Aus dem GERICHTSSAAL: Wer schlägt hier wen?
Gericht glaubte Ehefrau: 1500 Euro Geldstrafe
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Folgt man den Worten von Frank F.* , so ist er ein Opfer häuslicher Gewalt. Beim kleinsten Anlass soll ihn seine Ehefrau mit Fäusten und Tritten traktieren, auch schon mal an sehr empfindlichen Stellen. Den letzten Angriff vor zwei Wochen hat der Schlosser noch in schmerzhafter Erinnerung. „Danach habe ich sie rausgeschmissen. Ich habe sicherheitshalber auch die Schlösser ausgetauscht“, erzählt der Mann vor Gericht.
Doch nicht Gattin Franziska sitzt wegen Körperverletzung auf der Anklagebank, sondern Frank F. Die Verwaltungsangestellte erstattete am 2. Dezember vorigen Jahres Anzeige gegen ihren Mann. Während eines Streits am Vortag soll ihr der 54-Jährige mehrere heftige Faustschläge gegen die Brust und auf die Arme versetzt haben. Der Notarzt attestierte ihr ausgedehnte Prellungen an den entsprechenden Stellen. Frank F. versichert, Franziska habe ihn wieder einmal angegriffen, da er ihr den Sex verweigerte. „Ich habe sie nur abgewehrt.“ Das Gericht glaubt ihm nicht und verurteilt den Handwerker zu einer Geldstrafe von 1500 Euro.
Während der Zeugenaussage von Franziska F. (51) muss der Angeklagte den Saal verlassen. „Ich weiß, dass mein Mann überall herumerzählt, ich würde ihn schlagen“, berichtet die Noch-Ehefrau. Sie tritt im Prozess als Nebenklägerin auf. In Wahrheit sei sie häufig Ziel der Aggressionen von Frank F., fühle sich mittlerweile als „seelisches Wrack“. „Ich musste schon öfter ins Krankenhaus, weil er mich verletzt hat.“ Am Tattag habe der Mann den Beischlaf von ihr gefordert. „Ich wollte das nicht und habe ihn weggestoßen. Da begann er, auf mich einzuprügeln“ so Franziska F. „Franziska hat mir danach eine SMS auf mein Handy geschickt. Ich habe sie aber nicht gesehen. Am nächsten Tag kam sie zu mir. Da war sie total zerstört“, erinnert sich Freundin Helene H.* (52) vor Gericht. „Sie hatte ja öfter mal blaue Flecke. Aber diesmal war es besonders schlimm. Ihr Mann hat immer nur eine Forderung. Und wenn sie der nicht nachkommt, dann setzt es was“, erklärt die Zeugin. „Er beleidigt Franziska auch ganz übel oder schubst sie, und das sogar in meiner Gegenwart.“ Vor der Verhandlung habe Frank F. sie beim Waffenreinigen mit den Worten bedroht: Wenn ihr aussagt, werdet ihr euer blaues Wunder erleben. „Ich habe Angst vor diesem Mann“, bekennt Helene H.
Das Gericht unterbricht die Verhandlung, gibt Frank F. Gelegenheit, sich mit seinem Verteidiger zu beraten. Doch das Geständnis bleibt aus. Stattdessen wiederholt der Schlosser: „Franziska hat mich körperlich attackiert. Ich habe mich nur gewehrt.“ Von Schuldbewusstsein keine Spur. Ein solches Verhalten könne nur mit einer empfindlichen Geldstrafe geahndet werden, befindet der Vertreter der Staatsanwaltschaft. (*Namen geändert.) Hoga
Hoga
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