Landeshauptstadt: Wenn Fremde plötzlich Alleinerbe werden
Verein „Licht in Sicht“ will über Erbschleicherei aufklären
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„Und plötzlich hatte die Nichte den gesamten Besitz meiner Schwiegermutter geerbt.“ Reinhard Bialloblotzky erzählt es immer noch mit der gleichen Fassungslosigkeit, die er vor einiger Zeit verspürte. Der pensionierte Kriminalist kennt Erbschleicherei aus dem eigenen Erleben, denn „die Nichte hat ganz bewusst das Vertrauen der älteren Person erschlichen“, glaubt er. Bialloblotzky nahm Kontakt zum gemeinnützigen Verein „Licht in Sicht“ auf, ein Zusammenschluss, der in München gegründet wurde und sich den „Schutz vor emotionaler und finanzieller Ausbeutung im Alter“ zur Aufgabe gemacht hat.
„Drei typische Merkmale für eine geplante Erbschleicherei gibt es“, erklärt der Potsdamer. „Personen, die auf das Erbe aus sind, erscheinen meist aus dem Nichts.“ Das Vertrauen der älteren Menschen erwerben sie, so Bialloblotzky, indem immer Recht gegeben wird, „das Ego der Älteren gestärkt wird“. Sein Paradebeispiel: „Es wird immer zugestimmt, wenn sich ältere Menschen über die Verwandtschaft beklagen.“ Das gipfele darin, die Erbberechtigten zu verunglimpfen. „Wenn das gelingt, wird daran gearbeitet, Familie und frühere Bekannte auszugrenzen“. Spätestens dann sollten die Alarmglocken schrillen. „Ältere Menschen unterzeichnen zudem oft Papiere, ohne richtig zu wissen, welche Folgen daraus entstehen.“ Die klassische Reaktion sei: „Daran habe ich gar nicht gedacht“, so der Ex-Kriminalist. Bialloblotzky, der in Potsdam bisher weitere fünf Mitstreiter gefunden hat, will mit Vorträgen aufklären und die Öffentlichkeit für dieses Thema sensibilisieren. Dazu arbeitet er unter anderem mit dem Potsdamer Seniorenbeirat zusammen. Außerdem sind Vorträge mit der Verbraucherschutzzentrale geplant. Auch in Seniorenheimen will er Informationen anbieten. Die aktive Arbeit im Verein besteht neben der moralischen Unterstützung der Enterbten auch in Hilfsangeboten wie der Begleitung zu Rechtsanwälten und kostenloser Beratung. „Wünschenswert wären noch Mitstreiter, die juristisches oder medizinisches Hintergrundwissen mitbringen“, sagt Reinhard Bialloblotzky. Sein eigener Fall ist derweil immer noch nicht abgeschlossen, derzeit werden Unterschriften unter Überweisungsbelegen überprüft.KG
Weitere Informationen bei Reinhard Bialloblotzky: Telefon: (03 31) 951 40 72
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