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Dietmar Demuth (55) ist seit dem 7. Oktober 2007 Cheftrainer des Fußball-Regionalligisten SV Babelsberg 03, mit dem er jetzt in die 3. Liga aufsteigt.

© Manfred Thomas

Sport: „Werden zehn neue Spieler bekommen“

Babelsbergs Cheftrainer Dietmar Demuth über die nun endende Regionalliga-Saison und seine Drittliga-Pläne

Stand:

Am Samstag bestreitet der von Ihnen trainierte SV Babelsberg 03 daheim gegen den FC St. Pauli II sein letztes Spiel in der Regionalliga. Freuen Sie sich schon auf den anschließenden Urlaub, Herr Demuth?

Auf den freue ich mich schon wahnsinnig. Erstmal bleibe ich aber noch eine Woche hier, um die bevorstehende Drittliga- Saison weiter vorzubereiten und möglichst viel in trockenen Tüchern zu haben, ehe ich mit meiner Familie für ein, zwei Wochen verreise. Wohin, das ist noch offen. So schnell werde ich dort aber nicht abschalten können, zumal das Telefon dann auch noch oft klingeln wird, wenn Entscheidungen anstehen.

Haben Sie schon richtig realisiert, mit Ihrer Truppe nun gegen Hansa Rostock, Dynamo Dresden, Eintracht Braunschweig, den FC Carl Zeiss Jena und Bayern München II zu spielen statt gegen Wilhelmshaven, Plauen und Meuselwitz?

Natürlich. Die Freude ist groß, aber ich bleibe gelassen, denn erstens war das nicht mein erster Aufstieg und zweitens weiß ich, was auf uns zukommt.

Nämlich?

Eine ganz schwere Saison. Die dritte Liga wird eine harte Nuss, und mit unseren Möglichkeiten wird es verdammt schwer werden, dort mitzuhalten. Wir werden uns alle richtig strecken müssen.

Trotz aller Gelassenheit: Wie fühlt man sich, wenn der erhoffte Aufstieg vorzeitig geschafft ist?

Natürlich zufrieden, zumal wenn er nach einem Holperstart wie dem unseren geklappt hat. Das zeigte, dass wir eine charakterstarke Super-Truppe ins Rennen geschickt hatten.

Die eigentlich bis Saisonschluss ungeschlagen bleiben wollte, nun aber doch zuletzt in Goslar 0:2 verlor

Dafür muss man Verständnis haben – nach dieser nervenaufreibenden Saison war einfach die Luft raus. Ich will nicht überheblich klingen: Aber wäre es noch um etwas gegangen, hätten wir in Goslar gewonnen.

Wird sich Ihre Mannschaft am Samstag gegen St. Pauli II nochmal zusammenraufen?

Ja, da bin ich mir ganz sicher, denn wir wollen uns mit einem Sieg aus der Liga verabschieden. Das ist für den Kopf immer sehr wichtig und wäre auch für unsere Fans ein toller Abschluss. Wir werden unser selbstgestecktes Ziel von 80 Punkten zwar nicht mehr erreichen, aber 77 Punkte können es immer noch werden – und das wäre eine Riesen-Duftmarke.

Stimmt es Sie traurig, dass die zweite Mannschaft Ihres Heimatvereins FC St. Pauli schon als Absteiger feststeht?

Man verfolgt zwar seinen Heimatverein, aber St. Paulis Regionalliga-Mannschaft hatte 34 Spiele Zeit, den Klassenerhalt klar zu machen. Wenn sie uns nun schlagen wollen, müssen sie etwas anbieten.

Haben Sie während St. Paulis 100-Jahr- Feier mit dem dortigen Cheftrainer Holger Stanislawski, der die erste Mannschaft in die erste Liga führte, über das gemeinsame Erlebnis Aufstieg geplaudert?

Das nicht, aber über viele andere Dinge, denn wir kennen uns ja noch aus gemeinsamen Zeiten. Natürlich haben wir uns gegenseitig beglückwünscht, und ich habe auch vorsichtig angefragt, ob er nicht den einen oder anderen Spieler für uns hätte. Aber das ist eine ganz andere Liga dort, und die Spieler der zweiten Mannschaft sind alle ganz junge Burschen.

Was war in diesem Spieljahr Babelsbergs Vorteil gegenüber der Konkurrenz?

Unsere mannschaftliche Geschlossenheit und der hundertprozentige Wille, erfolgreich zu sein.

Viele Beobachter sagen: Der Unterschied heißt Daniel Frahn.

Daniel hatte mit seinen 27 Toren natürlich einen Riesen-Lauf. Ich hätte mir gewünscht, dass die Tore auf mehr Schultern verteilt wären. Umso schöner aber für Frahn und für uns, dass wir den Torschützenkönig der ersten vier Ligen in unseren Reihen haben. Wobei Frahn das einordnen kann und weiß, dass er seine Tore ohne die Mitspieler nicht erzielt hätte. Er ist immer auf dem Boden geblieben und spielt weiter mannschaftsdienlich.

Wird Frahn über den Sommer hinaus überhaupt zu halten sein? In Internetforen wird sogar vom Interesse der Erstligisten Schalke 04 und Nürnberg berichtet.

Ich sehe das ganz entspannt. Frahn hat bei uns einen Vertrag bis 2011, und wenn jemand Interesse hat, soll er kommen und sich mit uns zusammensetzen. Wenn Daniel eine große Chance bekommt, werden wir ihm die nicht verbauen.

Wie hoch müsste das Schmerzensgeld dafür sein?

Ich werde jetzt hier nicht irgendeine Summe nennen. Aber für einen neuen Stürmer müsste es schon reichen, und ein bisschen Plumps müsste es außerdem machen.

In welchen Mannschaftsteilen werden Sie für die Liga drei aufrüsten müssen?

In allen. Wir werden wahrscheinlich zehn neue Spieler bekommen. Ob es die Verstärkungen mit den erhofften Qualitäten werden, wird sich dann zeigen müssen. Etablierte Drittliga-Spieler werden wir aus finanziellen Gründen nicht holen können.

Marian Unger hat jetzt für zwei Jahre verlängert – hat das eine Signalwirkung für andere, noch zögernde Spieler Ihrer Aufstiegsmannschaft, die Sie halten wollen?

Das glaube ich nicht. Jeder muss für sich selbst entscheiden, was für ihn das Beste ist. Einige haben Vorstellungen, die wir nicht umsetzen können. Dann muss man sich trennen, das ist ist im Fußball halt so.

Warum planen Sie nicht mehr mit Patrick Moritz?

Das hat sportliche Gründe. Ich habe mich dazu entschieden, habe mit ihm darüber gesprochen und möchte dazu jetzt nicht ins Detail gehen.

Wird Moritz am Samstag nach dem letzten Saisonspiel verabschiedet?

Das haben wir mit ihm und weiteren Spielern vor. Vielleicht können wir dann auch schon weitere Spieler nennen, die bleiben.

Anschließend schicken Sie Ihre Kicker in den Urlaub. Wie lange?

Trainingsbeginn ist am 21. Juni am Vormittag mit einem Feldstufentest.

Werden Sie Ihre Drittliga-Mannschaft dann schon beisammen haben?

Ich hoffe es, bis auf ein, zwei, die noch vorspielen müssen. Durch die Mehrbelastung in der dritten Liga wäre es mein Wunsch, mit einem Kader von 24 Spielern in die Saison zu gehen. Es ist aber fraglich, ob wir das finanziell stemmen können.

Allein die Fernsehgelder für den SVB steigen doch von 90 000 auf 753 000 Euro.

Das ist schnell aufgebraucht. Wir haben mehr und längere Reisen vor uns, und die Gehälter der Spieler werden angehoben, auch wenn es bei uns keine Wahnsinnsgehälter gibt. Ich habe schon viele Gespräche geführt und gestaunt, was da am Anfang so als Forderung aufgerufen wird.

Babelsberg wird ab 23. Juli zunächst auf einer Baustelle spielen.

Die Arbeiten auf den Zuschauerrängen stören uns nicht. Einen neuen Rasen werden wir erst im nächsten Sommer erhalten. Der jetzige soll nach dem Landespokalfinale am nächsten Mittwoch präpariert werden – ich hoffe, wir bekommen ihn drittliga-tauglich. Viel wichtiger noch aber wäre unser oberer Trainingsplatz, auf dem wir täglich arbeiten müssen.

Das Interview führte Michael Meyer.

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