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Von Jan Brunzlow, Hannover: Wenn Laternen sich unterhalten

Die Uni Potsdam präsentiert auf der Cebit viel Technik und mit der „Intelligenten Laterne“ eine Neuheit

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Intelligent sollen sie sein, die Laternen, Kameras und Strommesser made in Potsdam. Fünf Entwicklungen der Uni Potsdam werden derzeit auf der Technologiemesse Cebit in Hannover präsentiert, darunter die als Messeneuheit angekündigte „Intelligente Straßenlaterne“. Ein leuchtender Metallpfeiler, der mit Nachbarlaternen kommuniziert, Daten sammelt und bei Bedarf auch „Guten Abend“ sagt.

Letztere Applikation haben die Entwickler von der Uni Potsdam allerdings bislang nicht vorgesehen. Die Laterne sei ohnehin noch nicht marktreif, sagt Philipp Mahr. Der Doktorand am Lehrstuhl technische Informatik erklärt die Möglichkeiten der neuen Laterne. Ihre Funktionsweise kann auf der Messe allerdings nicht vorgestellt werden. Denn die Laterne funktioniert in den Messehallen nicht wie gewünscht. Der Standort ist warm, hell und ständig laufen Besucher vorbei. Unter diesen Bedingungen haben die „intelligente“ Laterne und ihre Entwickler Schwierigkeiten. Die Bewegungsmelder sind mit Pappe zugeklebt, das Leuchten der sechs LED-Lampen ist ungewollt ein Dauerzustand. Denn es geht genau darum, dass die Lampe nicht immer leuchtet – schon gar nicht immer gleichmäßig hell.

Heutige Straßenlaternen leuchten gleichmäßig von abends bis morgens – die neue Laterne soll schlauer sein. Geht es nach ihren Entwicklern um Prof. Christophe Bobda, dimmt sich die Lampe je nach Bedarf automatisch ab. Bei Dämmerung leuchtet sie weniger hell als in absoluter Dunkelheit. Und schlendert ein Passant vorbei, leuchtet sie heller als im Schlummerzustand. Es ist ein Wechselspiel des Lichts, ausführbar in den verschiedensten Varianten, so Mahr. Sensoren für Bewegungen, Licht und Temperatur sind an der Laterne installiert, kommuniziert wird über den Funknetzstandard ZigBee. „Das ist so ähnlich wie Bluetooth“, nur mit geringerer Übertragungsrate, erklärt Mahr. Damit könne sie sich auch mit Nachbarlaternen „unterhalten“. Ziel ist es, Wartungskosten und Stromverbrauch zu senken. Nun sei die Uni auf der Suche nach einem Unternehmen, mit dessen Hilfe die Straßenlaterne fertig entwickelt und auf den Markt gebracht werden kann. Ob es auf der Cebit gefunden werden kann? „Wir sind nicht hier, um jemanden zu finden“, sagt Mahr. Es gehe allein um die Produktpräsentation. Da die Laterne nicht vollständig funktioniert, bleibt es bei der Theorie. Wie die Laterne funktionieren kann, ist an zwei Exemplaren auf dem Campus Griebnitzsee der Universität zu sehen, denn vor dem Haus der Informatiker stehen zwei intelligente Leuchten.

Zur Produktpalette der Potsdamer Uni auf der Cebit gehört auch der angeblich intelligente Strommesser, ebenfalls noch nicht ganz fertig. Er ist das Ergebnis einer Diplomarbeit von Miriam Krebs und erst kürzlich entwickelt worden. Der kleine graue Kasten wird an die Steckdose angebracht, so kann der Verbrauch jedes einzelnen Gerätes überprüft und direkt an den Computer gesendet werden.

„Picsy“ heißt ein drittes Projekt der Uni auf der Cebit. Es ist eine Kamera mit kleinem Motherboard und Kabel versehen. Robert Hartmann, Doktorand im Bereich Technische Informatik, bewegt sich vor der Kamera. Mal nur die Hand, mal geht er in die Hocke. Das reicht, um eine Zeichnung auf dem Bildschirm zu zaubern. Die Kamera selbst ist es, die Hartmanns Bewegung in ein Bild auf dem Monitor umsetzt. Es ist vergleichbar mit der Spielekonsole Nintendo Wii, nur dass das System ganz ohne eine Fernbedienung funktioniert.

Noch bis Samstag, Hannover, Messegelände, Halle 9, Stand B39.

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