Landeshauptstadt: „Wer abbaggert, muss auch investieren“
Clemens Appel über die Tennisanlage hinter der Sporthalle, Standortalternativen und den Hallenneubau
Stand:
Herr Appel, der Tennisclub Rot-Weiß, dessen Vorsitzender Sie sind, soll einen langfristigen Pachtvertrag erhalten. Gegner dieses Vertrages sagen, das heutige Tennisgelände müsste städtebaulich entwickelt werden. Tennisplätze oder Wohnen – als was sehen Sie das Tennisplatzgelände in Zukunft?
Wenn wir hinter der Sporthalle in der Heinrich-Mann-Allee eine dauerhafte Perspektive haben, wäre das sehr gut. Vor allem die Nähe zur Schule, mit der wir eine Kooperation haben, ist wertvoll. Aber wenn die Stadt sagt, wir brauchen das Grundstück, weil es ein Filetstück ist, müssen wir über die so genannte Umklappvariante reden.
Sie sperren sich also nicht gegen eine Verlegung der Plätze?
Gegen das Umklappen der Plätze hinter die Schule wehrt sich der Verein nicht. Wir haben mit dem Oberbürgermeister einen Ortstermin gehabt. Er wollte prüfen lassen, ob das technisch geht. Allerdings: Wenn die Stadt uns nun abbaggert und für meinetwegen drei Millionen Euro verkauft, muss sie einen Teil davon in neue Plätze investieren.
Gibt es weitere Standortalternativen?
Manchmal kommt es so rüber, als ob wir uns zu fein wären woanders hinzugehen. Einzig die Variante Luftschiffhafen ist aus meiner Sicht ein Problem. Das würde die Kooperation mit der Schule unmöglich machen. Denn die Schüler müssten durch die ganze Stadt. Vor vier oder fünf Jahren wurde auch über den Horstweg diskutiert. Das sind 500 Meter von der Schule. Für solche innenstadtnahe Alternativstandorte würde ich mich auch stark machen. Bislang wurde konkret aber nur über den Luftschiffhafen und die Umklappvariante geredet.
Welche Infrastruktur benötigt der Tennisverein?
Wir brauchen für unsere 450 Mitglieder zumindest neun Plätze. Es müssen nicht zehn sein wie im Moment, aber die Rechnung ist 50 Mitglieder pro Platz. Das ist wichtig, damit insbesondere die Jugendlichen trainieren können. Im Gegensatz zu vielen anderen Tennisvereinen ist unser Mitgliederbestand stabil.
Grund für den Pachtvertrag ist eine neue Halle, die entstehen soll. Welche Synergien erwarten Sie davon für den Verein?
Einen Mitgliederzuwachs. Momentan ist einer der Schwachpunkte des Vereins die Lage des Vereinsheims. Das liegt fernab der Plätze, das ist unattraktiv. Und die Traglufthalle mit ihren zwei Plätzen ist inzwischen so porös, dass wir sie entweder sanieren oder eine neue bauen müssen. Die Kosten für einen Neubau mit drei Feldern liegen zwischen 1,2 und 1,4 Millionen. Die können wir natürlich nur bauen, wenn Banken uns einen Kredit geben. Dafür brauchen wir einen langfristigen Pachtvertrag, ansonsten reden die Banken noch nicht mal mit uns. Womöglich müssen wir ohnehin die Kosten abspecken und eine Leichtbauweise wählen oder nur zwei statt drei geplanter Plätze realisieren. Vielleicht können wir sogar nur mit der Halle anfangen und mit den vermieteten Stunden dann irgendwann das Vereinsheim mit Toiletten und Duschen finanzieren.
Der Erbbaupachtvertrag wird auch nicht unkritisch gesehen. Warum pachten Sie nur einen kleinen Teil der Anlage?
Das ist eine Frage der Pacht. Wenn wir jährlich 20 000 bis 40 000 Euro zahlen sollen, würden die gesamten Einnahmen in die Pacht fließen. Dann könnten wir kein Vereinsheim mehr bauen und ich weiß auch nicht, wie wir dann die Halle refinanzieren sollen. Denn wir brauchen ein paar Jahre, bis die abgezahlt ist.
Was passiert, wenn die Stadtverordneten dem Pachtvertrag nicht zustimmen?
Dann müssen wir reden. So lange bleiben wir wo wir sind, können aber die Halle nicht bauen.
Was passiert, wenn die Stadtverordneten zustimmen?
Wir müssen mit Banken verhandeln, müssen Genehmigungen von der Stadt einholen, weil ein paar Bäume weg müssen, und könnten dann frühestens im Sommer 2009 bauen.
Die Fragen stellte Jan Brunzlow
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