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Landeshauptstadt: Wichtig ist die Haltestelle vor der Tür

Aktion „Wir bringen die Wirtschaft in Fahrt“ machte Station vor dem Katjes-Werk in Drewitz

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Eine gute Anbindung an den Öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) wird von Firmen höher bewertet als ein nahegelegener Flugplatz oder ausreichend öffentlicher Parkraum. Zu diesem Ergebnis ist das Institut TNS Infratest Anfang 2007 gekommen. Stichprobenartig wurden 100 Spitzenmanager von Top-Unternehmen befragt und 70 Prozent gaben die ÖPNV-Anbindung als wichtigsten Standortfaktor an. Auch der Sprecher der Katjes Bonbonfabrik Heiner Wolters bestätigt das. „Wir haben um eine Bushaltestelle vor der Tür der Fabrik gekämpft und sie auch erhalten“, sagte er gestern anlässlich des Busstopps der bundesweiten Aktion „Wir bringen Wirtschaft in Fahrt“ vor den Toren der Bonbonfabrik in Drewitz. Nach dem Start der Bustour in Berlin war Potsdam zweite Station. Bis zum 19. Juni wird das blauweiße Info-Fahrzeug nun 4000 Kilometer durch Deutschland touren und für preiswerten und praktischen ÖPNV auch im Sinne eines klimafreundlichen Verhaltens werben.

Wurde Potsdam gelobt wegen seiner guten Verkehrsangebote mit Tram, Bus und Regionalbahn, so gingen bei der finanziellen Ausrüstung des ÖPNV die Meinungen weit auseinander. PDS-Landtagsabgeordnete Anita Tack setzte sich zum Beispiel für Preisstabilität beim Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg ein. Preiserhöhungen seien das falsche Signal, um für ein Umsteigen vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel zu werben. Ute Bankwitz vom Bürgerbündnis, die zum Termin gekommen war, obwohl die Stadtverordnetenversammlung tagte, ging noch weiter. Sie forderte nicht zum ersten Mal einen kostenlosen Nahverkehr. Wenn man alle Ausgaben von Personal bis teurer Technik und auch unnötigem Straßenausbau auf die Verlustseite setze, rechne sich der, meint sie. Dem widersprachen allerdings nicht nur Vertreter des Verkehrsbetriebes, sondern auch der des Ministeriums für Raumordnung und Infrastruktur, Rainer Brettschneider. Er verteidigte aus Sparsamkeitsgründen sogar die gekürzten Landeszuschüsse zum ÖPNV.

Doch trotz mehrmaliger Preissteigerungen im Nahverkehr seit 2005 befindet sich der ÖPNV im Aufwind. Der Verkehrsbetrieb in Potsdam hat in den letzten drei Jahren 23,6 Prozent Umsatzplus gemacht und die Zahl der Fahrgäste stieg um etwa zehn Prozent. Rund ein Fünftel aller Verkehrsteilnehmer benutzten öffentliche Verkehrsmittel. Damit liege Potsdam fünf Prozent über dem Durchschnitt im Vergleich mit anderen Städten. Auch 20 Prozent der Katjes-Mitarbeiter benutzen Bus und Bahn.

Als wichtige Aufgaben der nächsten Zeit nannte Bernd Kahle von der Stadtverwaltung eine verbesserte Verkehrsanbindung des Wissenschaftsstandortes Golm und eine schnelle Direktverbindung zum Großflughafen BBI Schönefeld. Da sei man jetzt in Verhandlungen mit dem Land, um „zu einer Systemoptimierung zu kommen“, erklärte Peter Buchner von der Deutschen Bahn Regio AG. Die Verbindung werde aber wohl auf ein Umsteigen am Hauptbahnhof in Berlin hinauslaufen, meinte er. dif

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