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HEYES Woche: Weniger blutige Nasen

Na, wenn das keine gute Nachricht ist: Die Zahl der verletzten Jungen und Mädchen nach Prügeleien auf dem Schulhof oder in der Klasse wird kleiner. Seit 1995 sei sie um 21 Prozent zurückgegangen, meldet die deutsche Unfallversicherung.

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Na, wenn das keine gute Nachricht ist: Die Zahl der verletzten Jungen und Mädchen nach Prügeleien auf dem Schulhof oder in der Klasse wird kleiner. Seit 1995 sei sie um 21 Prozent zurückgegangen, meldet die deutsche Unfallversicherung. Wurden 1995 noch 112 345 Raufereien gemeldet, so waren es 2007 noch 88 704. Nicht mitgeteilt wurde allerdings, auf wie viele Schüler sich die Zahlen jeweils beziehen. Da immer weniger Schulkinder auf den Schulhöfen anzutreffen sind, relativiert sich die gute Nachricht. Immerhin bleibt, dass die Raufereien weniger brutal ausgehen. Knochenbrüche werden seltener, nur noch einer von Tausend Schülern bleibt mit einem Bruch auf der Walstatt zurück. Noch wichtiger vielleicht, dass die Aggression an Hauptschulen überproportional zurückgeht, um fast 30 Prozent. In dieser aussterbenden Schulform wird der Rückgang der Schülerzahlen erst recht ein Teil der Erklärung sein. Das soll die Ermutigung nicht klein reden, die in diesen Zahlen steckt: Offenbar kann es nachweislich gelingen, mit Anti-Aggressionstraining die Gewaltbereitschaft zu mindern; mit entsprechenden Programmen wird mittlerweile an vielen Schulen erfolgreich gearbeitet. Vor diesem Hintergrund kann man den Schulen in Brandenburg nur wünschen, dass der warme Geldregen aus dem Konjunkturprogramm richtig genutzt und auch in die Verbesserung des Schulsports und seiner Anlagen investiert wird – und nicht nur in einen sichtbaren Pinselstrich. Schulsport fördert die Gesundheit und den Teamgeist. Wir wissen ja, dass immer mehr Kinder unter Bewegungsmangel leiden und vermehrt zu Übergewicht und schon mit elf Jahren zu Altersdiabetes neigen. Ob es dann auch genügend Sportlehrer geben wird, die den Kindern den Spaß an der Bewegung und an Sport vermitteln, kann nur die Schulbürokratie beantworten, die für den Stellenplan verantwortlich ist. Die scheint bislang keine großen Anforderungen an die Verteilung des Geldsegens aus dem Konjunkturpaket gerichtet zu haben. Oder sollte ich eine Meldung übersehen haben?

Unser Autor war Redenschreiber bei Willy Brandt und Regierungssprecher von Bundeskanzler a.D. Gerhard Schröder. Er lebt mit seiner Familie in Babelsberg.

Uwe-Karsten Heye

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