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507 Jahre beim Kaffeeklatsch: Charlotte Fritsche (102), Anna Fogger (99), Elise Sellack (104), Werner Berth (100) und Margarete Laas (102) (v.li.).

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Wetterfrosch hat 100 Jahre auf dem Buckel Erstes Treffen der Jahrhundertmenschen in Potsdam

Wenn der 100-jährige Werner Berth von seiner Zeit als „Wettermacher“ im DDR-Fernsehen redet, kommt Glanz in seine Augen und seine Gesten werden lebhaft. 20 Jahre habe er in über 1200 Sendungen das Wetter vorhergesagt und sei dabei so bekannt geworden, dass ihn die Leute in Gaststätten entdeckt und auf der Straße angesprochen hätten.

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Wenn der 100-jährige Werner Berth von seiner Zeit als „Wettermacher“ im DDR-Fernsehen redet, kommt Glanz in seine Augen und seine Gesten werden lebhaft. 20 Jahre habe er in über 1200 Sendungen das Wetter vorhergesagt und sei dabei so bekannt geworden, dass ihn die Leute in Gaststätten entdeckt und auf der Straße angesprochen hätten. Wetter machen konnte er natürlich nicht. Er und seine Kollegen hätten sich auch geweigert, Sonnenschein ungerechtfertigt herbeizureden, selbst wenn Partei und Regierung wegen eines Staatsfeiertages eine günstige Wetterprognose gewünscht hätten.

Das alles erzählte er beim Kaffeeklatsch der Jahrhundertmenschen im Fontiva-Pflegeheim „Haus Katharina“. Die 102-jährige Charlotte Fritsche reagierte prompt auf den einzigen Herrn in der betagten Runde: „Ach, ein Wetterfrosch“, rief sie spontan, als sich Werner Berth outete. Sie setzte damit sofort eine Diskussion über die Wahrhaftigkeit von Wettervorhersagen in Gang. Die 104-jährige Elise Sellack als älteste Teilnehmerin am Kaffeenachmittag interessierte sich allerdings mehr für den leckeren Kuchen als fürs Wetter. Sie hört inzwischen schon recht schlecht und braucht bei fast allen Tätigkeiten Hilfestellung. Zum Treff hatte sie eine Begleitperson im Rollstuhl kutschiert. Alle Hundertjährigen waren aus ihren Heimen mit dem Behindertenfahrdienst abgeholt worden.

Die Idee für das Treffen war bei der Vorbereitung einer Ausstellung mit Porträts von Hundertjährigen geboren worden, die in den Räumen von „Schickes Altern“ in der Charlottenstraße gezeigt wird. Die Chefin der Einrichtung, Gisela Gehrmann, organisierte den Treff zusammen mit dem Haus Katharina. Dort war man von der Idee sofort begeistert und sponserte Kaffee und Kuchen.

37 Potsdamer, die hundert Jahre und älter sind, gibt es laut Statistik zurzeit in der Stadt. Leider konnte Gehrmann über die Stadtverwaltung nur 18 Adressen von Heimbewohnern mit 100 Jahren und mehr ermitteln. An die, die noch allein wohnen, kam sie nicht heran. Zwölf Hundertjährige sagten nach der Einladung spontan zu. Schließlich aber trafen gestern dann doch nur fünf ein. Trotzdem zeigte sich Gehrmann keineswegs enttäuscht. „Wir wollen die Veranstaltung im nächsten Jahr wiederholen“, sagte sie. „Dann gelingt es uns vielleicht auch, die Adressen aller Jahrhundertmenschen zu bekommen, um sie einzuladen.“ Es sei verständlich, so Gehrmann, dass es immer Absagen geben werde, denn die Tagesform der Hundertjährigen sei sicher sehr schwankend. Das bestätigte auch Anna Fogger, die zwar erst 99 Jahre alt ist, aber das Treffen nicht verpassen wollte. Sie wohnt noch in einer eigenen Wohnung, macht sich das Frühstück selbst und interessiert sich für alles Neue, das in Potsdam passiert. Ihr Hauptwunsch: gesund bleiben. Mit ihrem derzeitigen Zustand ist sie zufrieden. „Sie sehen, es geht doch noch“, sagt sie und schwingt den Gehstock.dif

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