Themen höhere Priorität zu haben: Mehr Lehrer, weniger Unterrichtsausfall fordert etwa die CDU. Sie will außerdem die Schulen in freier Trägerschaft stärken. Diese könnten nicht zuletzt mit geringerer Klassenstärke werben, so Magdowski. Derart enge Raumvorgaben gelten schließlich nicht für freie Schulen.

Für die Kommunen wünscht sich Magdowski mehr Mitspracherecht – sowohl bei den Bildungsinhalten als auch der räumlichen Gestaltung. „Die Trennlinie zwischen Land und Kommune müsste flexibler gestaltet werden.“ Für Potsdam wird der Raumnutzungsplan auch bei dem Neubau von Schulen das Maß der Dinge sein. In den kommenden Jahren sollen, so sieht es der Schulentwicklungsplan vor, fünf neue Schulen gebaut werden, davon allein drei Grundschulen. „Da alle Baugenehmigungen und Bauanträge von der Kommunalaufsichtsbehörde überprüft und genehmigt werden müssen, kann oft nur das Nötigste beantragt werden“, moniert der Kreiselternrat. Nicht einmal Informatikräume seien für Grundschulen eingeplant. Dabei gehöre das Fach zum Rahmenlehrplan.

Schulleiterin Knoblauch hofft denn für die Zukunft, dass es bei den 26 Kindern pro Klasse bleibt. Erstmals musste sie in diesem Jahr mehr als ein Dutzend Anträge von Eltern, die im Einzugsbereich wohnen, eine Absage schicken – aus Mangel an Plätzen. Drei Familien haben geklagt. Und sie hätten recht bekommen, habe das Schulamt ihr mitgeteilt, sagt Knoblauch. Schließlich seien es genau genommen 26,7 Kinder pro Klasse. Glücklicherweise wurden durch Wegzug von Familien drei Plätze frei. Sie hätte es nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren können, sagt die Schulleiterin, noch drei Kinder mehr in die Klassen aufzunehmen.

nbsp;Grit Weirauch

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