Sport: Wich traf gleich zweimal

Eine spielerische Offenbarung war die Partie am Samstag nicht für Leni Larsen Kaurin. Norwegens 34-fache Nationalspielerin sah im Babelsberger Karl-Liebknecht-Stadion gemeinsam mit 715 weiteren Zuschauern einen 4:0 (1:0)-Heimsieg ihres möglicherweise neuen Teams Turbine Potsdam gegen Aufsteiger 1. FC Saarbrücken. Einen Sieg, „der etwas hoch ausfiel“, wie selbst Potsdams Trainer Bernd Schröder befand. „Es ist gut, dass Turbine 4:0 gewann“, meinte die 26-jährige Kaurin vom Erstligisten SK Asker Oslo nach dem Abpfiff und schränkte ein: „Ein vom Niveau her gutes Spiel war es aber vor allem in der ersten Halbzeit nicht.“

In den ersten 45 Minuten, in denen Turbine schwer in die Partie fand, vergab Saarbrückens erst 15-jährige Dzsenifer Maroszan – laut Schröder eines der derzeit größten Talente im deutschen Frauenfußball – aus zwölf Metern die große Chance zum 0:1 (28.), ehe Jessica Wich für Turbines Führung sorgte. Die quirlige 17-Jährige, vorgestern auffälligste Potsdamerin auf dem Platz, tankte sich nach schönem Zuspiel Carolin Schiewes halbrechts in den Gäste-Strafraum, umspielte Stephanie Kaiser, schlug noch einen Haken und vollendete dann halbhoch zum 1:0 (43.). Sehenswert war auch ihr 2:0-Treffer: Jennifer Zietz flankte von rechts in den Strafraum und Wich vollendete per Flachschuss (71.). „Mein erstes Tor war das schönere, beim zweiten musste ich nicht mehr viel machen“, meinte die vor Saisonbeginn vom Zweitligisten SC Regensburg an die Havel gewechselte Zwölftklässlerin, die von Trainer Schröder am Samstag die beste Note im Team erhielt, nach ihren Saisontreffern Nummer vier und fünf.

Ihr erstes Tor für Turbine erzielte dagegen Essi Sainio, die nach mittlerweile vier Fußbrüchen langsam wieder in Schwung kommt und deren Einwechslung am Samstag für mehr frischen Wind sorgte. Für die mit einer Zerrung im linken Oberschenkel vom Feld gehumpelten Isabel Kerschowski ins Spiel gekommen, netzte die finnische Nationalspielerin nach einem Zuspiel Anja Mittags von links zum 3:0 ein (82.). „Endlich! Über dieses Tor freue ich mich riesig“, meinte die 21-Jährige mit strahlendem Gesicht. Für den Schlusspunkt sorgte Nationalstürmerin Anja Mittag selbst mit einem direkt verwandelten Freistoß aus spitzem linkem Winkel ins lange rechte Toreck. „Ich wollte schon treffen, aber eigentlich ins kurze Eck“, meinte Mittag. „Aber so war es auch schön.“

Während Potsdams Stürmerinnen gegen Saarbrücken trafen, könnte Turbine nun ein Torwartproblem bekommen. WM-Heldin Nadine Angerer hat nach ihrer beidseitigen Lungenentzündung wegen schlechter Blutwerte immer noch Trainingsverbot, während sich Desiree Schumann am Samstag beim Aufwärmen vorm Spiel eine Bänderverletzung im linken Ellenbogen zuzog. Sie biss sich zwar durch und hielt ihren Kasten trotz der Schmerzen sauber, muss heute aber erst einmal zum Arzt.Wer am kommenden Sonntag im DFB-Pokalspiel beim SC 07 Bad Neuenahr Potsdams Kasten hütet, ist derzeit noch fraglich.

Turbines derzeit größtes Defizit offenbarte sich am Sonntag im Mittelfeld, wo eine ordnene Hand fehlte. Die Spielmacherrolle soll Leni Larsen Kaurin übernehmen. „Sie würde gut in unsere Mannschaft passen“, sagt Schröder über die als sprintstark geltende Norwegerin, die den PNN gegenüber versicherte: „Ich würde sehr gern hier für Turbine spielen und hoffe, der Mannschaft helfen zu können.“

Um das wahr werden zu lassen, verhandeln Kaurin jetzt von Potsdam aus mit ihrem Klub und Turbine mit ihrem Nationalcoach Bjarne Berntsen. Der will die Mittelfeldspielerin eigentlich morgen daheim beim Nationalmannschaftslehrgang sehen, während Deutschlands U20-Nationaltrainerin Maren Meinert für das Länderspiel gegen Südafrika am kommenden Donnerstag in Wolfsburg mit Jennifer Werth, Stefanie Draws, Pia Marxkord, Carolin Schiewe, Bianca Schmidt und Josephine Schlanke gleich sechs Potsdamerinnen erwartet.

Turbine Potsdam: Schumann; Schiewe, Peter, Kameraj, Draws; Schmidt, Marxkord, Zietz, I. Kerschowski (63.Sainio); Wich, Mittag.