Landeshauptstadt: Weniger Platz für Autos
Klipp: Muss Humboldtbrücke mehrspurig bleiben?
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Innenstadt - Eine „Entscheidung über Beton oder Klimaschutz“ hat Potsdams Beigeordneter für Stadtentwicklung und Bauen Matthias Klipp (Grüne) angemahnt. Auf einer von der Stadtfraktion der Bündnisgrünen am Donnerstagabend veranstalteten Podiumsdiskussion zum kommunalen Klimaschutz kritisierte Klipp den erheblichen finanziellen Aufwand für den Ausbau der Landesstraße 40 samt Humboldtbrücke. Für den ersten Bauabschnitt musste die Stadt 18 Millionen Euro aufbringen.
„Dafür hätten wir alle Radwege neu bauen, überdachen und beheizen können“, sagte Klipp. Der Fertigbau der Humboldtbrücke koste noch einmal acht Millionen Euro. Der Beigeordnete bezweifelte, dass dieses Geld sinnvoll verwendet sei. Auf die Frage, ob er den zweiten Bauabschnitt der Humboldtbrücke in Frage stelle, antwortete er: „Ich stelle gar nichts infrage, aber wir müssen beraten, wie es weitergeht.“ Es sei nicht einzusehen, warum die „Autobahn“ in Richtung Behlertstraße mehrspurig verlaufen müsse, wenn es anschließend nur einspurig weitergehe. Konkret will Klipp 4,5 Millionen Euro aus Stadtmitteln einsparen. Das Geld soll unter anderem in den Ausbau von Radwegen fließen. Klipp will den Rad- und Fußgängerverkehr außerdem durch Neuaufteilung des Straßenraumes stärken. Das Ziel: „Weniger Platz für Autos.“ Vorgesehen ist ferner eine moderne Stellplatzsatzung, denn „die jetzt gültige ist von vorgestern“.
In der „energetischen Optimierung“ im Bestand und beim Neubau sieht Klipp neben der Verkehrsvermeidung die wichtigsten Reserven beim Klimaschutz. Beim Neubau seien die „Brachen“ in der Stadt in Bauland für Wohnungen umzuwandeln. Es gebe hierfür 127 innerstädtische Potenzialflächen. Um die bis zum Jahre 2020 benötigten 11 000 Wohnungen zu schaffen, sei vor allem der Geschosswohnungsbau zu fördern.
Das Planungsrecht sei den Erfordernissen des Klimaschutzes besser anzupassen. Eine „klimarelevante Bauleitplanung“ müsse es zum Beispiel ermöglichen, Dachlandschaften im Denkmalbereich für Photovoltaikanlagen zu nutzen. Der zur Diskussion eingeladene Bürgermeister von Marburg, Franz Kahle, berichtete über die Solarsatzung der 80 000-Einwohner-Stadt. Vor jedem Bauvorhaben müssten die Bauherren die Möglichkeit für solarthermische Anlagen prüfen, ohne jedoch einem Zwang zu unterliegen, diese zu installieren. Kahle zeigte, dass solche Anlagen auch im denkmalgeschützten Bereich der Altstadt verträglich sind.
Michael Knoll vom Berliner Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung informierte auf der von knapp vierzig Teilnehmern besuchten Diskussionsveranstaltung über den vom Bund geförderten Wettbewerb „Energieeffiziente Stadt“. Potsdam habe sich beteiligt, aber die zweite Runde nicht erreicht. Von 72 eingereichten Beiträgen erhielten 15 ein Preisgeld von je 200 000 Euro. Über die Gründe des Ausscheidens Potsdams äußerte sich Knoll nicht konkret, erwähnte jedoch „Leuchtturmprojekte“, mit denen die siegreichen Kommunen offenbar punkten konnten. Günter Schenke
Günter Schenke
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