Aus dem GERICHTSSAAL: Widerstand im Regional-Express
„Ich habe die Polizisten nicht erkannt, glaubte an einen Angriff.“/2500 Euro Strafe
Stand:
Folgt man den Aussagen der Polizeibeamten, so muss Thomas T. (37, Name geändert) in der Nacht des 6. Mai 2007 wohl Tomaten auf den Augen gehabt haben. Aber vielleicht hatte ihm auch der Obstwein den Blick getrübt. Der Angehörige der Bundesdruckerei besuchte mit seiner Freundin das Werderaner Baumblütenfest, befand sich kurz nach Mitternacht im Regionalexpress Richtung Potsdam. Knapp vor Erreichen des Zielbahnhofs kam es zu Ausschreitungen im Zug, die die Bundespolizei auf den Plan riefen. Einer der Randalierer soll der seriös wirkende Thomas T. gewesen sein. Jetzt saß er zum ersten Mal auf der Anklagebank. Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft: Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte.
„Ich wurde im Abteil in eine Schlägerei verwickelt. Plötzlich hat jemand von hinten an mir herumgezerrt. Ich wehrte mich. Dass es sich bei dem vermeintlichen Angreifer um einen Polizisten handelte, habe ich nicht bemerkt. Die hatten blaue Uniformen an. Ich habe aber meine Verteidigungsposition sofort aufgegeben, als ich meinen Irrtum erkannte“, berichtete der Potsdamer in beinahe druckreifem Deutsch. Dennoch sei ihm von einem der Beamten der Arm grün und blau geschlagen worden. „Der war hinterher beinahe doppelt so dick.“ Später habe er Strafanzeige gegen den prügelnden Beamten gestellt. Diese sei jedoch mangels Interesses der Behörde, einen Kollegen in die Pfanne zu hauen, eingestellt worden, beschwerte sich der Mann.
„Es herrschten chaotische Zustände. Der Zug war überfüllt, die Stimmung der Fahrgäste aggressiv“, erinnerte sich einer der damals eingesetzten Beamten im Zeugenstand. Als es zu körperlichen Auseinandersetzungen zwischen mehreren Reisenden kam, habe die Polizei eingegriffen. „Wir haben uns aber vorher zu erkennen gegeben. Außerdem waren wir ja auch uniformiert.“ Wieso Thomas T. dies nicht mitbekommen haben will, vermochte sich der Zeuge nicht zu erklären. „Als ich ihm einen Platzverweis aussprach, hielt er sich krampfhaft an der Abteiltür fest. Ich musste erst mit dem Schlagstock ein paarmal auf seinen Arm schlagen, ehe er losließ. „Wir haben den Herrn gebeten, den Waggon zu verlassen und keinen Widerstand zu leisten. Sonst müssten wir Zwangsmaßnahmen anwenden“, berichtete ein anderer Polizeizeuge. Aber der Angeklagte wollte nicht ohne seine Freundin gehen. Die war in dem Getümmel nämlich verschwunden. Da haben wir ihn zu Boden gebracht und ihm Handfesseln angelegt.“
Fazit des Richters: „So ein Blödsinn kommt beim Baumblütenfest leider immer wieder vor.“ Thomas T. habe sich eindeutig den Weisungen der Beamten widersetzt. Die Quittung dafür: 2500 Euro Strafe. Hoga
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: