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Homepage: Wenn Gewalt normal wird

Forscher: Gewalt-Spiele fördern Aggression

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In der aktuellen Debatte um ein Verbot gewaltverherrlichender Computerspiele melden sich nun auch Potsdamer Forscher zu Wort. Professor Krahé von der Universität Potsdam bekräftigt den Zusammenhang zwischen sogenannten Killerspielen und gewalttätigem Verhalten. „Der Konsum solcher PC-Spiele steigert maßgeblich die Aggressionsbereitschaft von Jugendlichen“, erklärt Professor Barbara Krahé von der Universität Potsdam. In Studien sei die Nutzung entsprechender Spiele als einer der wesentlichen einzelnen Auslöser für Gewaltanwendung identifiziert worden.

Nach dem Amoklauf in Winnenden ist die Diskussion, ob Computerspiele, wie „Warcraft“, „Counter Strike“ oder „Doom“, zu Gewalttaten unter Jugendlichen anregen, erneut aufgeflammt. Auch auf den Rechnern des 17-jährigen Amokläufers Tim K. waren mehrere solcher Computerspiele gefunden worden.

Auf extreme Gewaltformen, wie dem jüngsten Schulamoklauf, hätte der exzessive Konsum von Killerspielen laut Krahé eine begünstigende Wirkung. „Allerdings handelt es sich dabei um spezifische, sehr seltene Einzelfälle. Sie lassen sich nicht auf den einen Faktor Gewaltmedien reduzieren, sondern sind Produkt vieler verschiedener Umstände“, sagt die Sozialpsychologin.

Computerspiele, bei denen geschossen und getötet wird, würden nachweislich zu einer schwächeren Angstreaktion bei realen Gewaltsituationen führen. „Ihr intensiver Konsum lässt gewalttätige Handlungen als ,normal’ erscheinen. Die Hemmschwelle, sie auch außerhalb der virtuellen Welt anzuwenden, sinkt“, so die Wissenschaftlerin.

Auch das Mitgefühl mit Opfern realer Gewalt würde durch den Konsum von Killerspielen vermindert, erläutert die Expertin für Aggression und Mediengewalt. Studien zufolge zeigen Nutzer entsprechender PC-Spiele eine geringere Bereitschaft Gewaltopfern zu helfen. Die Gefahr, die von solchen Computerspielen ausgeht, sei jedoch laut Krahé nicht durch striktere Verbote und Indizierungen zu bannen. „Vielmehr müssen die Jugendlichen Einsicht in die Wirkung von Gewaltspielen gewinnen und angemessene Alternativen zum Spielen geboten bekommen.“ Auch die Eltern müsse man ermuntern, sich gegen exzessiven Medienkonsum stark zu machen und den „Computer als ökonomischen Babysitter“ durch andere attraktive Beschäftigungsangebote zu ersetzen.

Professor Lothar Mikos von der Filmhochschule Potsdam hält die Behauptung, dass Killerspiele gewalttätig machen, allerdings für übertrieben. „Dass es nach Medienkonsum zu Gewalt an Schulen kommt, konnte bisher nicht wissenschaftlich belegt werden“, sagt der Medienexperte. Die Ursachen von Gewalt würden vielmehr in der sozialen Realität und mangelnden Anerkennung des Täters als bei Computerspielen liegen. Die meisten Spieler könnten sehr gut zwischen Fantasie und Realität unterscheiden, so Mikos. Sophia Sabrow

Sophia Sabrow

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