Landeshauptstadt: Wetterkinder, Radioeis und CD
Radio Teddy gibt’s jetzt 365 Tage: Hörer vom Dreijährigen bis zum Senior
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„Sag mal, Herr Senator, dürfen Lehrer in der vierten Klasse drei Arbeiten an einem Tag schreiben lassen“, fragt ein neunjähriges Mädchen. Die kleine Berlinerin ist die erste Anruferinnen an diesem Nachmittag, an dem Schulsenator Klaus Böger zu Gast im Babelsberger Studio von Radio Teddy ist. Eigentlich auf bildungspolitische Fragen einer erwachsenen Hörerschaft eingestellt, ist der Berufspolitiker etwas aus dem Konzept. Dann schaltet er aber doch um: „Was für Klassenarbeiten?“, fragt er. „Erste Stunde Deutsch, dann zweite Mathe und in der fünften Erdkunde“, gibt das Mädchen Auskunft. Nein, das sei nicht erlaubt, er werde persönlich beim Schuldirektor anrufen, verspricht der Senator.
„Das ist Radio Teddy“, erzählte Geschäftsführer Uly Köhler gestern die Anekdote. Sie stehe beispielhaft dafür, wie Kinder ihren Radiosender nutzten. Ein Jahr nun spielt sich „das erste Familienradio Deutschlands“ vor allem in die Herzen der Kinder. „Mit fulminantem Erfolg“, wie die beiden Initiatoren Uly Köhler und Uwe Schneider in vielen Satzvarianten wiederholten. Sie seien selbst überwältigt. Während zwar aus Kinderschutzgründen keine MediaAnalyse über ihre Marktanteile vorlägen – befragt werden dürfen nur Hörer ab 14 Jahre – habe aber eine Emnid-Studie die eigenen Eindrücke bestätigt. 500 000 Kinder zwischen drei und dreizehn Jahre plus ihre Eltern hörten täglich Radio Teddy. Leider sei dies bisher nur über die UKW-Frequenz 106,8 in Berlin und Teilen Brandenburgs möglich gewesen. Deshalb sei das Programm jetzt auch auf Astra Satellit zu empfangen. Europaweit erreiche man damit seit gestern zusätzlich 17,3 Millionen Haushalte, rechnete Köhler vor.
Auf diesem Wege wolle man nun auch Wetterkinder von der Küste oder aus Bayern gewinnen. 800 solcher „Informanten“ seien bereits bei Radio Teddy registriert. Die kleinen Beobachter würden nach der Wettervorhersage angerufen und ans Wohnzimmerfenster geschickt, um zu berichten. Auch sonst werden die Hörer oft als Macher eingesetzt. So könnten Kinder in den Ferien als Ko-Moderatoren einen ganzen Tag das Programm mitgestalten. Die Bewerbungslisten um diesen Traumferienjob sind lang. Radio zum Anfassen ist das Motto, bei dem in den glutheißen Sommertagen im Juli zum Beispiel auch gemeinsam mit den Teddy-Hörern in einem Eiscafé ein Radioeis entstand. Der Teddy-Traum: eine Drei-Kugeln-Tüte mit Mini-Smarties-bestreuter Sahne und Bärenwaffeln. Inzwischen gibt es auch eine Radio- Teddy-CD im Handel: Mit den meist gewünschten Songs.
In den 365 Tagen seit der ersten Sendungen seien zwar immer Mal wieder kleine Pannen passiert, „große Ausreißer gab es nicht“, sagt Köhler. Darum werde an dem Konzept nichts verändert. „Es ist gut wie es ist“, so Schneider. Lob gebe es dafür auch aus Kollegenkreisen, zum Beispiel dafür, wie die Nachrichten kindgerecht umgeschrieben würden. „Wir setzen alles in Bezug“, erklärt Schneider. 100 Meter: so lang wie ein Fußballfeld, 1000 Kilo: so schwer wie ein Elefant, 100 Liter: eine Badewanne voll, nennt er Beispiele. Auch die Musikauswahl, besonders die Texte, seien frei von „Schweinskram und Fäkalsprache“. Das käme auch bei den Großeltern gut an. „Wir bekommen auch Dankesschreiben aus dem Seniorenheim“, erzählt der Geschäftsführer.
Ein Jahr Radio Teddy wird gebührend gefeiert und zwar am kommenden Sonntag, dem 20. August ab 12 Uhr. Im Reiterstadion im Olympiapark in Berlin, auf der großen Hauptbühne des 13. Berliner Kinder- und Jugendfestivals.
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