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Ausgesprochen KAPUSTE: Wer putzt das Fahrrad?

Nein, nicht schon wieder die Potsdamer Radfahrer!“, werden Sie stöhnen.

Stand:

Nein, nicht schon wieder die Potsdamer Radfahrer!“, werden Sie stöhnen. Keine Sorge, ich halte mich aus dieser Diskussion heraus, seit ich eines Nachts bei starkem Regen mit dem Auto in eine Einbahnstraße fuhr, mir in verkehrter Richtung ein Radfahrer ohne Licht entgegenkam und ich wütend hupte. Er drohte mit der Faust, brüllte irgendetwas und preschte vorbei. Danach ging ich in mich: Ja, das mit dem Hupen war ungehörig, und ich nahm mir vor, mich fortan nicht mehr über Verkehrsteilnehmer jeglicher Art aufzuregen.

Bis vor einigen Jahren fuhr ich oft Rad, zugegebenermaßen auch mal unter Missachtung von Verkehrsregeln. Jetzt fahre ich nur noch selten, obwohl es viel bequemer wäre als in den Jahrzehnten davor. Das Vorderrad eines Standard-Fahrrads wurde früher von einer Handbremse bedient, die entweder überhaupt nicht funktionierte oder bei ruckartiger Handhabung über den Lenker auf die Straße katapultierte. Gleiches konnte geschehen, wenn man mit den durchwegs dünnen Reifen in Trambahnschienen geriet. Als ich einmal auf diese Weise aufs Pflaster knallte, musste ich mir von einem herzlosen Passanten die Frage anhören, ob dies eine neue Abstiegsvariante sei. Die Schläuche wurden schnell marode und es war ein unterhaltsames Spielchen, sie aufgepumpt in eine mit Wasser gefüllte Schüssel zu drücken und nach den aufsteigenden Luftblasen zu fahnden, anhand derer man die Löcher fand. Die lauten, am Vorderrad installierten Dynamos erzeugten bei Nässe ein nur schwach flackerndes Licht. Wenn überhaupt. Und wehe, man stellte sein Fahrrad samt Pumpe ab. Nach wenigen Minuten war sie geklaut.

Eines jedoch scheint sich nicht geändert zu haben: Jungs, die ihr erstes richtiges Fahrrad geschenkt bekommen, putzen es, bis es glänzt, reparieren es selbst und rüsten es ständig mit irgendwelchen Extras auf. Nicht so die Mädchen, die spätestens mit 15 den Helm verweigern: Säubern und Aufpumpen ist Vater- beziehungsweise bei Alleinerziehenden Muttersache. Später findet sich meist ein um ihre Gunst buhlender, männlicher Verehrer, der sich der Sache annimmt. Tja, dieser Absatz ist etwas frauenunfreundlich geraten. Ich lasse ihn trotzdem stehen. Ich muss mir gelegentlich anhören, meine Kolumnen biederten sich zu sehr bei den Frauen an. Ich hoffe, damit Genugtuung geleistet zu haben.

Unser Autor ist ehemaliger Stadtverordneter der CDU und war Vorsitzender des Ausschusses für Kultur. Er lebt in Eiche.

Eberhard Kapuste

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