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Landeshauptstadt: Whitney auf dem Schifferklavier

Die jungen Musiker vom Accord Orchestra Potsdam begeistern weltweit mit Vangelis und Beethoven

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In der Aula der Dortu-Schule wird eifrig geprobt. Die 42 Akteure des Accord Orchestra Potsdam sind überaus motiviert, denn in der Woche nach Ostern geht es auf große Reise. Diesmal in die Slowakei, wo der Rundfunk in Bratislawa das Konzert, das gerade den letzten Schliff erhält, aufzeichnen wird. Doch noch scheint das Orchester im Ausland einen weit besseren Stand zu haben als in seiner Heimat: In Potsdam ist die Akkordeon-Truppe, in der 30 Musiker mitwirken, die jünger sind als 18, kaum bekannt.

Dass Akkordeon-Spielen keineswegs nur etwas für Ältere ist, beweisen Franziska Ecke (15) und Julia Dost (16). Bereits mit acht Jahren begannen beide mit dem Unterricht in der Musikschule Fröhlich. Zuerst wurde auf der Melodika geübt, ehe es ans Akkordeonspiel ging. „Täglich sollte man eine Viertelstunde üben“, sagt Franziska. Dann ist auch Orchesterleiter und -gründer Guido Roß zufrieden: Sein Ziel ist es, dem Akkordeon mit dem jungen Orchester eine völlig neue Klangqualität zu geben. „Wenn wir immer wieder hören: ,Donnerwetter, so kann ein Akkordeonorchester auch klingen“, dann erfüllt uns das natürlich mit Stolz“, sagt Roß. So ist auf den europaweiten Konzerten des Orchesters auch die Vangelis-Hymne „1492“ zu hören. Ebenso im Repertoire hat das Orchester eine Akkordeon-Interpretation des Whitney Houston-Klassikers „One moment in time“. Und selbst Musicalmelodien aus „Der König der Löwen“ und „Das Phantom der Oper“ gehören zum ständigen Programm der Akkordeonisten.

Sicherlich zur Freude der jugendlichen Spieler, die neben Klassik und Folklore so auch Modernes spielen dürfen. Nachwuchssorgen gibt es sowieso kaum beim Akkordeon-Orchester. Die private Musikschule Fröhlich hat sich auf Akkordeonunterricht spezialisiert und mit ihr auch Diplom-Musiklehrer Roß. Inzwischen ist das Accord Orchestra Potsdam personell sogar so gut bestückt, dass Roß ein Vororchester gründete. Aus dem sind dann auch Franziska und Julia aufgerückt und empfinden das als ehrenvolle Bestätigung ihrer Mühen. Franziska lässt sich zudem noch in Gesang ausbilden und tritt als Solosängerin moderner Hits auf. Damit ist sie nicht nur bei den Gastspielen zu hören, sondern auch einmal im Jahr im Nikolaisaal beim großen Auftritt. Leider ist der aber nicht ganz öffentlich, die Plätze sind vorrangig für die Eltern der Mitwirkenden reserviert. Ein Platz ist zudem für das Maskottchen der Truppe reserviert: Schäferhündin „Cherry“ begleitet das Orchester auch auf weite Reisen.

Inzwischen ist das Orchester schon in halb Europa aufgetreten – von Spanien bis Schweden und Frankreich bis Ungarn. Jedes Jahr organisiert Roß zusammen mit dem Vereinsvorsitzenden Lutz Lorenz, ehrenamtlichen Helfern, den deutschen Botschaften, Kulturvereinen, Kirchen und den Goetheinstituten vor Ort Auslandsreisen – dabei wird das Orchester zum musikalischen Botschafter der Landeshauptstadt. Diesmal ist es Partner der Jugendorganisation des Karpatendeutschen Vereins in Bratislava und der Stadtverwaltung von Piestany. Und immer wieder gibt es Gegeneinladungen nach Potsdam, um den Gedanken der Völkerfreundschaft zu vertiefen.

Bis zu den Osterferien wird die Reisekasse jedes Jahr langsam aber stetig mit Geldern gefüllt, die das Orchester der Schifferklaviere bei den Auftritten über das Jahr hinweg erspielt. Zuweilen unterstützen auch der Deutsche Musikrat, die Familien und regionale Sponsoren die Reisen – doch ansonsten werden die Touren von den jungen Akkordeon-Botschaftern selbst finanziert.

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