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Landeshauptstadt: Weniger Grün im Potsdamer Norden

Umweltmonitoring der Stadt zeigt die Entwicklung der Natur seit 1992 / Grad der Versiegelung gestiegen

Von Peer Straube

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Potsdams Grün schrumpft, der Anteil versiegelter Flächen dagegen steigt. Das ist, grob gesagt, das Fazit des ersten Umweltmonitorings der Stadt, das Umwelt-Fachbereichschef Andreas Ernst gestern vorstellte. Die Größenordnungen klingen zunächst beunruhigend. Zwischen 1992 und 2004 wurden im Stadtgebiet 350 Hektar neu versiegelt. Das entspricht einer Fläche von etwa 450 Fußballfeldern. Insgesamt sind damit 11,1 Prozent der Stadtfläche bebaut, betoniert, gepflastert oder asphaltiert – 1992 waren es noch 9,2 Prozent. Das Grünvolumen – dazu zählen Bäume, Sträucher, Wiesen und Röhrichte – schrumpfte dagegen um 18,7 Millionen Kubikmeter, was etwa 145 Hektar Wald oder 900 Hektar Wiesen entspricht.

Hört sich dramatisch an, ist es aber nicht, sagt Ernst. Im bundesweiten Städtevergleich liege Potsdam beim Grad der Versiegelung im unteren Drittel. In Städten wie Leipzig etwa wächst schon auf der Hälfte der Fläche kein Gras mehr. Beim Grünvolumen liege Potsdam im oberen Drittel, gehört also demnach zur Spitzengruppe der grünsten Städte Deutschlands.

Die Ursachen für die Entwicklung liegen nach Ansicht von Steffen Tervooren von der Unteren Naturschutzbehörde klar auf der Hand. So wurde vor allem im Norden, in jenen Ortsteilen also, die 1992 noch gar nicht zu Potsdam gehörten, viel neues Bauland erschlossen. Wohnsiedlungen entstanden, Gewerbegebiete, neue Straßen und Kitas. Naturgemäß ist demnach auch der Grünverlust in den neuen Ortsteilen am höchsten. Bei einer vernünftigen Stadtentwicklung „müsste sich das im nächsten Jahr anders darstellen“, glaubt Tervooren. 2010 nämlich soll das nächste Datenpaket ausgewertet werden.

Die derzeitige Analyse fußt nämlich auf weniger aktuellen Informationen. Analysiert wurden Luftbilder von 1992, 1998 und 2004, ergänzt durch hochauflösende Satellitenaufnahmen, Geländemodelle und Versiegelungsdaten. Die Stadtverordneten hatten den Auftrag 2007 erteilt, um einen Überblick über den grünen Ist-Zustand der Stadt zu bekommen. Profitieren kann davon vor allem die Bauverwaltung, etwa, um in Gebieten mit hohem Grünverlust mehr Ausgleichsmaßnahmen einzuplanen. Insgesamt, so Tervooren, ist es um Potsdams Grün „wirklich gut bestellt“. Peer Straube

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